17.08.2023

Statusbericht chemischer Pflanzenschutz

Das PRP-Team erstellt jährlich den "Statusbericht chemischer Pflanzenschutz" für die REWE International AG. Hier finden Sie den aktuellen Statusbericht mit den Analysen des Jahres 2022.

Statusbericht chemischer Pflanzenschutz

GLOBAL 2000

Seit 2003 setzt die REWE International AG am österreichischen Markt das GLOBAL 2000 PestizidReduktionsProgramm (PRP) um. Von GLOBAL 2000 werden wöchentlich Proben von konventionellem Frischobst und Frischgemüse aus den Frischdienstlagern nach einem risikoorientierten Plan gezogen, in unabhängigen, akkreditierten Labors auf Rückstände von Pestiziden untersucht und von GLOBAL 2000 auf die gesundheitliche Gesamtbelastung durch Pestizide bewertet. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse werden auf der BILLA Websiteexternal link, opens in a new tab veröffentlicht.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Im Jahr 2022 wurden 1477 Proben von 110 verschiedenen Produkten auf Pestizidrückstände untersucht und durch GLOBAL 2000 bewertet.

81 % der Proben (1189) waren mit Rückständen über der Nachweisgrenze belastet  (2012: 72 %, 2013: 71 %, 2014: 74 %, 2015: 71 %, 2016: 71 %, 2017: 75 %, 2018: 76 %, 2019: 77 %, 2020: 79 %, 2021: 81 %). In 61 % der Proben (898) wurden 2 und mehr Pestizide nachgewiesen. 

Mehr als die Hälfte der nachgewiesenen Pestizide haben gesundheitsschädliche Eigenschaften.

Sie sind:

  • krebserregend
  • fortpflanzungsschädigend
  • mutagen 
  • hormonell wirksam

In den Proben wurden 22 Pestizide ohne EU-Zulassung nachgewiesen. Für 11 dieser Pestizide wurden die Zulassungen im Jahr 2021 oder während des Jahres 2022 nicht verlängert. Diese Pestizide dürfen trotz erwiesener Schädlichkeit meist noch bis zu 1,5 Jahre verwendet werden.

Die höchste Anzahl an Pestiziden in einer Probe betrug 15 Pestizide bei Liebstöckel aus Österreich. Die Wirkung dieser Mehrfachrückstände ist weitgehend unerforscht, wird im PRP aber über die Summenbelastung kontrolliert.

Grenzwertüberschreitungen und ihre Folgen

Bei 10,70 % der Proben wurden die strengen Grenzwerte des PRP nicht eingehalten. Aufgrund der deutlichen Senkung der PRP-Grenzwerte von 10 häufigen Pestiziden, die wie Hormone wirken, gibt es einen Anstieg seit 2020. (2021: 12,68 %, 2020: 12,20 %, 2019: 8,75 %, 2018: 9,24 %)

Bei Überschreitungen der Grenzwerte des PRP tritt das sogenannte Prozedere in Kraft: 

  1. die Lieferanten werden informier
  2. die Produkte werden in Folge häufiger untersucht 
  3. im Wiederholungsfall wird das Produkt dieses Lieferanten gesperrt

Die Einhaltung der strengen Grenzwerte im PRP gewährleistet eine geringe Belastung durch gesundheitlich bedenkliche Pestizide.

Hormonell wirksame Pestizide

Im Sinne einer konsequenten, stufenweisen Reduktion der Pestizidbelastung von Obst und Gemüse gelten seit Oktober 2016 halbierte PRP-Obergrenzen für alle hormonell wirksamen Pestizide. 

2020 wurden die Grenzwerte für 10 hormonell wirksame Pestizide nochmals deutlich gesenkt. Bei den sogenannten EDC10-Pestiziden ist die Schädlichkeit am besten belegt und Konsument:innen sind durch den Verzehr von Obst und Gemüse ihnen am meisten ausgesetzt. 2022 erfolgte nun für 13 weitere Wirkstoffe und für 3 EDC10-Pestizide eine Absenkung der PRP-Obergenzen.
Die Gesamtbelastung durch 10 hormonell wirksame Pestizide konnte seit Beginn des EDC-Reduktionsprogramms im Oktober 2016 (0,058 mg/kg) um etwa 43 % verringert werden (2022: 0,030 mg/kg).

Unser Fazit

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig unsere risikobasierten Kontrollen für sicheres Obst und Gemüse sind. Die Durchführung der Kontrolle, die gesundheitliche Bewertung der Proben und die Überprüfung der Sanktionen durch eine unabhängige Organisation ist zudem eine gute Basis für die Sicherstellung der Einhaltung des Vorsorgeprinzips für den Schutz der Konsument:innen, sowie der Umwelt.

Sie finden die Statusberichte der vergangenen Jahre unten im Downloadbereich. Noch ältere Berichte finden Sie hier: Statusbericht 2016201520142013 & 2012.

Einen Überblick über die Ergebnisse und die Arbeit des PRP-Team finden Sie auch im Jahresbericht 2022.

Unterstützen Sie unsere Petition für Pestizidreduktion: