Atomkraft in Rumänien

In Rumänien werden zwei Reaktoren an einem Standort betrieben.

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Atomenergienutzung

Rumänien hat zwei Reaktorblöcke in Cernavoda in Betrieb, die 2022 19,3 Prozent der gesamten Stromproduktion des Landes lieferten. Erst 2007 ist der zweite CANDU-Reaktor am Standort Cernavoda in Rumänien nach langer Bauzeit in Betrieb gegangen. Der Bau der beiden kanadischen Deuterium-Uran Reaktoren wurde noch in der Mitte der 1980er Jahre beschlossen und begonnen.

Die in Cernavoda betriebenen CANDU-Reaktoren sind in Kanada entwickelte Schwerwasserreaktoren. Dieser Reaktortyp kann sowohl mit nicht angereichertem Natururan oder leicht angereichertem Uran betrieben werden. Für Rumänien, das selbst Natururan produziert, ist dieser Umstand ein wichtiges Argument bei der Typenentscheidung. Eine Besonderheit dieses Reaktortyps ist die Möglichkeit die Brennelemente zu tauschen, während der Reaktor in Betrieb ist. Der Reaktortyp ist dafür bekannt, Tritium in größeren Mengen als Leichtwasserreaktoren freizusetzen.

Nach jahrelangen Verhandlungen mit einem internationalen Konsortium (Stromkonzerne Enel (Italien), RWE (Deutschland), Electrabel (Belgien), Iberdrola (Spanien), CEZ (Tschechien) und Arcelor Mittal Romania) und dem schrittweisen Absprung der Konzerne soll nun der chinesische Staatskonzern China General Nuclear die Cernavoda-Erweiterung um zwei Candu-Reaktoren als Mehrheitseigentümer finanzieren – gegen einen großzügigen Fixabnahmepreis von € 82 pro Megawattstunde, was ähnlich wie bei dem britischen Projekt Hinley Point C weit über dem Marktpreis liegen würde und damit klar wettbewerbswidrig wäre – Rechtsschritte sind zu erwarten.

Aufgrund von US-amerikanischen Spionagevorwürfen gegenüber China General Nuclear und der geänderten geopolitischen Lage weist das Energieministerium 2020 den Betreiberkonzern an, die Kooperation mit China zu beenden. Nach neuesten Plänen soll der Bau direkt durch kanadische Exportkredite finanziert werden, da der Bau der kanadischen AKW-Typen „in Kanadas nationalem Interesse“ sei.

Atompolitische Debatte

Die atomfreundliche Energiepolitik, die maximale Unabhängigkeit vom Ausland im AKW-Betrieb anstrebte, stammt noch aus der Ceaucescu-Diktatur. So kam es zur Entscheidung für eine spezielle Technologie mit Natururan, das in rumänischen Minen gefördert wurde.

Im Zuge der Entdeckung der osteuropäischen AKWs als neues Betätigungsfeld für die europäische Nuklearindustrie gewährte die EU im Jahre 2004 einen EURATOM-Kredit über € 223,5 Millionen für die Errichtung des Blocks 2 in Cernavoda, obwohl dieser den eigenen Kriterien der EU-Kommission widerspricht. Es handelt sich hier nämlich um den kompletten Neubau eines kanadischen Reaktortyps und nicht um Sicherheitsverbesserungen.

Anti-Atom-Proteste

In Rumänien gab es 1986, nach dem Super-GAU in Tschernobyl, Proteste gegen den begonnenen Bau des ersten Blocks in der Region. Mit den Ausbauplänen hat auch der Protest in Rumänien zugenommen. So protestierte Greenpeace Rumänien mit einer Anzeigenreihe und dem Aufruf "...but you don´t have to". Damit sollten die Stromkunden überzeugt werden, dass sie Atomenergie nicht nutzen müssen. Die Anzeigenmotive zeigen mutierte Stofftiere mit dem Slogan "Say no to

19,3

%

Anteil der Atomenergie am Gesamtstrom

Standort Cernavodă

Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Schwerwasserreaktor CANDU 650 MW 07/1996
Block 2 Schwerwasserreaktor CANDU 650 MW 08/2007
Block 3 Schwerwasserreaktor CANDU 655 MW In Bau 1984-1990;
Weiterbau geplant
Block 4 Schwerwasserreaktor CANDU 655 MW In Bau 1985-1990;
Weiterbau geplant
Block 5 Schwerwasserreaktor CANDU 655 MW In Bau 1987-1990;
Weiterbau geplant

Störfälle (Auswahl):

  • 2010: Block 2: Kühlmittelverlust.
  • 2012: automatische Schnellabschaltung eines der Blöcke wird unerwartet ausgelöst.
  • 2016: Block 1: Beschädigung der Stromleitung des Reaktors, Schnellabschaltung