Die Biodiversität auf unserem Planeten schwindet, jährlich sterben etwa 50.000 Arten aus. Schuld daran sind oft wir Menschen.

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Was ist Biodiversität?

Biodiversität bedeutet Vielfalt des Lebens und umfasst dabei drei große Bereiche die eng miteinander verwoben sind: Die Vielfalt an Ökosystemen, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt.

Als Ökosysteme bezeichnet man Lebensräume und deren Zusammenspiel mit ihren tierischen und pflanzlichen Bewohnern. Die Bestandteile eines Ökosystems sind dabei voneinander abhängig - wird ein Bestandteil verändert oder geht verloren, verändert sich das ganze Ökosystem - daher ist die Artenvielfalt innerhalb eines Systems sehr wichtig.

Die Artenvielfalt ist ein Maß für die Vielfalt an Flora und Fauna. WissenschaftlerInnen schätzen, dass es auf der Erde zwischen 10 und 100 Millionen Tier- und Pflanzenarten gibt. Knapp ein Drittel aller weltweit untersuchten Tiere und Pflanzen sind auf der aktuellen Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) als gefährdet eingestuft. Hier wurde allerdings nur ein kleiner Teil der bisher bekannten Spezies bewertet, daher liegen die tatsächlichen Zahlen wohl weitaus höher.

Die genetische Vielfalt ist die Voraussetzung für die Anpassung der Lebewesen an sich verändernde Umweltbedingungen wie Hitze, Frost, Trockenheit, Krankheitserreger, etc.. Die verschiedenen Varianten der Gene, sogenannte Allele und deren Kombination sorgen für die unterschiedlichen Ausprägungen desselben Merkmals bei einem Lebewesen, z.B. die Farbe der Blüte. Somit hat die genetische Vielfalt eine fundamentale Bedeutung für das Überleben der einzelnen Arten.

Hot Spots der Artenvielfalt

Der Artenreichtum auf der Erde ist nicht gleichmäßig verteilt, sondern es gibt so genannte „Hot Spots“. Das sind Regionen, in denen besonders viele verschieden Arten leben. Zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde gehören tropische Regenwälder und Korallenriffe. Tropische Regenwälder umfassen vermutlich ungefähr drei Viertel aller Arten der Erde. Um mit den oft schwierigen Lebensbedingungen (wenig Licht, wenig Nährstoffe, hohe Konkurrenz) fertig zu werden, haben die Pflanzen und Tiere des Regenwaldes fantasievolle Anpassungen entwickelt.

Warum ist Biodiversität schützenswert?

Biodiversität ist nicht nur schön anzusehen. Wir brauchen Biodiversität, weil wir aus der Natur immer wieder technische Erfindungen und medizinische Anwendungen ableiten, Wildpflanzen uns wichtige Einkreuzungen für Resistenzen in unseren Nutzpflanzen ermöglichen, Bestäuber nicht einfach zu ersetzen sind, Biodiversität im Boden zur Klärung des Wassers in einem Maß beiträgt, dass Kläranlagen nicht alleine leisten können, und ein dichtes Netz an Abhängigkeiten stabiler gegenüber negativen Umwelteinflüssen ist als ein bereits wackeliges, dünnes Netz.

Blumenwiese

Evelyn Knoll CC BY-NC-ND

Verlust an Biodiversität in Österreich

Seit den 80er Jahren hat der Hase 60 % seines Bestandes verloren. Die Zahl der Vögel, Fische, Säugetiere, Amphibien und Reptilien ist in den vergangenen 30 Jahren um durchschnittlich 70 % geschrumpft. ExpertInnen schätzen, dass die Zahl zum Insektensterben aus Deutschland auch annähernd für Österreich gilt - dann fehlen heute 76 % der 1989 gezählten Insekten. Zu dieser Entwicklung tragen wir alle bei.

Verlust der Lebensräume durch Flächenverbrauch

Eine der Hauptursachen für den Biodiversitätsverlust ist der Verlust der Lebensräume. Dazu gehört einierseits der Flächenverbrauch durch die intensive Landwirtschaft und andererseits die Flächenversiegelung. Unser immer dichter werdendes Besiedelungsnetz sorgt für ein zersiedeltes Landschaftsbild und zerschneidet die Lebensräume in unserer Umwelt. Über 40 % der Siedlungs- & Verkehrsflächen Österreichs sind bereits versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Wichtige Bodenfunktionen, wie die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit gehen damit verloren. Wird der Boden dauerhaft von Luft und Wasser abgeschlossen, stirbt die Bodenfauna, die wiederum wichtige Funktionen für den Erhalt und die Neubildung von fruchtbaren Böden erfüllt.

Konventionelle Landwirtschaft

Aber nicht nur der Flächenverbrauch stellt ein Problem dar. Die Flächen werden teilweise fünf mal im Jahr gemäht, was für Insekten besonders problematisch ist. Außerdem sind Pestizide und künstliche Düngemittel, die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden, für viele Organismen schädlich. In Fleisch aus konventioneller Haltung steckt sehr viel Soja aus Übersee, für dessen Anbau große Mengen Regenwald, einer der artenreichsten Lebensräume, abgeholzt wird. Lesen Sie hier mehr zum Thema Biodiversität und Landwirtschaft

Klimawandel

Der Klimawandel hat bereits jetzt massive Auswirkungen auf die Biodiversität. Vor allem Pflanzen- und Tierarten, die sich auf gewisse klimatische Bedingungen spezialisiert haben sind betroffen. Besonders sensibel auf Klimaveränderungen reagieren Ökosysteme, die sehr lange für ihre Entstehung gebraucht haben und lange Zeit stabil sind wie Moore und Wälder mit altem Baumbestand. Dabei ist vor allen die Geschwindigkeit der Klimaveränderung eine wesentlicher Faktor, denn die Klimazonen ändern sich schneller als sich Pflanzen- und Tierarten anpassen können. Aber auch die weltweite Temperaturzunahme bedroht die Artenvielfalt, beispielsweise werden bei einem Temperaturanstieg um 2°C Warmwasserkorallenriffe vollständig zerstört, auch müssen wir uns auf ein Massensterben von 18 Prozent der Insektenarten, 16 Prozent der Pflanzenarten und 8 Prozent der Wirbeltierarten einstellen. Klimabedingtes Artensterben ist aber bereits jetzt Realität. Im Februar 2019 ist die erste Säugetierart ausgestorben, deren Ausrottung direkt mit dem menschengemachten Klimawandel in Verbindung gebracht wird. Der Meeresspiegelanstieg und damit einhergehend häufigere Überschwemmungen haben das Ende der Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte besiegelt. lesen Sie hier mehr zum Thema Klimawandel und Artensterbenexternal link, opens in a new tab

Gentechnik

Dass die klassische Gentechnik die Artenvielfalt gefährdet verwundert wenig, da mit ihr in der Landwirtschaft vor allem zwei Eigenschaften erzeugt werden: Die neue Pflanze erzeugt ein Gift, das Insekten tötet oder die Pflanze wird herbizidresistent um alle „Unkräuter“ großflächig mit Pestizideinsatz beseitigen zu können. Beide Praktiken schaden dem Ökosystem und der darin lebenden Fauna und Flora. Bei der sogenannten Neuen Gentechnik wird allerdings angedacht, neue Eigenschaften in Populationen einzubringen, angeblich auch um eine größere Vielfalt zu erzeugen. Ob diese Vielfalt von der Umwelt des neu geschaffenen Organismus angenommen wird, was diese neue Eigenschaft für den Organismus selbst bedeutet und ob sich daraus nicht potentiell irreversible Risiken für den Organismus, verwandte Arten und die Umwelt ergeben, danach schaut man derzeit aber nicht.

Gewässerbelastung

Industrie- und Haushaltsabwässer belasten trotz Klärung die Gewässer. Beispielsweise enthalten Kosmetika oder nicht fachgerecht entsorgte Medikamente Inhaltsstoffe, die schädlich für die Natur sind. Übermäßige Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft führen zu Ausschwemmungen und Problemen in Fließ- und Grundwasser.

Lichtverschmutzung

Die vielen Lichtquellen in der Nacht beeinträchtigen Tiere. Dieser Einfluss wird als Lichtverschmutzung bezeichnet. Besonders problematisch ist künstliches Licht für nachtaktive Tiere, wie zahlreiche Insekten, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fledermäuse und andere Säugetiere. Schätzungen zufolge verenden in Deutschland jährlich 180 Milliarden Insekten an Straßenlaternen. Die Tiere werden durch das Licht geblendet und/oder verlieren die Orientierung. Es kann sich die Räuber-Beute-Beziehung verändern, wodurch sie in ihrer Futtersuche gestört werden. Außerdem wurden gestörte soziale Interaktionen beispielsweise in der Entwicklung und Fortpflanzung, gestörte Ruhephasen und ein eingeschränkter Aktionsradius beobachtet.

Es gibt viele negative Einflussfaktoren und viele davon haben unsere Ökosysteme brav gepuffert. Wann sich all die Einzelfaktoren so weit summieren, dass diese zum Kollaps führen, weiß niemand.

Was man selbst zur Förderung der Biodiversität beitragen kann

  • Verzichten Sie auf eine Außenbeleuchtung Ihres Hauses, Ihrer Wohnung und Ihres Garten. Falls Sie eine Beleuchtung für Gartenwege brauchen, wählen Sie Wegbeleuchtungen mit einem möglichst kleinen Lichtradius. Lichter mit Sensor-Automatik können auch von Tieren wie Katzen und Igeln aktiviert werden, eine manuelle An- und Ausschaltung ist daher sinnvoller.
  • Verwenden Sie in Ihrem Garten keine chemisch-synthetischen Pestizide und künstliche Düngemittel. Lassen Sie es auch mal wild wuchern, und achten Sie auf unterschiedliche heimische Pflanzenarten die für Insekten und andere Tiere Nahrungsquellen und Lebensräume sind.
  • Vermeiden Sie es Flächen zu betonieren, auch Boden ist Leben! Benutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel - je weniger Verkehr auf den Straßen herrscht, desto weniger Druck gibt es für weiteren Ausbau, weitere Landschaftszerschneidung und Flächenversiegelung.
  • Bevorzugen Sie Bio-Lebensmittel. Darin stecken weniger Pestizide, mehr Biodiversität und in Bio-Fleisch weniger Soja.
  • Vermeiden Sie nach Möglichkeit Kleidung aus Synthetik-Fasern und waschen Sie diese nur wenn es wirklich nötig ist. Bei jedem Waschgang lösen sich Mikroplastikpartikel, die über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Synthetische Fasern summieren sich zu Mikroplastik-Bergen und schaden so den Wasserorganismen.
  • Unterzeichnen Sie unseren Aktionsplan Artenschutz