23.11.2016

Ressourcenverbrauch: der ökologische Fußabdruck

Wir in Europa nutzen für unseren täglichen Konsum mehr natürliche Ressourcen als wir selbst haben. Im Jahr 2010 verbrauchten wir 43 Prozent mehr landwirtschaftliche Flächen, als in der EU selbst zur Verfügung stehen. Das ist der wahre Preis unseres Konsums - zulasten anderer Weltregionen.

Mit jedem Produkt das wir konsumieren, konsumieren wir indirekt auch landwirtschaftliche Flächen, die für die Herstellung in der Wertschöpfungskette des Produkts benötigt wird. Die Europäische Union nutzt weltweit mehr Land, als ihr fairerweise zusteht. Im Jahr 2010 entsprach die Menge an Land, die wir allein für unseren Konsum von landwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen beanspruchten, 269 Millionen Hektar – das sind 43 Prozent mehr landwirtschaftliche Flächen, als in der EU selbst zur Verfügung stehen. Zum Vergleich: Diese Fläche entspricht fast der Größe von Frankreich und Italien zusammen. Die erhebliche Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Land und Wasser außerhalb der EU kann schwerwiegende soziale und ökologische Folgen haben.

Was ist der ökologische Fußabdruck?

Der ökologische Fußabdruck ist ein Indikator für die Bemessung der Menge an natürlichen Ressourcen, die dafür benötigt wird Güter und Dienstleistungen herzustellen, die in einer Region konsumiert werden. Da Produktionssysteme und Konsumverhalten durch den internationalen Handel immer komplexer werden, hilft der Land-Fußabdruck dabei, auf die zunehmenden sozialen und ökologischen Folgen außerhalb der EU hinzuweisen. Diese Folgen sind unter anderem die Ausdehnung von Ackerland in Naturräume, Bodendegradierung, Entwaldung, Biodiversitätsverlust, Landraub, ungleiche Aneignung der Ressource Land und vieles mehr.

Hauptgrund: Tierische Produkte

Tierische Produkte machen 73% des EU-Land-Fußabdruckes aus

Friends of the Earth Europe

Fast drei Viertel des Landverbrauchs in der EU werden durch den Konsum von tierischen Produkten wie Fleisch und Milchprodukte verursacht, was uns dazu veranlassen sollte unsere Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Allerdings geben auch pflanzliche Öle, vor allem jene, die nicht für Nahrungsmittel verwendet werden Grund zur Sorge. Immer mehr Land in den tropischen Zonen Südostasiens und Südamerikas wird für diesen Zweck eingesetzt, was den Druck auf natürliche Ökosysteme und lokale Gemeinschaften erhöht. Gleichzeitig zeigt die Forschung eine wachsende Abhängigkeit von Ackerflächen außerhalb der EU. Mehr zum Thema Fleischkonsum finden Sie hier: Fleischatlas

Der wirkliche Landverbrauch der EU-Länder

Diese interaktive Grafik zeigt den Landverbrauch der EU-Länder in Hektar pro Staat und pro Kopf für das Jahr 2007. Die Grafik zeigt jedoch nur landwirtschaftliche Flächen die für die Kultivierung und Anbauung genutzt werden. Flächen die für die Waldbewirtschaftung genutzt werden, werden nicht ausgewiesen. 

 

Gerodetes Land für Palmölanbau in Indonesien

Vanessa Böttcher

Der ökologische Fußabdruck: Das muss die Politik ändern

Die drei Schlüsselkomponenten, die es braucht, um eine global nachhaltige Ressourcennutzung zu gewährleisten, beruhen auf Maßstab, Folgen und Verteilung. Das heißt:

  • Die landwirtschaftliche Nutzung von Waldgebieten oder anderen natürlichen Lebensräumen muss verringert bzw. gestoppt werden
  • Auswirkungen von Produktionsverfahren müssen durch Monitoring eingeschränkt werden und es muss eine Produktionsweise garantiert werden, die sozial und ökologisch verträglich ist
  • Veränderungen der Konsumgewohnheiten in den Ländern des Globalen Nordens müssen unterstützt werden, um den ökologischen Fußabdruck pro Kopf zu verringern und somit eine gerechtere Landverteilung im Globalen Süden zu ermöglichen.

Um einen nachhaltige globale Landnutzung zu gewährleisten, ist es notwendig alle drei Dimensionen zu berücksichtigen. Es ist klar, dass sowohl die Produktions- wie auch die Verbraucherländer für negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt im Erzeugerland verantwortlich sind. Ein positiver Wandel erfordert somit gerechte internationale Abkommen und ethisch verantwortungsbewusste Ansätze um negative Folgen zu verringern.

Aktuell beschränken sich die EU-Politiken zum Thema Land auf das eigene Territorium, sie konzentrieren sich nur auf Fragen der Bewirtschaftung und der inländischen Landnutzung. Aufgrund der steigenden Abhängigkeit von Land außerhalb der eigenen Grenzen ist es für die EU unerlässlich, Verbrauchsindikatoren wie den Land-Fußabdruck zu berücksichtigen. Nur so können sie das Ausmaß und die Folgen der Landnutzung bemessen, kontrollieren und verringern.   

Es ist von grundlegender Bedeutung, dass wir die Verantwortung für die gemeinsamen globalen Land-Ressourcen übernehmen, um Naturräume und wichtige Ökosysteme zu schützen, sowie eine gerechte Verteilung des Landverbrauchs unter den BewohnerInnen der Erde zu sichern.

Lesen Sie mehr dazu im Bericht "Der wahre Preis unseres Konsums - der Land-Fußabdruck der EU", der verdeutlicht, warum die EU den globalen Land-Footprint bemessen, kontrollieren und verringern muss.