Plastik in der Umwelt

Wer kennt sie nicht, die Bilder von Plastik übersäten Stränden? Oder von den unzähligen Plastikflaschen in Straßengräben? Oder von bunten Plastiksackerlfetzen in Sträuchern und Bäumen?

Die Vermüllung des öffentlichen Raums wird bei uns immer mehr zum Problem. Unter dem Fachausdruck „Littering“ versteht man das achtlose Liegenlassen und Wegwerfen von Abfällen.

Wie gelangt Plastik in die Umwelt?

Hauptübeltäter ist hier leider der Mensch. Achtlos in der Natur liegen gelassener oder weggeworfener Müll macht einen großen Teil des Problems aus. Die Firmen, die Einwegverpackungen erzeugen, können aber nicht aus der Verantwortung entlassen werden – immerhin nehmen sie in Kauf, dass ihre Produkte nach einer sehr kurzen Nutzungszeit zu Müll werden und wälzen so die Verantwortung auf die KundInnen ab.

So gaben die Bundesgärten in Wien erst vor kurzem bekannt, dass in den vergangenen zwei bis drei Jahren die Vermüllung stark zugenommen hat. Schuld daran seien die vielen To-go-Produkte (Kunststoff-Becher, -Dosen, -Teller, -Besteck und –Folien), die von nächtlichen BesucherInnen mitgebracht, konsumiert und dann vor Ort einfach zurück gelassen werden. Die Flurreinigungsaktion „Sauberes Salzburg“ 2017 ergab, dass knapp 40 Prozent aller gesammelten Flurreinigungsabfälle „Littering" sind. Getränkeverpackungen aus Kunststoff, Metall, Glas und Verbundkarton weisen mit 23 Prozent den mit Abstand höchsten Masseanteil an den typischen Littering-Abfällen auf. An Stückzahlen gemessen sind es die Dosen, die am häufigsten im öffentlichen Raum landen, gefolgt von PET- und Glasflaschen. Besonders ärgerlich ist laut Angaben der Salzburger Behörden, dass inzwischen der Grasschnitt, der durch Mähen der Straßenböschungen anfällt, aufgrund der Verunreinigung mit Plastik und sonstigem Abfall als Restmüll behandelt werden muss. Auch Abflüsse sind immer wieder mit Verpackungsmaterial verstopft.

Aber auch Wetterereignisse wie Wind, Stürme oder Hochwasser tragen Plastik in die Umwelt. Durch Wind kann der in der Natur oder im Mistkübel entsorgte Müll auch ins Meer geweht werden. Besonders stark betroffen sind davon Plastiksackerl aufgrund ihres leichten Gewichtes. Österreich ist zwar ein Binnenland, doch über die Donau kann auch unser Müll ins Meer gespült werden. So gelangen jährlich rund 40 Tonnen Plastik in die Donau, die ins Meer befördert werden.

Während ein Plastiksackerl zwischen 10 und 20 Jahre benötigt, bis es zerfallen ist, dauert dies bei einer PET-Flasche rund 450 Jahre. Dadurch hat sich mittlerweile eine Gesamtsumme von rund 150 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren gebildet. Sollte diese Entwicklung weiter so voranschreiten, wird es im Jahr 2050 mehr Kunststoff als Fischeexternal link, opens in a new tab im Meer geben.

Aber auch viele Kosmetika, vor allem Peelings, enthalten Kunststoffpartikel, die über Abwässer ins Meer gelangen, genauso wie Kleidung aus Polyester oder anderen Kunstfasern. Geschätzt wird, dass abhängig von der Textilart bis zu 3.000 Fasern pro Waschgang freigesetzt werden. Studien haben auch gezeigt, dass Fasern nicht vollständig in Kläranlagen entfernt werden können und häufig in gereinigtem Abwasser zu finden sind.

Warum ist das ein Problem?

Auswirkungen auf unsere Gesundheit

Das größte Problem für unsere Gesundheit stellen dem Kunststoff beigemischten Additive dar. Diese sind nicht fest gebunden und können mit der Zeit in die Umwelt bzw. den menschlichen Körper gelangen. Besonders problematisch sind dabei Zusatzstoffe, die hormonell wirksame Substanzen beinhalten, wie Weichmacher (Phtalate), Bisphenole (BPA, BPS etc) und bromierte Flammschutzmittel. Diese Substanzen können unser Hormonsystem beeinflussen und Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper steuern. Dies kann zu Missbildungen der Geschlechtsorgane bei Kindern sowie zu Unfruchtbarkeit oder zu einem höheren Krebsrisiko im Alter führen.

Besonders problematisch ist dabei der Kunststoff PVC (Polyvinylchlorid), der bis zu 70 % aus Weichmachern besteht. Alltagsprodukte aus PVC sind beispielsweise Bodenbeläge, Rohre und Schuhsohlen. Weitere Produkte, die Phtalate enthalten sind Farben, Lacke (auch Nagellack), Textilien und Kosmetika. Zunächst war man vom Kunststoff PVC begeistert. Er war günstig herstellbar, schwer entflammbar, bewies gute Haltbarkeit bei mechanischer Beanspruchung und ist beständig gegen viele Chemikalien. Doch nach längerem Kontakt mit diesem Kunststoff zeigten sich unterschiedliche Krankheitssymptome an Haut, Lunge, Leber und Gelenken. Produkte aus den Kunststoffen PE (Polyethylen) oder PP (Polyproplyen) enthalten im Gegensatz dazu üblicherweise keine Phtalate als Weichmacher.

Auswirkungen auf Umwelt und Lebewesen

Die oben erwähnten Additive können aber auch in die Natur gelangen und dort Schaden anrichten. Außerdem stellt Plastikmüll für viele Tiere eine Gefahr dar. Tiere fressen unseren Müll als vermeintliches Futter inklusive aller giftigen Inhaltsstoffe oder verfangen sich in Plastikmüll. Durch das Verfangen in Plastikmüll verenden jährlich bis zu 100.000 Meeressäuger und eine Million Meeresvögelexternal link, opens in a new tab. Wildtiere ersticken qualvoll an Abfällen oder verletzen sich an scharfen Kanten von Dosen oder Glasscherben. Häufig infizieren sich ihre Wunden und sie werden zu leichter Beute.

 

Grafik: Plastik am Strand

GLOBAL 2000 / Kerstin Jana Kater

Zwischen 80 und 85 Prozent aller Abfälle an Europas Stränden bestehen aus Plastik. Die Hälfte davon ist Einwegplastik. 150 Millionen Tonnen Kunststoff schwimmen in unseren Meeren. Jährlich kommen bis zu 12 Millionen Tonnen dazu, Tendenz steigend. Die Folgen sind verheerend: Wale verhungern, weil ihre Mägen voll Müll sind, Robben, Delphine und Schildkröten werden von Plastikteilen stranguliert. Riesige Teppiche aus Plastikmüll treiben über die Ozeane. Eine Million Meeresvögel und bis zu 100.000 Meeressäuger kommen dadurch jedes Jahr ums Leben.

Vor allem die Aufnahme über die Nahrung wirkt sich so auch wieder auf uns Menschen aus. Kunststoff zerfällt in kleinere Teile, wird von Fischen und Muscheln aufgenommen und gelangt so letztendlich auf unsere Teller. Ein anderes Beispiel ist die Honigbiene, die in der Umwelt Mikroplastik aufsammelt. Bei einem Testexternal link, opens in a new tab in der Schweiz wurden dabei in allen 20 untersuchten Honigprodukten Plastikrückstände gefunden.

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