09.01.2024

Bodenatlas

Daten und Fakten über eine lebenswichtige Ressource. Erfahren Sie hier alles zu dem Zustand unserer Böden.

Bodenatlas Cover

GLOBAL 2000

Wussten Sie, dass der Boden der artenreichste Lebensraum der Erde ist? Er ist von unschätzbarem Wert - und für uns überlebenswichtig. Und doch stehen unsere Böden selten im Rampenlicht der gesellschaftlichen und politischen Debatte. Mit dem Bodenatlas ändern wir das und beantworten Fragen wie: 

  • Wie gesund und giftfrei sind Österreichs Böden?
  • Wie „versiegelt“ ist unser Leben bereits?
  • Betrifft uns in Europa die Wüstenbildung?
  • Und wer profitiert an der Zerstörung unserer Böden?

Gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftungexternal link, opens in a new tab und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)external link, opens in a new tab haben wir mit dem Bodenatlas eine Bestandsaufnahme des artenreichsten Lebensraums der Erde, unserer Böden, herausgebracht. 

 

Der Boden - Grundlage des Lebens

Der Boden ist ein faszinierender und artenreicher Lebensraum, der mindestens ein Viertel aller Erdlebewesen beherbergt. Dieses komplexe Ökosystem hat sich evolutionär über hunderte Millionen Jahre entwickelt, durch das harmonische Zusammenspiel von Pflanzen, Pilzen, Tieren und Mikroorganismen wie Einzellern, Bakterien oder Archaeen. Böden bestehen aus Wasser, Luft, verwittertem mineralischem Material und organischer Substanz, hauptsächlich aus abgestorbenen Pflanzen- und Tierresten. 

Das Multitalent Humus

Diese zersetzten organischen Stoffe bilden den Humus, der den Boden mit Nährstoffen versorgt, als Energieträger für Bodenlebewesen dient und die Bodenqualität beeinflusst. Der Humus, als zentrale dunkle Substanz im Boden, spielt eine entscheidende Rolle bei der Speicherung von Wasser, Bereitstellung von Nährstoffen und Förderung der Bodenstruktur. Er entsteht durch die Aktivität von Bodenbewohnern wie Regenwürmern und Mikroorganismen, die organische Materialien abbauen. Die meisten Lebensprozesse im Boden werden durch die Photosynthese der Pflanzen angetrieben, wodurch ein gesundes Wachstum ermöglicht wird.

Der Boden als wichtiges Ökosystem

Fruchtbare und intakte Böden sind nicht nur unverzichtbare Grundlage für funktionierende Landwirtschaft, sondern fungieren gleichzeitig als wichtigster CO₂-Speicher unseres Planeten. Gesunde Böden speichern außerdem viel Wasser, wodurch Trockenheit, Starkregen und Überschwemmungen abgemildert werden. Intakte Böden sind auch ein Garant für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Unter einem Hektar Land leben 15 Tonnen Bodenlebewesen. Das entspricht dem Gewicht von 20 Kühen.

Dominik Linhard

„Boden ist eine nicht erneuerbare Ressource, von dem unsere Nahrungsmittel- und Trinkwasserversorgung direkt abhängt. Außerdem sichern intakte Böden den Erhalt der Artenvielfalt und nicht zuletzt sind sie die größten Kohlenstoffspeicher der Welt, weshalb ihr Erhalt im Kampf gegen die Klimakrise entscheidend ist.“

Dominik Linhard, GLOBAL 2000 Biodiversitäts-Experte

Bodenzerstörung und die Folgen

Jeder Eingriff in den Boden verändert die Struktur und Funktion der natürlichen Boden-Pflanzen-Systeme. Am radikalsten wirkt die vollständige Bodenzerstörung bei Flächenversiegelung durch Straßen- oder Gebäudebau. Die Technisierung in der Forst- und Landwirtschaft mit immer schwereren Maschinen, synthetischen Düngern, Pestiziden und die Fixierung auf Ertragssteigerungen werden seit den 1950er-Jahren ausgehend von den USA und Europa in vielen Regionen der Welt politisch gefördert. 

Es folgen der Verlust von:

  • Bodenstruktur
  • Humus
  • Biodiversität

Der Boden in Österreich

115 000 Quadratmeter. Diese Fläche an Boden wird in Österreich jeden Tag neu vom Menschen beansprucht und geht damit als natürlicher Lebensraum verloren. Etwa die Hälfte davon fällt ganz der Versiegelung zum Opfer. Bereits vor über 20 Jahren hat die damalige Bundesregierung ebendieser Praxis den Kampf angesagt. Das damals festgelegte Ziel: Bis 2010 sollten pro Tag nicht mehr als 2,5 Hektar Beton und Stahl zum Opfer fallen. Heute kann man festhalten: Das Ziel wurde mit fliegenden Fahnen verfehlt. 

Der Boden als umkämpfte Ressource

Böden sorgen weltweit für Begehrlichkeiten. So bewirtschaften etwa 1 % aller Betriebe knapp 70 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Böden sind Geldanlage und wo Geld eine Rolle spielt, ist Gewalt nicht weit. Knapp 2000 Menschen kamen im Zuge von Landkonflikten im vergangenen Jahrzehnt ums Leben – Tendenz steigend. 

Böden für zukünftige Generationen erhalten

Die Menschheit bewirtschaftet Böden seit Tausenden von Jahren, jedoch erfordert die aktuelle Bewirtschaftung dringend nachhaltige Regelungen, um die Böden für zukünftige Generationen zu erhalten.

So kann Bodenschutz gelingen: 

  • Nachhaltige Bodennutzung muss konkrete Umsetzung finden, durch verbindliche Definitionen und strengere Kontrollen der "guten fachlichen Praxis" in der Landwirtschaft. 
  • Bodenverbessernde Maßnahmen müssen gezielt gefördert werden, um den Boden gesund und für nachfolgende Generationen zu erhalten. 
  • Die Gleichrangigkeit des Bodens mit Wasser und Luft sollte gesetzlich verankert werden, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene.
  • Die bevorstehende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) muss dem Bodenschutz mehr Gewicht verleihen, und ein eigenständiges europäisches Bodenschutzrecht ist erforderlich.

Noch mehr Details über unsere Böden erfahren Sie im Bodenatlas, den Sie hier downloaden können:

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