21.03.2017

Gekaufte Wissenschaft

Die Tricks von Monsanto und der Beitrag der Behörden, um Glyphosat vor einem Verbot zu retten. Wir haben uns die Tricks und die Rolle der Kontrollbehörden genauer angesehen - und sie in einem brisanten Report entlarvt.

Gekaufte Wissenschaft - Der Glyphosat Report
GLOBAL 2000

Seit 2011 gilt die EU-Pestizidverordnung 1107/2009, die eigentlich eine Wiederzulassung des gefährlichen Pestizids Glyphosat verhindern sollte. Monsanto und andere Glyphosat-Hersteller kämpfen aber mit allen Mitteln darum, ihr Herbizid vor dem drohenden Verbot zu retten. Wir haben uns die Tricks genauer angesehen.

Die englische Version des Berichts finden Sie am Ende des Artikels.

Bericht hier downloaden

Laut EU-Pestizidverordnung dürfen Wirkstoffe wie Glyphosat nicht mehr vermarktet werden, wenn sie Krebs hervorrufen oder das Erbgut schädigen können. Das ist der sogenannte „gefahrenbasierte Ansatz“. Außerdem muss zur Bewertung eines Wirkstoffes frei zugängliche wissenschaftliche Literatur berücksichtigt werden. In der Vergangenheit basierte die behördliche Bewertung und Zulassung von Pestizidwirkstoffen auf den Studien der Hersteller. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Artikel in der frei zugänglichen Literatur wurden von Monsanto und anderen Herstellern in Auftrag gegeben. Alle diese Artikel kommen zu der Schlussfolgerung, dass Glyphosat keine Gefahr für die Gesundheit darstellt.

Wissenschaftliche Mängel

Unser Report beweist aber, dass diese Publikationen einer kritischen wissenschaftlichen Prüfung nicht standhalten. Sie weisen vielmehr inakzeptable Mängel auf. Insbesondere zählen dazu Manipulationen wie das mutmaßlich gezielte Weglassen von relevanten Daten bei gleichzeitiger Präsentation irrelevanter Daten, mit deren Hilfe Leser in die Irre geführt werden.

Ähnliche wissenschaftliche Mängel wie in den industriegesponserten Artikeln finden sich auch in den Bewertungen der europäischen Regulierungsbehörden BfR und EFSA.

Ein Beispiel: Nachdem die Krebsforschungsagentur IARC in vier Hersteller-Studien “ausreichende Beweise für eine krebserregende Wirkung“ von Glyphosat fand, in denen zuvor das BfR keine Hinweise für eine Krebswirkung erkennen konnte, erhielt das BfR den Auftrag, die Bewertungen der IARC zu evaluieren. In der Folge musste das BfR die von der IARC festgestellten statistisch signifikanten Tumorbefunde in allen vier Studien bestätigen. Auch in den übrigen drei Mausstudien der Hersteller musste die Behörde statistisch signifikante und dosisabhängige Zunahmen von Tumoren zugeben, die sie vorher anscheinend “übersehen“ hatte. Die Behörde räumte ein, sie habe “ursprünglich auf die statistischen Auswertungen vertraut, die mit den Studien der Hersteller mitgeliefert wurden“.

Interessenskonflikte wohin man blickt

Die Autoren der industriefinanzierten Arbeiten haben massive Interessenskonflikte mit der Chemieindustrie. Zum Beispiel waren zwölf der 16 Mitglieder des Gremiums bereits als Berater für Monsanto tätig oder bei dem Unternehmen angestellt. Diese Interessenskonflikte wurden gegenüber der Öffentlichkeit und den Medien nicht immer deklariert. Nur bei einem Mitglied des Gremiums konnte kein Interessenskonflikt festgestellt werden.

Auch die Glyphosat-Bewertungen von Behörden und Expertengruppen sind durch ernste Interessenskonflikte kompromittiert. Dieselben Personen, die bereits in den 1990er Jahren mit der europäischen Bewertung von Glyphosat befasst waren, sind es zum Teil heute wieder. Hier haben also Personen ihre eigenen Bewertungen beurteilt – Fehler wird man dann vermutlich nur ungern eingestehen.

Inakzeptables Krebsrisiko

Trotz wissenschaftlicher Beweise für die krebserzeugende und DNA-schädigende Wirkung von Glyphosat wollen Hersteller und Behörden den Verkauf dieses Pestizids weiter zulassen.

Wird Glyphosat für den weiteren Einsatz genehmigt, bringt das ein inakzeptables Risiko für Krebserkrankungen mit sich, das man durch seriöse wissenschaftliche Arbeit und die Einhaltung von Gesetzen wie der EU-Pestizidverordnung verhindern könnte.

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