31.10.2014

Kosmetik-Check 2013/2014

Im Zuge unseres Kosmetik-Check 2013/2014 haben wir in rund einem Drittel der getesteten Kosmetikprodukte hormonell wirksame Chemikalien gefunden. Wir appellierten an Industrie und Handel, diese potentiell gesundheitsgefährlichen Stoffe aus den Kosmetikprodukten zu verbannen.

GLOBAL 2000 hat in drei Tests rund 500 auf dem österreichischen Markt verfügbare Bodylotions, Zahnpasten, Aftershaves und Parfums auf das Vorhandensein von hormonell wirksamen Chemikalien untersucht.

Test 1: Bodylotion, Zahnpasta und Aftershave

In unserem ersten Test, haben wir in den drei großen österreichischen Drogeriemärkten dm, BIPA und Müller folgende Körperpflegeartikel eingekauft:

  • Kosmetikprodukte liegen ausgebreitet auf einem Tisch

    GLOBAL 2000/ Doris Rauh

    159 Bodylotions
    (davon 21 Naturkosmetikprodukte)

  • 146 Zahnpasten
    (davon 11 Naturkosmetikprodukte)
  • 72 Aftershaves und Aftershave-Balsams
    (davon 6 Naturkosmetikprodukte)

Die Inhaltsstoffe dieser Produkte wurden elektronisch erfasst und anhand der von GLOBAL 2000 erstellten Liste hormoneller Inhaltsstoffe in Kosmetika auf das Vorhandensein potentiell hormoneller Schadstoffe untersucht.

Ergebnis: 1/3 mit hormonell wirksamen Chemikalien belastet

Mehr als ein Drittel der konventionellen Körperpflegeartikel enthielten laut Herstellerangaben hormonell wirksame Chemikalien. Diese können aufgrund ihrer zufälligen strukturellen Ähnlichkeit mit den körpereigenen Hormonen in hormonell gesteuerte Prozesse eingreifen und diese stören. Die am häufigsten nachgewiesenen hormonell wirksamen Stoffe in Kosmetika waren Chemikalien aus der Gruppe der Parabene sowie der UV-Filter Ethylhexyl Methoxycinnamate. Es handelt sich hierbei um Inhaltsstoffe, die nachweislich durch den Gebrauch von Kosmetika in den menschlichen Körper gelangen und deren hormonell schädigende Wirksamkeit bei Tieren klar belegt ist.

  • In unserer Auswahl an Kosmetikartikeln wurden insgesamt acht verschiedene hormonell wirksame Chemikalien gefunden. Sechs davon wurden von der EU - in ihrer Prioritätenliste für hormonell wirksame Stoffe - mit der höchsten Priorität belegt. Für diese Stoffe ist die hormonelle Wirksamkeit in Tierversuchen bewiesen. 22 % der untersuchten Produkte enthielten mehrere hormonell wirksame Stoffe.
    • Zahnpasta: Jede fünfte Zahnpasta enthielt hormonell wirksame Inhaltsstoffe, Parabene (Methylparaben, Propylparaben, Ethylparaben und Butylparaben) machten hierbei den überwiegenden Teil aus.
    • Bodylotion: Knapp jede zweite Bodylotion enthielt hormonell wirksame Inhaltsstoffe, Parabene (Methylparaben, Propylparaben, Ethylparaben und Butylparaben) machten hierbei den überwiegenden Teil aus.
    • Aftershave: Die Hälfte aller untersuchten Aftershaves enthielt hormonell wirksame Inhaltsstoffe, die UV-Filter/Absorber 'Ethylhexyl Methoxycinnamate' und 'Benzophenone-3' waren hier die häufigsten Stoffe.
  • 18 Prozent der untersuchten Produkte enthielten Alkohol, der aus steuerlichen Gründen mit Chemikalien vergällt wurde. Diese Chemikalien müssen auf der Liste der Inhaltsstoffe nicht angeführt werden. Als häufiges Vergällungsmittel ist aber der hormonell wirksame Phthalat-Weichmacher Diethylphthalat (DEP) bekannt.

Naturkosmetik-Artikel, die ebenfalls stichprobenartig untersucht wurden, waren frei von hormonellen Schadstoffen. Und auch bei konventionellen Zahnpasten und Bodylotions ließen sich mehrere Hersteller finden, deren Artikel überwiegend bis ausschließlich frei von hormonell wirksamen Inhaltsstoffen waren.

Die detaillierten Ergebnisse des ersten Tests finden Sie unten im Downloadbereich oder hier: Ergebnis-Tabelle - Bodylotion, Aftershave & Zahnpasta

Test 2: Luxusparfums

 

Frau besprüht sich mit Parfum

Public Domain von pixabay.com

GLOBAL 2000 hat außerdem 33 ausgewählte Markenparfums, von Armani, Chanel, Yves Saint Laurent & Co auf hormonell wirksame Chemikalien und die Verwendung von vergälltem Alkohol untersucht. Die 33 untersuchten Parfums setzen sich aus den Gewinnern des deutschen Parfumpreises der Jahre 2012 und 2013 zusammen, sowie aus den Mehrfachgewinnern der Vergangenheit.

Ergebnis: 2/3 durchgefallen

22 der 33 bewerteten Marken-Parfums enthielten den hormonell wirksamen chemischen UV-Filter 'Ethylhexyl Methoxycinnamate'. Rund die Hälfte der Markenparfums enthielt billigen vergällten Industriealkohol, der im Verdacht steht, den hormonell wirksamen PVC-Weichmacher Diethylphthalat (DEP) zu enthalten. Nicht zu beanstanden waren nur fünf der 33 Produkte, darunter die Klassiker N°5, Coco und Allure Homme Sport von Chanel, sowie Shalimar von Guerlain und Code Sport von Armani.

Überrascht hat uns, dass fast die Hälfte der hochpreisigen Markenparfums, billigen vergällten Alkohol enthalten. Das Vergällen von Alkohol hat den alleinigen Zweck, der Alkoholsteuer zu entgehen. Dafür werden sogenannte 'Vergällungsmittel' zugesetzt, die selbst nicht deklariert werden müssen. Eines der häufigsten Vergällungsmittel bei Körperpflegeprodukten ist - wie Untersuchungen gezeigt haben - der PVC-Weichmacher Diethylphthalat (DEP). Aus diesem Grund haben wir wenig später Parfums und Rasierwasser auf DEP getestet.

Die detaillierten Ergebnisse des zweiten Tests finden Sie unten im Downloadbereich oder hier: Ergebnis-Tabelle - Luxusparfums

Test 3: DEP in Parfum und Rasierwasser

2014 ließ GLOBAL 2000 rund 50 marktübliche Parfums und Rasierwasser vom Prüflabor Chemcon daraufhin untersuchen, ob zur steuerschonenden Vergällung* von Alkohol das hormonell wirksame Diethylphthalat (DEP) eingesetzt wurde.

Mehr zu den Gefahren von DEP

DEP wird über die Haut aufgenommen

Untersuchungen zeigen, dass der Weichmacher in Parfums über die Haut aufgenommen wird und in relevanten Mengen in den menschlichen Körper gelangt. Kosmetika, insbesondere Parfums, gelten als Hauptursache für die in zahlreichen Studien gefundenen DEP-Belastungen von Menschen, die entsprechende Kosmetikprodukte verwenden. Das Fatale daran ist, dass DEP zu jenen hormonell wirksamen Chemikalien zählt, die im Verdacht stehen, sensible Entwicklungsprozesse beim heranreifenden Organismus irreversibel zu beeinträchtigen. Dadurch könnten bereits im Mutterleib Krankheiten, die im späteren Erwachsenenleben auftreten, vorprogrammiert werden.

Ein von der Weltgesundheitsorganisation WHO publizierter Bericht zeigt mögliche Gesundheitsgefahren durch hormonell wirksame Chemikalien auf. In dem Bericht werden diese als mögliche Ursache für den massiven Anstieg von Brustkrebs, Hodenkrebs und anderen hormon-assoziierten Entwicklungsstörungen und Erkrankungen wie ADHS, verfrühte Pubertät, Fruchtbarkeitsstörungen und Diabetes in den Industrieländern diskutiert.

Weniger anzeigen

Die Ergebnisse:

Große Mengen der hormonell wirksamen Chemikalie fanden sich in den hochpreisigen Luxusparfums “Davidoff” (7.200 mg DEP/Liter), "David Beckham" (2.720 mg DEP/Liter) und “Faubourg” (465 mg DEP/Liter) sowie in dem preisgünstigeren Aftershave/Eau de Toilette "Gammon" (5100 mg DEP/Liter) des Nivea Herstellers Beiersdorf und in dem von Hofer vertriebenen Parfum “Cuore d' Óro” (4.800 mg DEP/Liter).

Alle anderen untersuchten Parfums sowie alle stichprobenartig mit untersuchten Körperpflegeprodukte enthielten keine nachweisbaren Mengen bzw. nur Spuren des Weichmachers (zwischen 0,1 mg/Liter und 8 mg/Liter). Das Ergebnis ist zwiespältig. So erfreulich einerseits die Abwesenheit von DEP in der überwiegenden Zahl der untersuchten Parfums und Rasierwasser sowie in den stichprobenartig untersuchten Hautcremes, Duschgels, Zahnpasten etc. ist, so unerfreulich sind die überaus hohen Belastungen, die wir in den oben genannten Produkten vorfanden.

Russisches Roulette: 10 Prozent der Parfums beinhalten DEP

Zwar ist es erfreulich, dass in Europa neun von zehn Parfums DEP-frei sind. Dass aber die KonsumentInnen, insbesondere schwangere Frauen sowie Mädchen in der Pubertät, bei der Wahl ihres Parfums ungewollt und unwissentlich Russisches Roulette spielen, ist nicht akzeptabel. Der Verzicht auf DEP wäre völlig problemlos. Alles, was die Kosmetikhersteller tun müssen, ist, den Alkohol, den sie zur Produktion verwenden, nicht mehr mit DEP zu vergällen. Die paar Cent Alkoholsteuer, die für die Kosmetikindustrie dadurch anfallen, stehen in keinem Verhältnis zu den möglichen gesundheitlichen Folgen für die KundInnen.

Die detaillierten Ergebnisse des dritten Tests finden Sie unten im Downloadbereich oder hier: Ergebnis-Tabelle - DEP in Parfum & Aftershave

Wie können Sie sich schützen?

KonsumentInnen können sich schützen, indem sie die auf allen Kosmetikprodukten verpflichtend ausgewiesene Liste der Inhaltsstoffe genau unter die Lupe nehmen und hormonell belastete Kosmetika meiden. GLOBAL 2000 hat dazu eine Liste zusammengestellt, mit der Sie Produkte überprüfen können: Check deinen Badezimmerschrankexternal link, opens in a new tab

Im Jahr 2016 haben wir erneut Kosmetika untersucht. Sehen Sie hier die Ergebnisse des Kosmetik-Check 2016external link, opens in a new tab.