Auf 2.300 Höhenmeter, mitten in den Ötztaler Alpen, liegt ein von Gletschern und Bächen geformtes Naturjuwel: das Platzertal. Durch die vor 1000 Jahren abgelagerten Sedimente haben sich Trockenbiotope etabliert. Sie bilden gemeinsam mit hochalpinen Mooren Heimat für Tier- und Pflanzenarten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Doch das Hochtal mit seiner Artenvielfalt ist in Gefahr. Das Platzertal soll einem Staudamm weichen, was verheerende Folgen für das Ökosystem hätte. Gemeinsam mit dem WWF setzen wir uns dafür ein, dass diese einzigartige Artenvielfalt erhalten bleibt.

Das Moor im Platzertal

Über 20 Hektar umfasst das Platzertaler Moor, das damit zu den größten unerschlossenen Mooren in den österreichischen Hochalpen zählt. Das Moor ist ein einzigartiges Ökosystem und ein sehr wichtiger Kohlenstoffspeicher. Moore binden sogar mehr CO2 als Wälder. Das Tiroler Moor ist deshalb ein unentbehrlicher Verbündeter im Kampf gegen die Klimakrise. 

10

%

der Moore in Österreich

sind noch vorhanden

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der Moore in Österreich

sind noch im ursprünglichen Zustand

Vor rund 10.000 Jahren, gegen Ende der letzten Eiszeit, entstanden das Platzertal und seine Moorflächen. Nur 10 % der österreichischen Moorflächen sind noch vorhanden. Das Moor im Platzertalexternal link, opens in a new tab zählt zu dem 1 % der Feuchtgebiete, die in ihrem ursprünglichen Zustand noch vorhanden - und somit intakt sind. Wird auf dem Gebiet in über 2.000 m Seehöhe nur 1m² Boden entfernt, braucht die umliegende Vegetation Jahrhunderte, um den Ausgangszustand wiederherzustellen. Es verlangt daher besonderen Schutz. 

Moore sind Alleskönner:

  • Wie ein Schwamm nehmen Moore klimaschädliches Kohlendioxid auf und speichern es langfristig in Form von Kohlenstoff im Torf
  • Moore bedecken nur 3 % der Erde, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde.
  • Moore spielen eine wichtige Rolle bei der Filterung von Wasser
  • Moore bieten Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere

Doch Moore sind nicht ausreichend geschützt. In Österreich werden nach wie vor Genehmigungen für die Zerstörung von Moorflächen erteilt. Durch Wasserkraft- oder Tourismusprojekte gehen immer mehr Moorflächen verloren. 

Platzertal - ein Ort für Generationen

Gebirgsbäche schlängeln sich das Hochtal herab. Die mäandrierenden Gewässerabschnitte schauen nicht nur schön aus, sondern bieten einen Rückzugsort für Tiere. Das Platzertal ist besonders bei Wanderer:innen und Bergsportler:innen beliebt. Auf der Platzer Alm, einer der höchstgelegenen Almen Österreichs, wird Milch, Käse und Butter verarbeitet. Fernab von Verbauungen, wie Skiliften, Hotels oder Staudämmen, bietet das Platzertal noch einen unberührten Ort. Viele Generationen nach uns sollen sich daran noch erfreuen können.

Die Vielfalt des Platzertals

  • Murmeltier
  • Alpenschneehuhn
  • Innäsche
  • Steinadler
  • Edelweiß
  • Schmetterlinge wie der Hochmoorbläuling und Hochmoorgelbling

Das Platzertal ist in Gefahr

Das Platzertal steht vor einer bedrohlichen Entwicklung. Die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) plant seit 15 Jahren den Ausbau des Kraftwerks Kaunertalexternal link, opens in a new tab. Ein solcher Ausbau würde weitreichende ökologische Auswirkungen mit sich bringen, denn dazu würde das Platzertal für einen neuen Staudamm geschwemmt werden. Was auf den ersten Blick nach einer harmlosen Erweiterung klingt, entpuppt sich als Mega-Kraftwerksprojekt. Dadurch würden wertvolle Moore, Flussheiligtümer und einzigartige Lebensräume unwiderruflich zerstört werden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung des Projekts steht kurz bevor, und eine Genehmigung wäre verheerend für die Umwelt.

Eine ökologische Katastrophe droht:

Das geplante Vorhaben sieht vor, das bestehende Kraftwerk Kaunertal in ein Pumpspeicherkraftwerk umzuwandeln. Dafür soll ein 120 Meter hoher und 450 Meter breiter Staudamm im Platzertalexternal link, opens in a new tab errichtet werden. Diese Maßnahme würde dazu führen, dass wertvolle Moore von der Größe von 9 Fußballfeldern im Wasser versinken. Ihre wichtige Funktion als CO2-Speicher geht dadurch unwiderruflich verloren. 

Staudamm im Kaunertal
WWF/ Sebastian Fröhlich

Hangrutsch am Kraftwerk Kaunertal

Ausbau des Kraftwerk Kaunertal hat negative Auswirkungen auf die gesamte Ötztal

Den Flussheiligtümern Venter und Gurgler Ache würde massiv Wasser entzogen werden. Das wiederum führt zu einem Rückgang von bis zu 80 % des Wasserstands im bereits trockenen Natura 2000-Schutzgebiet Ötztaler Alpen. Darüber hinaus sind 6 Schutzgebiete von dem Kraftwerk-Ausbau bedroht, und 20 Gemeinden sowie 3 Talschaften wären von den negativen Auswirkungen betroffen. Geschützte Tierarten wie das Murmeltier, das Alpenschneehuhn und die Innäsche würden ihren Lebensraum verlieren.

Umdenken in der Energiewende

Die aktuelle Situation im Platzertal verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf für eine naturverträgliche Energiewende. Statt einseitig auf den Ausbau von Wasserkraftwerken zu setzen, sollten Politik und TIWAG alternative Lösungen in Betracht ziehen. Das Monsterprojekt Kraftwerk Kaunertal repräsentiert ein Denken, das nicht mehr zeitgemäß ist.

Verheerende Auswirkungen der Klimakrise

Die sich verschärfende Problematik des Wassermangels wird durch den Klimawandel weiter verstärkt. Die Alpenregion, darunter auch Tirol, leidet unter einem rapiden Temperaturanstieg. Laut Klimamodellen könnten die Temperaturen in Tirol bis zum Jahr 2050 um durchschnittlich 3 Grad ansteigen. Dies führt zu einer Verschiebung der Niederschläge vom Sommer in den Winter und zu weniger Niederschlägen in Form von Schnee. Das wiederum bedeutet weniger Wasser in Flüssen während des Frühlings und Sommers. Wasserkraftwerke sind aber stark von der Schneeschmelze abhängig. Für die Zukunft bedeutet weniger Schnee auch weniger Energieerzeugung durch Wasserkraftwerke. Wasserkraftwerke produzieren aufgrund von Wassermangel deutlich weniger Strom. Dadurch müssen fossile Energieträger wieder verstärkt genutzt werden.

TIWAG verzeichnet bereits Minus mit Wasserkraft

Die steigenden Temperaturen und der geringere Niederschlag in den Alpen führen zu einer unsicheren Wasserversorgung. Die TIWAG hat in der Vergangenheit ihre Prognosen und Vorbereitungen nicht ausreichend angepasst. Das hat zu einem Rückgang der Wasserkraftproduktionexternal link, opens in a new tab und einem Minus von 10 % beim Strom aus Wasserkraft im Jahr 2022 geführt. Die Zukunft liegt in einer Kombination aus Windkraft im Winter, Photovoltaik für sonnige Monate und bereits bestehende Wasserkraftwerke, die es in Österreich zahlreich gibt.

Gemeinsam mit dem WWF fordern wir:

  • Schutz der Alpen, Moore und Flüsse
  • eine naturverträgliche Energiewende
  • Ausbau des Kraftwerk Kaunertal stoppen
  • Platzertal bleibt!