16.04.2024

Klimareport: Klimaschutz in Tirol

Wir haben die Klimapolitik in Tirol genau unter die Lupe genommen. Im neuen Klimareport werden die Klimaziele, Strategien und die Performance des Bundeslandes analysiert und bewertet. Tirol hat ambitionierte Pläne - In der Umsetzung besteht aber Aufholbedarf.

Cover Klimareport Tirol

GLOBAL 2000

Auch Tirol bekommt die Auswirkungen der Klimakrise bereits deutlich zu spüren: Unwetter, Hochwasser und Murenabgänge nehmen jedes Jahr zu. Die Landesregierung Tirol sollte daher auch Interesse daran haben, die Klimakrise einzudämmen. 

Bundesländer haben beim Klimaschutz großen Spielraum. Landes- und Siedlungspolitik können maßgebende Entscheidungen zu wichtigen Klimaschutz-Zielen fällen.

Dies betrifft etwa:

  • Wohnbau, Bauordnungen und Wohnbauförderungen
  • Ausbau erneuerbarer Energien (etwa auch Ausrichtung der Landesenergieversorger)
  • Raumordnung und Zonierungen 
  • Naturschutz 
  • Mobilität 

Für ein Gelingen der Energiewende in Österreich ist somit auch entscheidend, welche Richtung jedes einzelne Bundesland in der Klimapolitik einschlägt. Im neuen GLOBAL 2000 Klimareport widmen wir uns der Tiroler Klimapolitik und zeigen, warum Tirol seinen Spielraum bisher leider nicht ausschöpft. 

Tirol schöpft seinen Spielraum noch nicht aus

Tirol ist das einzige Bundesland, das seine Treibhausgasemissionen seit 2010 nicht reduzieren konnte. Im Gebäudesektor sind diese entgegen dem bundesweiten Trend sogar angestiegen. Das hängt auch damit zusammen, dass in Tirol der Verbrauch von fossilem Gas für Heizzwecke deutlich gestiegen ist. Tirol ist nach Wien das Bundesland mit dem größten Anteil an Öl- und Gasheizungen.

Tirol braucht naturverträgliche Energiewende

Für eine naturverträgliche Energiewende ist die Reduktion des Verbrauchs essentiell. Doch obwohl sich die Regierung selbst das Ziel der Verbrauchsreduktion gesetzt hat, konnte der Energieverbrauch in den letzten 10 Jahren kaum gesenkt werden. 

Auch der Ausbau von erneuerbaren Energien geht in Tirol nur schleppend voran. Der Großteil des Stroms in Tirol wird aus Wasserkraft produziert, andere erneuerbare Energiequellen wie PV-Anlagen, Umgebungswärme und Windkraft spielen noch kaum eine Rolle. 

Bruttoendenergieverbrauch und erneuerbare Energieproduktion

GLOBAL 2000

Datenquelle: Statistik Austria (2023): Energiebilanzen

Vergleichsweise zu anderen Bundesländern stammt zwar ein großer Teil des Stroms aus einer erneuerbaren Quelle (Wasserkraft), dennoch gibt es hier zwei gravierende Probleme

  1. Es braucht einen gewissen Energiemix aus Erneuerbaren, um die Lücken zu überbrücken, die während jenen Zeiten entstehen, wo wenig Strom mit Wasserkraft erzeugt wird. 
  2. Das Land Tirol lässt die Punkte der Naturverträglichkeit beim Ausbau von Wasserkraft völlig außer Acht! Und das, obwohl sich die Landesregierung in ihrer Klimastrategie selbst zum Ziel gesetzt hat, dass der Ausbau Erneuerbarer den “Erfordernissen ökologischer Nachhaltigkeit entsprechen muss”
Viktoria Auer

“Der Ausbau des Kaunertal Kraftwerks ist der Inbegriff dessen, was bei der Energiewende in Tirol alles falsch läuft. Wichtige Lebensräume und Moore sollen zerstört werden. Die Bedürfnisse der Menschen aus dem Ötztal werden ignoriert und das Wasser aus dem wasserarmen Ötztal soll abgeleitet werden. Stattdessen sollte sich die Landesregierung jetzt darauf fokussieren, den Ausbau von PV-Anlagen voranzutreiben und den Energieverbrauch zu senken. Denn die nachhaltigste Energie ist die, die gar nicht produziert werden muss.”

Viktoria Auer, GLOBAL 2000 Klima- und Energiesprecherin

Klimastrategie mit aktueller Zielsetzung nicht kompatibel

Sektorale Treibhausgasemissionen in Tirol

GLOBAL 2000

Das Land hat sich vorgenommen, erst bis 2050 unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein, die Bundesregierung will aber bereits 2040 Klimaneutralität erreichen. Auch die Etappenziele, die sich Tirol bis dahin gesteckt hat, sind nicht ambitioniert. Anstatt sich bereits für die Zeit bis 2030 ehrgeizige Ziele zu stecken, werden zielführende Entwicklungen wie eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs auf die lange Bank geschoben. 

Das Tiroler Maßnahmenprogramm enthält zwar viele wichtige Schritte, wie die Erarbeitung eines Ausstiegsplans aus fossilen Heizungen, die Entwicklung von Energie-Speicherszenarien oder die Erstellung einer Strategie für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Unklar ist jedoch, wie es um die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen steht. 

Naturverträgliche Energiewende muss schleunigst eingeleitet werden

Der Klimareport zeigt, dass die Tiroler Landesregierung ihre Ziele anpassen muss und vor allem in der Umsetzung einiges an Aufholbedarf hat. Zwar hat die Landesregierung ein ambitioniertes Maßnahmenprogramm für Klimaschutz – allerdings werden gleichzeitig kontraproduktive Projekte umgesetzt. 

Wir appellieren daher an die Tiroler Landesregierung und Landeshauptmann Anton Mattle endlich eine naturverträgliche Energiewende umzusetzen und Klimaschutz zur Priorität zu machen.

Landeshauptmann Mattle trägt in Tirol besondere Verantwortung

Der größte Tiroler Energieversorger TIWAG steht im 100%-igem Eigentum des Landes Tirol. Wir fordern daher den Landeshauptmann Anton Mattle auf, seine Verantwortung als Regierungschef und als Eigentümervertreter der TIWAG wahrzunehmen und die naturverträgliche Energiewende in Tirol endlich umzusetzen und die Zerstörung intakter Natur und Moore, wie beim Ausbauprojekt Kaunertal zu verhindern.

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