27.02.2024

Giftige Ernte: Ewigkeits-Chemikalien (PFAS) in Obst und Gemüse

Rund 15 % des in der EU angebauten Obst und Gemüses enthalten Pestizidrückstände aus der Gruppe der PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). Sie sind auch bekannt als „Ewigkeits-Chemikalien“. Der Anteil dieser für Gesundheit und Umwelt hochproblematischen Stoffe in Obst und Gemüse hat sich in nur einem Jahrzehnt nahezu verdreifacht.

Giftige Errnte

PAN Europe

Gemeinsam mit dem Europäischen Pestizid-Aktions-Netzwerkexternal link, opens in a new tab (PAN Europe) haben wir den Report “Giftige Ernte“ herausgebracht. Von 2011 bis 2021 wurden bei EU-Pestizidmonitorings über 270.000 Pestizid-Datensätze gesammelt, die nun zu einem erschreckendem Ergebnis führen.

Was sind PFAS?

PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind äußerst stabile und langlebige Chemikalien. Einmal in der Umwelt angekommen, bleiben sie auch dort und werden deshalb als „Ewigkeits-Chemikalien“ (Forever Chemicals) bezeichnet. 

PFAS sind Chemikalien, die in vielen Alltagsprodukten vorkommen, aber auch Umwelt- und Gesundheitsrisiken mit sich bringen. PFAS kommen unter anderem in Pfannen mit Antihaftbeschichtung, Farben, Kosmetik, Microwellen-Popcorn-Beutel, schmutzabweisenden Produkten, wasserabweisender Kleidung und Körperpflegeprodukten vor. 

Bisher wenig bekannt ist, dass auch zahlreiche Pestizidwirkstoffe in die Gruppe der Ewigkeits-Chemikalien fallen. Pestizide leisten daher einen relevanten Beitrag zur Belastung mit PFAS. Immerhin 16 % der in der EU zugelassenen chemisch-synthetischen Pestizidwirkstoffe sind PFAS.

PFAS-Belastung beim Menschen und gesundheitliche Risiken

Die Studie zeigt, dass europäische Konsument:innen einem Cocktail von PFAS-Pestiziden in Obst und Gemüse ausgesetzt sind. Wenn man sich die am häufigsten nachgewiesenen PFAS-Pestizide genauer ansieht, sind die Beweise für ihre Beständigkeit in der Umwelt und ihre gesundheitlichen Risiken beim Menschen gut dokumentiert. Dazu zählen insbesondere Risiken für ungeborene Kinder, Hirnschäden, hormonelle Störungen und Krebs.

Bei Untersuchungen des österreichischen Umweltbundesamts wurden bei allen Testpersonen PFAS im Blutserum, Gewebe oder der Muttermilch nachgewiesen. Besonders besorgniserregend ist dabei, dass ein Viertel der europäischen Jugendlichen eine so hohe PFAS-Konzentration im Blut aufweisen, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht ausgeschlossen werden kann. 

PFAS-Anstieg in der EU, Österreich im negativen Spitzenfeld

Rückstände von 31 verschiedenen PFAS-Pestiziden wurden zwischen 2011 und 2021 in Obst und Gemüse in der EU nachgewiesen. In diesem Zeitraum hat sich der Anteil von PFAS-belastetem Obst- und Gemüse von unter 6 % auf rund 15 % nahezu verdreifacht. Die stärkste Zunahme zeigen Erzeugnisse aus Österreich mit einem Anstieg um das 7-fache bei Obst und um das 33-fache bei Gemüse. Auch in absoluten Zahlen liegt Österreich mit 25 % zusammen mit Holland und Belgien (je 27 %) im negativen Spitzenfeld

In Österreich am häufigsten mit PFAS belastet, waren heimische…

  • Erdbeeren (70 %)
  • Gurken (39 %) 
  • Äpfeln (38 %)

37 Ewigkeits-Chemikalien derzeit EU-weit zugelassen

Im Rahmen des European Green Deal hat sich die Europäische Union verpflichtet, PFAS-Chemikalien im Einklang mit ihrem Ziel einer schadstofffreien Umwelt schrittweise zu verbieten. Im Februar 2023 veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) einen Vorschlag für ein Verbot der Herstellung, der Verwendung und der Einfuhr von mindestens 10.000 Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Nicht erfasst von diesem Vorschlag sind allerdings jene 37 derzeit in der EU zugelassenen Pestizidwirkstoffe, die von der ECHA als PFAS eingestuft wurden. Das sind immerhin 16 % aller zugelassenen synthetischen Pestizide. Als Grund wird genannt, dass die Zulassung bereits in der EU-Pestizidverordnung “geregelt” wird.

Gemeinsam mit PAN Europe fordern wir ein EU-weites Verbot aller PFAS-Pestizide

Ewigkeits-Chemikalien werden über den Pestizideinsatz vorsätzlich in die Umwelt und in die Lebensmittel eingebracht. Bauern und Bäuerinnen in der EU sind sich selten bewusst, dass sie PFAS versprühen, da dies nicht auf ihren Produkten angegeben ist.

Foto von Helmut Burtscher-Schaden

„Unsere Ergebnisse geben Anlass zu ernster Sorge für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Doch während für Lebensmittelkontaktmaterialien, Textilien und andere Konsumgüter EU-weite PFAS-Gruppenverbote in Aussicht gestellt wurden, ist der Umstand, dass große Mengen von Ewigkeits-Chemikalien auch als Pestizide in die Umwelt und in den menschlichen Körper gelangen, nur wenig bekannt.“

Helmut Burtscher-Schaden, GLOBAL 2000 Umweltchemiker

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