14.11.2017

Klimamigration - warum Menschen ihre Heimat verlassen

Es gibt viele Gründe, warum Menschen ihre Heimat verlassen. Eine der Hauptursachen dafür ist aber der Klimawandel und seine Folgen. Gebiete, die immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht werden oder auf lange Sicht durch Überflutungen, Meeresspiegelanstieg oder Wüstenbildung unbewohnbar werden, nehmen ohne Gegenmaßnahmen weiter zu, so entsteht Klimamigration.

2016 hat erneut alle Temperaturrekorde gebrochen. Die World Meteorological Organisation (WMO) berichtete, dass die Temperatur des Jahres 2016 um 1,1 °C über dem vorindustriellen Niveau lag, es ist die höchste je gemessene Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die 16 heißesten Jahre waren fast alle nach der Jahrtausendwende, eine unübersehbare Häufung von Rekorden. Gleichzeitig sind auch CO2-Konzentration und Methankonzentration in der Atmosphäre auf einem Rekordniveau.

In Folge treten stärkere und häufigere Extremwetterereignisse auf. Das bekommen besonders Menschen, die in gefährdeten Gebieten leben zu spüren und diejenigen, die kaum Möglichkeiten haben, sich gegen Gefahren zu wappnen. Besonders im globalen Süden leben diejenigen, die wenig bis nichts zur globalen Klimakrise beigetragen haben, aber am stärksten unter den Folgen leiden. Dabei kommen Klimaschäden oft zu anderen Problemen hinzu: Schwache staatliche Strukturen, extreme Armut, Gewaltkonflikte und Korruption machen schon jetzt vielen Menschen das Leben schwer. Ein möglicher Ausweg ist die Abwanderung. Schlimmer ergeht es aber denjenigen, die sich in dieser Lage nicht bewegen können, weil sie kein Geld dafür haben oder krank und schwach sind. Neben klimainduzierter Migration macht das Wort der sogenannten "trapped populations" die Runde. Menschen in der Klimafalle. Es geht um die Ärmsten der Armen, die nicht fliehen können und die von zunehmenden Extremereignissen in voller Härte getroffen werden.

Gründe für Klimamigration

Die konkreten Ursachen für Klimamigration sind vielschichtig. Regelmäßige Überflutungen zerstören Gebiete und der voranschreitende Meeresspiegelanstieg trägt nicht nur zu Küstenerosionen bei, sondern wird auch ganze Inselgruppen verschlucken.

Die Klimaerwärmung trägt aber auch dazu bei, dass die Intensität von Wirbelstürmen zunimmt, Millionen von Menschen leben bereits jetzt in gefährdeten Gebieten. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden etwa eine Milliarde Menschen in Gebieten leben, die aufgrund von Hitze, Dürren oder Wüstenbildung unbewohnbar werden können. Und das Abschmelzen der Polkappen trägt in der Arktis dazu bei, dass die indigene Bevölkerung ihre Jagdreviere verliert.

Besonders betroffen von diesen Klimaauswirkungen sind Menschen, die in Küstengebieten oder auf Inseln leben. Aber auch im Landesinneren kann es bei Flussdeltas oder in besonders trockenen Gebieten "ungemütlich" werden. Welche Gebiete von welchen Klimaauswirkungen besonders betroffen sein werden, sehen Sie in der folgenden Grafik:

Wohin ziehen die Menschen?

Die wenigsten KlimamigrantInnen verlassen überhaupt ihr Land. Manche ziehen nur ein paar Kilometer weiter, viele wandern in die Slums der Städte, wo sie oft in baufälligen Hütten leben müssen und besonders anfällig für die Folgen von Extremereignissen sind. Die globale Klimaveränderung als Antreiber der Migrationsbewegung ist schwer in Zahlen zu fassen und doch wird ihr mittlerweile auch von offiziellen Stellen formell hoher Stellenwert eingeräumt.

Wir müssen handeln

Seit der Klimakonferenz in Cancun 2010 ist der Klimawandel als eine Hauptantriebskraft der globalen Migrationsströme anerkannt, politische Initiativen sind entstanden. Die Schweiz und Norwegen haben die bemerkenswerte Nansen-Initiative gestartet und erste Problemlösungen skizziert. Im Klimaschutzabkommen von Paris firmiert das Thema unter dem Titel "loss and damage" (Verluste und Schäden), also bereits unvermeidbaren Klimafolgen. Einzelne Flüchtlinge haben bereits Schutz unter Verweis auf drohende Klimafolgen erhalten. Und doch mahlen die Mühlen der Politik langsam, zu langsam für viele Betroffene. Konkrete Unterstützung nimmt sich wie ein Tropfen auf den heißen Stein aus. Wir wissen bereits viel und tun immer noch wenig.

Im Report Klimakrise und Migration werden die wichtigsten Zusammenhänge zwischen Migration und Klimawandel vorgestellt, der Zusammenhang zwischen Klimawandel, Konflikt und Migration diskutiert und in Fallbeispielen auf Brennpunkte der Klimamigration eingegangen. Abschließend wird ein Ausblick auf Handlungsmöglichkeiten gegeben.

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