Ob auf dem Acker, im Park oder im Garten: Pestizide töten Pflanzen und Tiere, bedrohen die Artenvielfalt und gefährden unsere Gesundheit. Solange Landwirtschaft, Kommunen und Privathaushalte ungebremst Pestizide einsetzen, sterben weiterhin Bienenvölker, werden ganze Biotope verschwinden und der Verlust der Biodiversität weiter voran schreiten. Doch auch der Mensch tritt mit dem Gift in Kontakt. GLOBAL 2000 kämpft für die Reduzierung des Pestizideinsatzes und das Verbot besonders giftiger Stoffe. Vom Kampf gegen die Pestizid-Industrie über Bienen- und Schmetterlingsschutz bis hin zur Zusammenarbeit mit Zusammenarbeit mit Landwirt:innen direkt am Feld reichen unsere Maßnahmen für eine gesündere Umwelt.

Was sind Pestizide?

Pestizide sind ein Sammelbegriff für Giftstoffe, die in der Land- und Forstwirtschaft, sowie in der Lagerhaltung gegen tierische Schädlinge, Krankheiten oder unerwünschtes Unkraut eingesetzt werden. In der konventionellen Landwirtschaft kommen überwiegend chemisch-synthetische Wirkstoffe zur Anwendung. Problematisch sind diese Substanzen, weil sie aus dem Labor kommen, der Tötung lebender Organismen dienen und daher oft nicht nur für die Ziel-Organismen gefährlich sind. Die Gefährlichkeit für andere Organismen zeigt sich oft erst nach Jahren, im Fall von Säugetieren einschließlich uns Menschen oft erst nach Jahrzehnten.

Warum sind Pestizide gefährlich für Mensch und Natur?

Pestizide sind per Definition „zum Töten“ gemacht und können daher auch schädliche Auswirkungen auf andere Organismen, auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben. Pestizidwirkstoffe können krebserregend, fortpflanzungsschädigend oder erbgutverändernd sein, sie können als Nervengifte wirken oder Haut-, Augen- und Atemreizungen hervorrufen. Spritzmittel können Vögel, Fische, Bienen, Regenwürmer und Bodenorganismen schädigen. Sie können sich in der Umwelt anreichern und schädigen dadurch unsere Gewässer und Böden. Pestizide bedrohen die Artenvielfalt. In Österreich sind mehr als 50 % aller Säugetier-, Vogel- und Fischarten in den Roten Listen unter den Kategorien „potentiell gefährdet“ bis hin zu „vom Aussterben bedroht“ zu finden. Bei Reptilien sind es über 90 % und bei Amphibien sogar 100%! Zahlreiche Studien belegen, dass der Einsatz von Pestiziden negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt hat. Durch das „Spritzen“ schädigt man nicht nur die zu bekämpfenden Schädlinge, sondern ungewollt auch Nützlinge und andere Nicht-Zielorganismen.

Wirkung von Pestiziden

Pestizide werden in der konventionellen Landwirtschaft verwendet. Obwohl die landwirtschaftliche Fläche in Österreich rückläufig ist, steigt die Menge an eingesetzten Pestiziden an. Diese chemisch-synthetischen Spritzmittel werden gegen "Schädlinge" eingesetzt. Schädlinge werden aber oft erst durch den intensiven, umweltschädlichen Anbau zum Problem. Die Wirkung von Pestizide geht weiter, als man annehmen würde. Sie haben auf unseren Lebensmitteln und Feldern nichts verloren, denn sie sind ein Risiko für Mensch und Umwelt:

  • Rückstände von Pestiziden auf unseren Lebensmitteln gefährden unsere Gesundheit.
  • Bei LandwirtInnen steigt mit der Anwendung von Pestiziden die Gefahr, an Krebs oder Stoffwechselstörungen zu erkranken und unfruchtbar zu werden.
  • Auch für KonsumentInnen können Pestizide gesundheitsgefährdend sein. Kinder reagieren besonders empfindlich – bei ihnen können schon geringe Mengen starke Reaktionen wie z.B. Entwicklungsstörungen hervorrufen.
  • Pestizide dringen in Wasser, Boden und Luft ein. Dort töten sie nicht nur Schädlinge, sondern bedrohen auch alle anderen Lebewesen wie Bienen, Schmetterlingeexternal link, opens in a new tab, Fische oder Vögel.
  • Beim Ausbringen von Pestiziden kann es zu Abdrift kommen, denn Pestizidnebel kennt keine Grundstücksgrenze.
  • Pestizide sickern vom Feld ins Grundwasser und in offene Gewässer und reichern sich in der Nahrungskette an.
  • Pestizide lassen sich auch weitab der Zivilisation nachweisen. Studien zeigen, dass sogar Eisbären mit Pestizidrückständen verseucht sind und ihre Fortpflanzungsfähigkeit dadurch beeinträchtigt wird.

Je nach Einsatzgebiet oder Wirkung unterscheidet man zwischen verschiedenen Pestizid-Gruppen:

  • Herbizide gegen Unkräuter
  • Insektizide gegen Insekten
  • Fungizide gegen pilzliche Krankheitserreger
  • Akarizide gegen Milben
  • Rodentizide gegen Nagetiere
  • Molluskizide gegen Schnecken
  • Avizide gegen Vögel (sind in Österreich verboten)

Alternative: Biologische Landwirtschaft

Die biologische Landwirtschaft versucht mit Hilfe umweltschonender Methoden Pflanzenschutz auf natürliche Weise zu gewährleisten. Es dürfen dabei keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet werden, stattdessen setzt man auf natürliche Wirkstoffe und pflanzenstärkende Maßnahmen. Durch Fruchtfolgen und organische Düngung wird die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten und gefördert, was zur Stärkung der Pflanzen beiträgt. Schädlinge werden unter anderem mit ihren natürlichen Feinden, sogenannten Nützlingen, in Schach gehalten.

Das können Sie tun:

  • Kaufen Sie biologische Lebensmittel: In der biologischen Landwirtschaft dürfen keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden.
  • Achten Sie auf die Saisonalität von Lebensmitteln: Wenn Pflanzen nicht zu ihrer natürlichen Saison wachsen (z.B. Kopfsalat im Winter), sind sie krankheitsanfälliger und es müssen mehr Pestizide eingesetzt werden. Lesen Sie in unserem Biosaisonkalender nach, wann welches Gemüse wächst.
  • Betreiben Sie auch im eigenen Garten biologischen Pflanzenschutz, fördern Sie Nützlinge und greifen Sie auf mechanische (z.b. Unkrautjäten), thermische (z.B. Hitze zur Unkrautbekämpfung, Abflammen) oder biotechnische Methoden (z.B. Gelbtafeln, Pheromonfallen, Nützlinge) zurück. Infos dazu finden Sie in unserer Broschüre Gärtnern ohne Gift
  • Auch beim Kauf von Textilien sollten Sie auf Qualität aus biologischer Landwirtschaft achten: Baumwolle ist die Kultur mit dem höchsten Pestizideinsatz.

Weniger ist mehr: Das PestizidReduktionsProgramm

Das PestizidReduktionsProgrammexternal link, opens in a new tab von GLOBAL 2000 hat Pestizidgrenzwerte festgelegt, die sich ausschließlich an gesundheitlichen Aspekten orientieren. Ziel des Programms ist die Verringerung der Pestizidbelastung bei frischem Obst und Gemüse und damit auch dieReduktion des Pestizideinsatzes in der konventionellen Obst- und Gemüseproduktion. Dieses Ziel wird in mehreren Schritten durch stufenweise Herabsetzung der Pestizidobergrenzen, Forcierung von umweltfreundlichen Pflanzenschutzmaßnahmen und Sensibilisierung der Konsument:innen, Produzent:innen und Lieferanten erreicht