In jedem Atomkraftwerk kann jederzeit ein Unfall mit verheerenden Folgen geschehen. Absolute Sicherheit gibt es mit Atomkraft nicht. Dies zeigt eine lange Liste von schweren Unfällen und Störfällen überall auf der Welt. In den vergangenen Jahren hat sich die Lage noch dadurch verschärft, da es nicht völlig unwahrscheinlich ist, dass AKWs das Ziel von TerroristInnen werden. Und gegen gezielte Terroranschläge ist kein Atomkraftwerk gerüstet. Auch Naturkatastrophen wie Erdbeben und Tsunamis können für die AKW zur Bedrohung werden. Am unberechenbarsten ist aber immer noch der Faktor Mensch.

Bei einem Unfall in einem Aktomkraftwerk lässt sich nicht ausschließen, dass Radioaktivität freigesetzt wird. Radionuklide wie zum Beispiel Cäsium, Strontium und Iod, aber auch Plutonium können in die Umgebung freigesetzt werden. Bei Menschen kann dies zur Strahlenbelastung über die Atemluft oder die Nahrungsaufnahme führen, wo die schädliche Strahlung direkt auf den Körper einwirken und Veränderungen auf der zellulären Ebene, auf die DNA und damit krebsauslösend wirken kann.

Die Liste der weltweiten Unfällen in Atomkraftwerken ist lang. Auch bei uns in Europa gab es bereits einige schwerwiegende Unfälle und Störfälle. Dies ist eine Liste der der größten Unfälle in der Geschichte der Atomkraft.

 

Die größten Unfälle in Atomkraftwerken

2011: Fukushima, Japan - INES 7

Am 11. März trifft nach einem Erdbeben der Stärke 8,9 ein gewaltiger Tsunami auf Japan. Mehrere Nachbeben erschüttern die Region. Tausende Menschen kommen dabei ums Leben. Das AKW Fukushima wird dabei schwer beschädigt und es kommt zur Kernschmelze in drei Reaktoren und einer weiteren Explosion in Reaktor 4. Noch sind die kompletten Auswirkungen der Atom-Katastrophe nicht völlig absehbar. Permanent kommt es zu Zwischenfällen im AKW.

2008: Tricastin, Frankreich

In Südfrankreich ereigneten sich innerhalb kurzer Zeit 3 AKW-Unfälle. 18 Kubikmeter mit Uran belasteter Flüssigkeit liefen aus dem AKW Tricastin aus. In der Nuklearanlage in Saint-Alban waren 15 Mitarbeiter bei einer Inspektion radioaktiv belastet.

2006: Forsmark, Schweden

Am 25. Juli 2006 kommt es im schwedischen AKW Forsmark fast zu einem GAU (= größter anzunehmender Unfall) durch Kernschmelze, wie ein Konstruktionsleiter des Kraftwerks berichtete. Nach einem Kurzschluss startete das Notkühlsystem nicht – auch das Steuerungssystem war ausgefallen. Fast eine halbe Stunde lang hatte die Betriebsmannschaft keinen Überblick über den Zustand des Atomkraftwerks.

1999: Tokaimura, Japan - INES 5

Am 30. September kommt es in der japanischen Urananreicherungsanlage zu einem schweren Unfall. Beim Mischen radioaktiver Substanzen wird eine nukleare Kettenreaktion ausgelöst. In einem Radius von 350 Meter rund um das Werk werden alle Menschen evakuiert. Innerhalb von 10 Kilometern dürfen die Bewohner ihre Häuser nicht verlassen. Drei Arbeiter werden mit einer hohen Dosis verstrahlt, zwei davon sterben Monate später.

1986: Tschernobyl, Sowjetunion (heute Ukraine) - INES 7

Bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl external link, opens in a new tabwurden große Mengen an radioaktiver Materie durch die Explosionen und den anschließenden Brand in die Umwelt freigesetzt und über ganz Europa verteilt. 400.000 Menschen müssen ihre Heimat verlassen, offiziell gelten 73.000 Menschen in der Ukraine als Tschernobyl-Invaliden, bis zu 40.000 Menschen werden voraussichtlich durch den Unfall ihr Leben verlieren.

1979: Three Mile Island, USA - INES 5

Am 28. März kommt es im Atomkraftwerk bei Harrisburg (Pennsylvania) zu einer teilweisen Kernschmelze und dem Austritt von Radioaktivität. Stundenlang ist der Reaktor außer Kontrolle, eine Explosion droht. Eine beispielhafte Serie von Pannen und Fehlern läuft ab. Die Behörden geben eine erhöhte Krebsrate unter der Bevölkerung zu, streiten einen Zusammenhang mit dem Unfall jedoch ab.

1977: Belojarsk, Sowjetunion – INES 5

Bei einem Unfall schmelzen 50 % der Brennstoffkanäle des Blocks 2 vom Belojarsker AKW, einem Druckröhrenreaktor. Die Reparatur dauern etwa ein Jahr. Das Personal wird hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt.

1974/75: Leningrad, Sowjetunion - INES 4-5

Im Februar 1974 kommt es aufgrund siedenden Wassers zu einem Bruch des Wärmetauschers im Block 1 des Kernkraftwerks Leningrad. Drei Menschen sterben und hochradioaktives Wasser aus dem Primärkreislauf zusammen mit radioaktivem Filterschlamm werden in die Umwelt freigesetzt. Im Oktober des folgenden Jahres kommt es zu einer teilweisen Zerstörung des Reaktorkerns in Block 1. Nach dem Abschalten des Reaktors wird dieser gereinigt, indem man eine Notreserve Stickstoff hindurchpumpt und durch den Abluftschornstein abbläst. Dabei werden ca. 55 Petabecquerel an radioaktiven Substanzen an die Umwelt abgegeben.

1969: Lucens, Schweiz – INES 5

Nachdem während eines einjährigen Stillstandes eines experimentellen Reaktors im Versuchsatomkraftwerk Lucens Wasser aufgrund einer kaputten Gebläse-Dichtung in den Kühlkreis des Reaktors kommt, korridieren die Brennstab-Umhüllungsrohre. Nachdem der Reaktor wieder in Betrieb genommen wird, verhindert die Korrosion die Kühlung des Reaktors. Es kommt zu einer partiellen Kernschmelze, da der Brennstoff überhitzt.

1959: Simi Valley, USA – INES 5-6

Im kalifornischen Santa Susana Field Laboratory kommt es aufgrund eines verstopften Kühlkanals zu einer 30-prozentigen Kernschmelze. Auch wenn der Großteil der Spaltprodukte abgefiltert werden konnte, wurden die radioaktiven Gase jedoch an die Umwelt freigesetzt. Es kommt zu einer der größten Freisetzungen von radioaktivem Jod-131 der Nuklargeschichte. Der Unfall selbst wurde lange Zeit verheimlicht.

1957: Windscale, Großbritannien - INES 5

In der Wiederaufbereitungsanlage Windscale, dem heutigen Sellafield, gerät ein Gas-Graphit-Reaktor in Brand. Es dauert drei Tage, bis das Feuer endlich unter Kontrolle ist, die Reaktorruine muss danach einbetoniert werden. Rund 500 km2 Land werden radioaktiv verseucht.

1957: Majak, Sowjetunion (heute Russland) - INES 6

Ca. 1.700 Kilometer östlich von Moskau explodiert ein Tank mit hochaktivem flüssigen Atommüll und versucht eine Fläche so groß wie ein Viertel Österreichs. Die freigesetzte Strahlung zog etwa 270.000 Menschen in Mitleidenschaft.

INES-Skala: Wie schwer ist ein Atomunfall

Wie schwer ein Atomunfall ist, wird mithilfe der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES – International Nuclear Event Scale) eingestuft. Die INES wurde von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) und der Kernenergiebehörde der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) initiiert. Die Skala gibt Aufschluss über die sicherheitstechnische Bedeutung eines Ereignisses und in folgende sieben bzw. acht Stufen unterteilt:

  • INES 7 = Katastrophaler Atomunfall

Infolge einer meist kompletten Zerstörung der Anlage bzw. des Reaktorkerns kommt es zu einer Freisetzung von mehr als 10.000 Terabecquerel radioaktiven Materials. Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in weitem Umfeld und gesundheitliche Spätschäden über große Gebiete.

  • INES 6 = Schwerer Atomunfall

Nach einer Zerstörung von Schutzbarrieren und/oder Reaktor kommt es zur Freisetzung von 1.000 bis 10.000 Terabecquerel radioaktiven Materials. Ein voller Einsatz der Katastrophenschutzmaßnahmen ist nötig.

  • INES 5 = Ernster Atomunfall

durch schwere Schäden an Schutzbarrieren und/oder Reaktorkern werden einige 100 bis 1.000 Terabecquerel radioaktiven Materials freigesetzt. Es werden mehrere Todesfälle infolge einer Strahlenexposition verzeichnet und einzelne Katastrophenschutzmaßnahmen müssen eingesetzt werden.

  • INES 4 = Atomunfall

Nach Schäden am Reaktorkern/an den radiologischen Barrieren kommt es zu einer Freisetzung von einigen 10 bis 100 Terabecquerel radioaktiven Materials und zu einer schwere Kontamination des kerntechnischen Personals, sowie mindestens einem Todesfall durch Strahlenexposition.

  • INES 3 = Ernster Störfall

Durch einen weitgehender Ausfall der gestaffelten Sicherheitsvorkehrungen werden sehr geringe Mengen radioaktiven Materials freigesetzt, die zu einer schwere Kontamination oder akuten Gesundheitsschäden des kerntechnischen Personals führen.

  • INES 2 = Störfall

Es kommt zu einem begrenzten Ausfall der gestaffelten Sicherheitsvorkehrungen.

  • INES 1 = Störung

Es kommt zu einer Abweichung vom normalen Betrieb der Anlage.

  • INES 0 = Ereignis ohne sicherheitstechnischer Bedeutung

Keine oder nur sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung.

Atomkraftwerke kennen keine Grenzen

Die Gefahren, die von ihnen ausgehen, betreffen uns alle. Gemeinsam können wir unsere wunderschöne Natur, unsere Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder schützen, indem wir uns gegen Atomkraft erheben. Lassen Sie uns gemeinsam handeln - Unterstützen Sie heute unsere Arbeit gegen Atomkraft und für eine sichere und nachhaltige Zukunft mit Ihrer Spende!

Minimum € 5

Für das Abschalten von Schrott-Reaktoren