Alternativen zu Pestiziden

Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide ist oberster Grundsatz des Naturgärtners. Warum das gar nicht schwierig ist, erfahren Sie hier.

Vor allem der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden oder Bioziden bei der Pflanzenproduktion belasten die Umwelt und den Naturhaushalt. Besonders systemische Wirkstoffe, die von der Pflanze aufgenommen werden und sich in alle Pflanzenorgane verteilen, sind hier ein Problem. Diese Pestizide sind auch in Pollen und Nektar zu finden, die den Bestäubern als Nahrungsquellen dienen. Nützliche Insekten wie Bienen, Wespen, Schmetterlinge, Schwebfliegen u.a. können dadurch geschädigt werden. Alternativen gibt es allerdings viele! Wer nach dem Prinzip des integrierten Pflanzenschutzes vorgeht, kann durch Vorbeugung und andere Maßnahmen auf Pestizide verzichten und so Umwelt und Artenschutz bewahren. Das Prinzip beinhaltet fünf Maßnahmen die der Reihe nach befolgt werden sollten.

1. Vorbeugen statt Spritzen

Den richtigen Standort wählen

Der richtige Standort zählt und kann viel dazu beitragen, dass wenige oder gar keine Pestizide eingesetzt werden müssen. Ob der Standort richtig gewählt ist, liegt hierbei an den Bodenverhältnissen, dem Schatten-Sonne Verhältnis und dem trocken-feucht Verhältnis. Pflanzen die sich an ihrem Standort Wohlfühlen, benötigen erheblich weniger Pflanzenschutzmittel. Wo sich Schmetterlings- & Bienenfreundliche Pflanzen besonders wohl fühlen finden Sie hier.

Ein weiterer Tipp wie Pflanzenschutzmittel vermieden werden können, ist die Wahl von besonders widerstandsfähigen Sorten, welche weniger anfällig für Krankheiten sind, wie sie bei Obstbäumen, Weinreben oder Rosen besonders oft vorkommen.

Wichtig ist auch, dass Pflanzen, die ein trockenes Umfeld bevorzugen, wie beispielsweise Paradeispflanzen, vorzugsweise nur von unten gegossen werden. Werden die Pflanzen zu oft nass und trocknen nur langsam ab, steigt das Risiko für Pilzinfektionen stark an.

Hygiene

Ja, auch in einem Naturgarten ist Hygiene wichtig! Pflanzenkrankheiten werden nicht selten durch den Menschen von Pflanze zu Pflanze übertragen. Zum Beispiel sollte man die Gartenschere immer reinigen, um die Sporen der Krankheitserreger nicht zu übertragen. Hängen im Herbst noch alte, vereinzelte Früchte auf ihren Obstbäumen? Wenn ja, dann weg damit! Denn diese sogenannten „Fruchtmumien“ dienen Krankheitserregern als Winterquartier. Hängen diese bis ins Frühjahr hinein am Baum, oder liegen am Boden, dann breiten sich bei steigenden Temperaturen im Frühling die Sporen von Pilzkrankheiten aus.

2. Förderung von Nützlingen

Im Garten greifen ihnen unzählige kleine Helferlein gern unter die Arme und erledigen für sie die Arbeit. Kleine Tierchen wie Marienkäfer, Florfliegen- und Schwebfliegenlarven, Schlupfwespen, Laufkäfer, Raubwanzen, Raubmilben und viele andere, aber auch größere Tiere wie Vögel, Eidechsen, Frösche oder Igel nehmen sich der Schädlinge im Garten an und fressen diese mit Genuss.

Deshalb ist es oberstes Gebot des Naturgärtnerns Nützlinge zu fördern. Wie macht man das?

Viele Insekten ernähren sich als Larven von Blattläusen und anderen Tierchen, aber als ausgewachsene Tiere sind sie Vegetarier. Um diese Nützlinge anzulocken, braucht es blühende Pflanzen die Nektar und Pollen als Nahrung zur Verfügung stellen. Besonders interessant für viele Nützlinge sind Pflanzen aus den Familien der Korbblütler (z.B. Ringelblume, Schafgarbe, Löwenzahn, Flockenblumen, Astern, Kamille, Margerite usw.) und Doldenblütler (z.B. Wilde Möhre, Dill, Wiesen-Kerbel, Liebstöckel). Für Bienen & Schmetterlinge eignen sich vor allen diese Pflanzen.

Außerdem ist es wichtig, dass Sie die ersten Schädlinge tolerieren, denn diese sind ja die Nahrungsgrundlage für die Nützlinge. Kommt ein Marienkäfer geflogen und findet bei ihnen keine einzige Blattlaus im Garten – fliegt er weiter zum Nachbarn und siedelt sich dort an.

Ebenso wichtig sind kleine Strukturen wie Laub-, Holz- oder Steinhaufen die den Nützlingen als Rückzugsorte und Lebensraum dienen. Wenn Sie den nützlichen Tierchen extra ein Zuhause bieten wollen, haben wir hier einige sinnvolle Nisthilfen für Sie zusammengefasst.

Ein “wildes Eck” kommt Nützlingen sehr zugute, denn Insekten benötigen für ihre Entwicklung ungestörte Orte die vom Rasenmäher verschont bleiben. Larven werden im Gras und auf Blättern abgelegt und benötigen einen relativ langen Entwicklungszeitraum. Hier gilt: ein kleines Eck im Garten einfach nur wachsen lassen und so bestimmten Tieren einen Ort für ihre Entwicklung geben.

3. Pflanzenstärkung & Pflanzenhilfsmittel

Die richtige „Ernährung“

Auch Pflanzen hilft eine gesunde Ernährung dabei fit zu bleiben. Wie auch dem Menschen können z.B. verschiedene „Kräutertees“ zur Gesundheit der Pflanze beitragen. Besonders bewährt haben sich Auszüge oder Jauchen aus Ackerschachtelhalm, Brennnesseln, Beinwell oder Rainfarn, aber auch Komposttees können helfen. Diese Pflanzenstärkungen können sogar selbst hergestellt werden, sonst können fertige, natürliche Helferleins auch bei Bellaflora, Biohelp oder Gartenleben gekauft werden.

Der richtige Boden

Pflanzen stehen in ständigem Austausch mit Bodenlebewesen, allen voran mit Mikroorganismen. Diese Helfen den Pflanzen dabei an wichtige Nährstoffe und Wasser zu kommen und Krankheitserreger abzuwehren. Daher ist es wichtig dem Bodenleben Gutes zu tun. Verwenden sie daher organischen Dünger wie z.B. Kompost und achten sie auf eine möglichst durchgehende Bodenbedeckung. Um ihre Pflanzen besonders zu verwöhnen, gibt es auch einige Mikroorganismen-Präparate, wie z.B. Mykorrhiza-Pilze, mit pflanzenstärkenden Eigenschaften, bei Biohelp, Bellaflora und Gartenleben, zu kaufen. Mehr zum Thema Erde erfahren Sie hier.

4. Mechanische, physikalische & biotechnische Methoden

Viele Schädlinge und auch Beikräuter lassen sich erfolgreich durch mechanische und physikalische Methoden in Schach halten.

Schnecken:

Um Schnecken vom Gemüse fernzuhalten empfiehlt es sich einen Schneckenzaun aufzustellen. Eine sehr effektive Methode ist auch, die Eier der Nacktschnecken abzusammeln. Dies gelingt am besten wenn man gezielt unter Brettern, Blumentöpfen, großen Steinen oder Steinplatten, so wie unter Büschen und Stauden sucht. Die Eier sind ca. 2mm, gelblich-weiß und die Gelege umfassen mehrere Dutzend bis zu ca. 200 Eiern. Mehr Tipps gegen Schnecken finden Sie hier

Obstschädlinge:

Mit Gelbtafeln, Leimringen und Pheromonfallen (Fallen mit Sexual-Lockstoffen) können Obstschädlinge abgefangen werden. Mit einem engmaschigen Kulturschutznetz oder einem alten Fliegengitter kann das Gemüse von Schädlingen geschützt werden, so können Obstschädlinge abgehalten werden und die Natur wird nicht belastet.

Unkraut:

Die klassische mechanische Methode zur Unkrautvernichtung ist immer noch das Unkraut jäten. Es gibt für die verschiedenen Anwendungszwecke unterschiedliche Geräte die einem die Arbeit erleichtern, wie diverse Hacken, Gartenkrallen, Fugenkratzer und einiges mehr. Effektiv unterdrückt werden Beikräuter durch eine Mulchschicht, z.B. mit Grünschnitt vom Rasenmähen, Laub, Holzhäckseln, Sägespäne oder auch Rindenmulch. Das Prinzip dahinter ist ganz einfach: die Mulchschicht verhindert dass Sonnenlicht auf die Erde trifft und so keimen die unerwünschten Kräuter erst gar nicht. Eine weitere Möglichkeit stellen thermische Methoden dar. Bei der Anwendung von Geräten mit Infrarotstrahlung oder Abflamm- oder Heißwassergeräten, sollte man allerdings den Energieverbrauch in die Anschaffungsüberlegungen mit einbeziehen.

Pflanzenkrankheiten:

Unter verschiedenen Bedingungen können sich unterschiedliche Krankheiten unter den Pflanzen im Garten verbreiten. Man unterscheidet dabei Pilz- und Bakterienerkrankungen und Viruskrankheiten. Je früher Erkrankungen erkannt und diagnostiziert werden können, desto effektiver kann man sie auch behandeln. Wir zeigen euch welche dabei besonders häufig sind und wie man sie erkennt. Hier finden Sie eine Liste mit den häufigsten Pflanzenkrankheiten und was man dagegen tun sollte.

5. Biologische Pestizide

Treten trotz aller vorbeugenden, pflanzen stärkenden und mechanischen Pflanzenschutzmaßnahmen gewisse Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten in einem störenden Ausmaß auf, stehen eine Reihe von biologischen Pestiziden zur Verfügung, deren Wirkstoffe natürlichen Ursprungs sind.

Beispiele für biologische Insektizide, also diejenigen, die ihre Pflanzen vor unerwünschten Insektenbefall schützen sind hier Neem, Pyrethrum und Spinosad. Um gegen unerwünschten Pilzbefall vorzugehen, können die biologische Fungizide Kupfer oder Schwefel eingesetzt werden. Gegen unerwünschte Beikräuter gibt es Herbizide natürlichen Ursprungs wie Essigsäure oder Pelargonsäure, die allerdings in der biologischen Landwirtschaft nicht eingesetzt werden dürfen. Um gegen Schnecken auf biologische Art und Weise vorzugehen, kann biologisches Eisen-III-Phosphat eingesetzt werden.

Auch bei Verwendung von biologischen Pestiziden ist ein sorgsamer Umgang wichtig und die Gebrauchsanweisung genau zu beachten. Einige der biologischen Mittel, wie Pyrethrum oder Spinosad sind nicht nützlingsschonend und sollten nur im Notfall verwendet werden!