Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Pestizid. Rückstände finden sich in der Umwelt und in Lebensmitteln. Im März 2015 wurde Glyphosat von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als wahrscheinlich beim Menschen krebserregend eingestuft. In Widerspruch dazu schlugen das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vor, Glyphosat als nicht krebserregend zu klassifizieren. Damit ebneten sie den Weg für eine erneute Zulassung. 

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Nach heftigen Protesten aus der Bevölkerung wurde das gefährliche Pestizid 2016 nicht wie geplant für weitere 15 Jahre zugelassen, sondern nur vorläufig bis Ende 2017 verlängert. Die EU-Kommission ließ in der Zwischenzeit das Krebspotential von Glyphosat von der ECHA erneut untersuchen. Trotzdem wurde im November 2017 die Zulassung von Glyphosat um weitere fünf Jahre verlängert. Im Dezember 2019 reicht Bayer nun einen erneuten Antrag auf Wiedergenehmigung (diesmal bis 2027) des gefährlichen Pestizides ein. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Glyphosat.

Was ist Glyphosat?

Glyphosat ist das meist eingesetzte Pflanzengift der Welt. Es ist ein Breitbandherbizid und tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Herbizideinsatz überlebt. Je häufiger glyphosathaltige Pestizide angewendet werden, desto eher entstehen allerdings auch resistente Populationen von Beikräutern, die durch das Mittel eigentlich vernichtet werden sollten. Die pflanzenvernichtenden Eigenschaften von Glyphosat wurden von der Firma Monsanto in den 1970er Jahren patentiert. Das Mittel kam unter dem Namen "Roundup" auf den Markt und wurde zum Bestseller. Das Pestizid wirkt systemisch, das heißt aufgenommen über die Blätter gelangt es in alle Bestandteile der Pflanze: in Blätter, Samen und Wurzeln. Es lässt sich nicht abwaschen und wird weder durch Erhitzen noch durch Einfrieren abgebaut. Rückstände davon halten sich etwa ein Jahr lang in Lebens- und Futtermittel.

Wo wird Glyphosat eingesetzt?

Weltweit wurden 2014 etwa 826.000 Tonnen Glyphosat verkauft, 90 % gingen dabei an die Landwirtschaft.

Glyphosat wird weltweit eingesetzt:

  • in der Landwirtschaft
  • im Obst- und Weinbau
  • in Olivenhainen
  • im Zierpflanzenbau
  • in Christbaumplantagen
  • in Parkanlagen
  • auf Bahngleisen
  • in Gärten
Grafische Aufebreitung zu Glyphosateinsatz in Österreich
GLOBAL 2000 / Kerstin Jana Kater

Glyphosat - das Gift

Birgt Glyphosat Gefahren für den Menschen?

Viele Studien bringen die Verwendung von Glyphosat mit negativen gesundheitlichen Folgen in Verbindung. Reizungen der Haut und der Augen, Schwindel, Kopfschmerzen, Husten oder Kreislaufprobleme können bei der Anwendung auftreten. Bei vielen der negativen gesundheitlichen Auswirkungen handelt es sich um chronische oder langfristige Erkrankungen.

Im März 2015 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" (2A) für den Menschen eingestuft. "2A" ist die zweithöchste Gefahrengruppe. Seit Langem verdächtigt man Glyphosat krebserregend zu wirken. Sowohl Glyphosat als auch sein Abbauprodukt AMPA wirken im Laborversuch genotoxisch. Das bedeutet, es schädigt die Erbsubstanz (DNA), sodass die Zelle ihr genetisches Material nicht mehr exakt vervielfältigen kann. Dies führt zu Mutationen und einem erhöhten Krebsrisiko.

Kann Glyphosat Schäden in der Natur anrichten?

Die negativen Auswirkungen von Glyphosat auf die Ökosysteme werden auch von der europäischen Behörden EFSA beschrieben. Als Totalherbizid tötet Glyphosat jede nicht gentechnisch veränderte Pflanze auf dem gespritzten Feld ab. Die gleiche verheerende Wirkung wie auf Pflanzen hat Glyphosat auch auf Bakterien (was wenige wissen: Glyphosat ist auch ein patentiertes Antibiotikum). Forschungen an der Universität für Bodenkultur haben auch eine Schädigung der Fortpflanzung von Regenwürmern durch glyphosathaltige Produkte festgestellt.

Auswirkungen auf die Biodiversität

Nicht zuletzt wird Glyphosat als eine der maßgeblichen Ursachen für das weltweit zu beobachtende Amphibiensterben angesehen. Aus diesen Gründen sind die negativen Auswirkungen des meist eingesetzten Ackergifts auf Ackerflora und Ackerfauna fatal. Die biologische Vielfalt nimmt mit dem vermehrten Einsatz von Glyphosat mehr und mehr ab. Regenwürmer und Bodenbakterien werden dezimiert und wichtige Funktionen eines gesunden Bodens gehen damit verloren. Da Glyphosat alle Pflanzen tötet, die nicht dagegen resistent sind, wird vielen Tieren ihr Lebensraum entzogen. Weniger Wildpflanzen auf und neben den Ackerflächen bieten weniger Lebensraum für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten, die in unserem Ökosystem eine wichtige Rolle spielen.

Warum ist Glyphosat noch immer zugelassen?

Die europäischen Zulassungsbehörden stehen im Verdacht, den Interessen der Industrie gegenüber allzu sehr aufgeschlossen zu sein. Eine Studie der Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) zeigt, dass über die Hälfte der 209 für die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) tätigen Wissenschaftler:innen direkte oder indirekte Verbindungen zu Industriezweigen haben, die sie eigentlich kontrollieren sollen. Immer wieder müssen wir feststellen, dass die EFSA und die Behörden von EU-Mitgliedsstaaten bei der Beurteilung wissenschaftlicher Studien anscheinend mit zweierlei Maß messen. Studien, die keine negativen gesundheitlichen Effekte nachweisen, werden eher akzeptiert, während Studien, die negative gesundheitliche Effekte zeigen, eher kritisiert werden.

Das gesamte Zulassungsverfahren von Pestiziden ist auf die Interessen der Industrie zugeschnitten. Zwar schreibt das Gesetz seit 2009 (endlich) vor, dass auch wissenschaftliche Erkenntnisse aus publizierten unabhängigen Studien bei der Zulassung von Pestiziden berücksichtigt werden müssen. In der Realität ist es aber immer noch so, dass fast ausschließlich industriefinanzierte Studien berücksichtigt werden. Und diese Hersteller-Studien kommen fast immer zu dem Ergebnis, dass – welch ein Wunder! –  jene Chemikalie, die vom Sponsor der Studie hergestellt und vermarktet wird, keine Risiken für Mensch und Umwelt birgt. Diese Industrie-Studien bleiben als "vertrauliche Geschäftsgeheimnisse" so gut wie immer unpubliziert und können somit nicht durch unabhängige Wissenschaftler:innen auf ihrer Korrektheit überprüft werden.

Das Missverhältnis zwischen industriefinanzierter und -unabhängiger Forschung zeigt etwa die Antwort der deutschen Bundesregierung auf eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen vom Juli 2013 nach Langzeitstudien auf, die mögliche gesundheitliche Folgen von Glyphosat mindestens über einen Zeitraum von 90 Tagen beleuchten. In ihrer Antwort listet die Bundesregierung 28 industriefinanzierte Langzeitstudien auf – und nur eine Studie, die nicht von der Industrie finanziert wurde. Den besten Beweis dafür, dass dieses industriedominierte System Gefahren und Risiken nicht erkennt und nicht benennt, erbrachten jene Wissenschaftler:innen der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO, als sie die unabhängige und publizierte wissenschaftliche Literatur über Glyphosat sorgfältig auswertete. Dabei stellten sie fest, dass es starke Beweise dafür gibt, dass Glyphosat genotoxisch ist (erbsubstanzschädigend) und es ausreichende Beweise dafür gibt, dass Glyphosat bei Versuchstieren Krebs erzeugt. Die Industriestudien behaupten immer noch das Gegenteil – sogar dann, wenn die Versuchsdaten in diesen Studien was ganz anderes sagen.

    Geht es auch ohne Glyphosat?

    Selbstverständlich. Glyphosat steht einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Landwirtschaft entgegen. Glyphosat ist lediglich ein Mittel zur weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft. Es gibt Alternativen zum Glyphosateinsatz: "Mehr guten Ackerbau, bitte!", fordert selbst die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), die Interessensvertretung der industriell arbeitenden Landwirte, und meint: Pflügen statt Pflanzen totspritzen. Ackerbau mit dem Pflug bekämpft seit Jahrhunderten sehr wirkungsvoll unerwünschte Pflanzen auf dem Acker.

      Welche Produkte enthalten Glyphosat?

      In Österreich sind diese glyphosathaltigen Produkte für den Haus- und Gartenbereich zugelassen:

      • Batnatian Super 360
      • Clinic Free
      • Gallup Biograde 360
      • Glyfos (Varianten: Dakar, Envision)
      • Glypho-Rapid 450
      • Keeper Unkrautfrei
      • Quex (Varianten: Unkrautfrei Premium, Unkrautsalz)
      • Resolva Weedkiller
      • Roundup (Varianten: Roundup 60, Alphee, Easy, Gel, Gel Max, LB Plus, Speed, Spezial, Ultra, Universal)
      • Technolit Glyphosat 360
      • Unkraut-Entferner
      • Unkrautsalz (Varianten: flüssig, flüssig Spray)
      • Ustinex (Varianten: Saison-Unkrautfrei AL, Unkrautsalz flüssig)
      • Vorox (Varianten: Gierschfrei, Unkrautfrei Direkt AF)

      Für eine gesunde Zukunft

      Gemeinsam können wir eine Zukunft schaffen, in der unsere Natur geschützt und unsere Gesundheit bewahrt wird. Helfen Sie uns dabei, diese dringende Mission voranzutreiben - Mit Ihrer Spende können wir Aufklärungskampagnen starten, um das Bewusstsein für die Auswirkungen von Pestiziden auf die Umwelt und die Gesundheit zu schärfen. Danke!

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