24.03.2017

BPA in Dosen

Bisphenol A, kurz BPA, ist eine der meistverwendeten Industrie-Chemikalien der Welt. Millionen Tonnen davon kommen jedes Jahr in der Plastikherstellung zum Einsatz, auch in Verpackungsmaterial für Lebensmittel. Und: BPA ist hormonell wirksam, das heißt, schon die kleinsten Dosen davon können unser Hormonsystem durcheinanderbringen. Wir haben deshalb getestet ob BPA in Dosen von Lebensmitteln zu finden ist. 

Schon vor einigen Jahren fanden wir die gefährliche Chemikalie BPA in Babyschnullern und gingen damit an die Öffentlichkeit. Wenige Tage darauf zog der Handel alle BPA-Schnuller vom Markt zurück, und die Hersteller stellten ihre Produktion um. Dass BPA damit aber keineswegs aus Verbraucherartikeln verbannt wurde ist eine Tatsache. Selbst unsere Lebensmittel sind davor nicht gefeit. So sind etwa Konserven- und Getränkedosen auf der Innenseite mit Kunststoff beschichtet, damit der Inhalt nicht den Geschmack des Metalls annimmt. Leider enthält dieses Material in fast allen Fällen BPA. Über die Lebensmittel nehmen wir wiederum die Chemikalie in unseren Körper auf.

Konserven Dosen

Africa Studios / Shutterstock

Lebensmittel-Konserven Test

GLOBAL 2000 wollte wissen, in welchem Umfang BPA von der Innenbeschichtung von Konservendosen auf die darin enthaltenen Lebensmittel übergeht. Dazu haben wir den Inhalt von Lebensmitteldosen auf ihren BPA-Gehalt untersucht. Wir haben 70 Lebensmittelproben in Konservendosen getestet, darunter 28 Proben mit Thunfisch, 15 Proben mit Tomaten, 5 Proben Kokosmilch, jeweils 10 Dosen Ananas und Fruchtcocktail.

Am auffälligsten waren die Belastungen von BPA in Dosen von Kokosmilch, mit einem Durchschnittswert von 104 Mikrogramm pro Kilogramm, gefolgt von 22 Mikrogramm bei Dosenparadeisern und 17 Mikrogramm bei Thunfisch. Interessanterweise fanden wir in keiner der 10 getesteten Konservendosen mit Ananas BPA-Belastungen. Ebenso wenig nachweisbar war BPA in 8 der 10 untersuchten Konserven mit „Fruchtcocktails“. Die größte Einzelbelastung war in einer Konserve mit Kokosmilch nachweisbar mit 318 Mikrogramm, gefolgt von einem Thunfisch mit 140 Mikrogramm pro Kilogramm. Alle Details zu den getesteten Produkten finden Sie unten im Downloadbereich!

Warum wir BPA vermeiden sollten

BPA ist der bekannteste und meist untersuchte Vertreter unter den hormonellen Schadstoffen. Viele gesundheitliche Störungen wie Fehlbildungen der Geschlechtsorgane, Unfruchtbarkeit, Lernstörungen bei Kindern und hormonell bedingte Krebsarten wie Hoden-, Prostata- oder Brustkrebs werden mit Bisphenol A in Verbindung gebracht. Neuere Studien sehen BPA auch als Mitverursacher von Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht.

    Wie Sie sich vor BPA schützen können

    Einen Großteil der von uns getesteten Lebensmittel gibt es statt in Dosen auch in Glasgebinden zu kaufen. Sicherheitshalber haben wir auch diese getestet und haben auch hier zum Teil geringe Mengen von BPA feststellen müssen (in der GLOBAL NEWS haben wir irrtümlich geschrieben in Glasgebinde sei kein BPA - dafür möchten wir uns bei Ihnen entschuldigen). Schuld daran sind die mit BPA-hältigem Kunststoff beschichteten Metalldeckel. Wenn Sie also wirklich sicher gehen wollen, auf diesem Weg kein BPA zu sich zu nehmen, sollten Sie auf Lebensmittel aus der Konserve verzichten.

    Eine Alternative sind Glasgebinde mit Blueseal-Deckel. Diese sind mit einer BPA-freien Dichtung ausgestattet. Leider sind diese Deckel von außen nicht von den anderen zu unterscheiden. Erst nach dem Öffnen erkennt man sie am blauen Rand auf der Innenseite. Die Naturkostfirma Zwergenwiese etwa setzt Blueseal-Deckel ein und auch Alnatura hat bereits die Hälfte der Produkte auf den BPA-freien Deckel umgestellt und weiteren Produkten geplant.

    Wirklich sicher vor BPA sind Sie also nur, wenn Sie Lebensmittel aus solchen Glasgebinden konsumieren oder aber, und das ist die beste Variante, frische Waren kaufen.

    GLOBAL 2000 wird sich weiterhin für ein gesetzliches Verbot von BPA einsetzen. Eine wichtige erste Voraussetzung dafür wurde geschaffen, als die Europäische Union Bisphenol A im letzten Jahr als „giftig für die Fortpflanzung (reproduktionstoxisch Kategorie 1B)“ eingestuft hat. Weitere Schritte müssen nun folgen. Wir werden Sie weiterhin auf dem Laufenden halten.