Bienenpflanzen im Test: Die Reaktion der Unternehmen

Die getesteten Unternehmen wurde von GLOBAL 2000 eine Woche vor der Veröffentlichung mit den Ergebnissen konfrontiert und ihnen die Möglichkeit eingeräumt, Stellung zu nehmen und Fragen zu beantworten.

Hornbach:
vielen Dank für Ihre Nachricht und die mitgelieferten Analyseergebnisse.

Damit geben Sie uns wichtige Hinweise, in welchen Bereichen wir ggf. erneut mit unseren Lieferanten ins Gespräch gehen sollten. Gleichzeitig unterstreichen Ihre Ergebnisse, dass wir durch die enge, vertrauensvolle und langjährige Zusammenarbeit mit den uns beliefernden Gärtnereien bereits einiges in den vergangenen Jahren bewegen konnten. Gemeinsam werden wir auch weiterhin daran arbeiten, die Verwendung zugelassener Pflanzenschutzmittel sukzessive zu reduzieren.

HORNBACH hat bereits im Jahr 2016 Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat aus seinem Sortiment genommen. Ausgelistet wurden ebenfalls Mittel mit Insektiziden, die als bienengefährdend (B1) eingestuft werden oder zur Gruppe der Neonicotinoide zählen. Mit diesen Schritten unterstützt HORNBACH beim naturnahen Gärtnern und hilft dabei, Risiken für Mensch und Umwelt zu reduzieren.

Diesen Weg geht HORNBACH in engem Dialog mit Lieferanten und Herstellern, mit denen gemeinsam Alternativen ausgelotet und in das HORNBACH-Sortiment aufgenommen wurden. Unsere Kundinnen und Kunden werden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Gartenmärkten sachkundig über Wirkungsweise und Anwendung der Produkte informiert. Beim Branchenverband BHB (Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e.V.) wird HORNBACH den Branchendialog Garten weiter vorantreiben. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite der HORNBACH Holding oder in unserem Onlineshop

Gärtnerei Starkl

Sind Sie sich des Problems bewusst, dass Teile ihres Zierpflanzen-Sortiments mit Pestiziden belastet sind? Was unternehmen Sie gegen eine solche Kontaminierung?
In unseren eigenen Produktionsbetrieben in Österreich versuchen wir seit Jahren auf Insektizide und Fungizide zu verzichten, sofern es der Befallsdruck zulässt. Diese kommen nur noch im Notfall bei extrem starkem Befall zur Anwendung. Herbizide wenden wir bereits seit Jahren in unseren Kulturen nicht mehr an. Da wir jedoch nicht alle Pflanzen in unserem sehr umfangreichen Sortiment aus produktionstechnischen oder klimatischen Gründen selbst produzieren können, lassen wir auch in Partnerbetrieben innerhalb Österreichs, Deutschlands, den Niederlanden und Italien produzieren. Die aus diesen EU-Ländern eingeführten Produkte unterliegen den jeweils vor Ort geltenden Regeln und Gesetzen, welche einzuhalten sind. Alle Pflanzen beim Eintreffen in unseren Filialen zu testen ist unmöglich, wir sprechen hier von unzähligen verschiedenen Pflanzenarten, die teilweise nur als Einzelstücke zugekauft werden. Die Kulturführung jeder einzelnen Pflanze ist unterschiedlich, weshalb hier keine sinnvolle Teststrategie aufgebaut werden kann. In die Pflicht zu nehmen sind die produzierenden Betriebe, welche die jeweilige Pflanze in Verkehr bringen.

Wären Sie für ein gesetzliches Verbot von hoch bienengiftigen Pestiziden?
Eindeutig JA, sofern es eine wirksame und für Bienen unbedenkliche Alternative gibt. Gibt es diese nicht, ist der Einsatz nur unter strengsten Bedingungen zum Schutz der Bienen zu gestatten (z.B. Einsatz nur in geschlossenen Glashauskulturen mit entsprechenden Wartezeiten vor der Inverkehrbringung, etc.) Wir Gärtner sind dem Schutz der Umwelt und der Nützlinge, aber eben auch dem Schutz der Pflanzen verpflichtet.

Die Einfuhr von meist „ungetesteten“ Pflanzen in die EU öffnet dem Einsatz von, teils bereits verbotenen, Pestiziden Tür und Tor. Braucht es hier ein entsprechendes Gesetz?
Wir beziehen keine Pflanzen von außerhalb der EU. Ich halte eine Kontrolle beim Import aus Nicht-EU-Ländern jedoch für sinnvoll.

Wie stehen Sie zu einem freiwilligen Verzicht auf Pestizide bei Ihren Lieferanten?
Bei vielen Kulturformen kann auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichtet werden, aber leider nicht bei allen. Hier ist nach Möglichkeit durch fein abgestimmte Kulturführung und den Einsatz von biologischen Pflanzenstärkungsmitteln ein Einsatz von Pestiziden zu verhindern oder zumindest stark zu reduzieren.

Wie stehen Sie zu einem freiwilligen Pestizid-Reduktions-Programm?
Dieses haben wir uns bereits vor Jahren selbst auferlegt und wir versuchen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so gering wie möglich zu halten. Wir versuchen seit vielen Jahren hier die richtige Balance zu finden.

IKEA

Sind Sie sich des Problems bewusst, dass Teile ihres Zierpfannen-Sortiments mit Pestiniden belastet sind? Was unternehmen Sie gegen eine solche Kontaminierung?
Soweit wir aus den Ergebnissen ersehen können, liegen die Rückstände im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Die neue EU-Gesetzgebung sieht eine Übergangsfrist bis zum 19. September 2022 vor. Die IKEA-internen Anforderungen an unsere Lieferanten und deren Erzeuger entsprechen dem Gesetz, und wir haben neben den gesetzlichen Vorschriften auch eigene Spezifikationen für unsere Produkte, die noch strenger als die EU-Vorschriften sind. Jeder Züchter unterschreibt die Einhaltung der strengen Vorgaben in einer Selbsterklärung, die auch deutlich macht, dass die Unterlieferanten/Jungpflanzenlieferanten des Züchters nach dieser Spezifikation arbeiten müssen. Darüber hinaus werden die Pflanzen regelmäßig von einem neutralen Labor getestet, das nicht nur die Proben in den Gewächshäusern nimmt, sondern zusätzlich zu den regelmäßigen Kontrollen auch unangekündigte Tests in den IKEA Einrichtungshäusern durchführt.

Wären Sie für ein gesetzliches Verbot von hoch bienengiftigen Pestiziden?
Wir sind gerade dabei, unsere Anforderungen zu aktualisieren, um den Einsatz von bienenfeindlichen Pestiziden für die Erzeuger so weit wie möglich einzuschränken. Da wir dies weltweit tun wollen, dauert die Umsetzung einige Zeit, aber wir hoffen, die neuen Spezifikationen in zwei Jahren umsetzen zu können.

Die Einfuhr von meist „ungetesteten“ Pflanzen in die EU öffnet dem Einsatz von, teils bereits verbotenen, Pestiziden Tür und Tor. Braucht es hier ein entsprechendes Gesetz?
Lavandula, einschließlich der Jungpflanzen, stammt nicht von außerhalb der EU, daher müssen diese Pflanzen den EU-Richtlinien entsprechen. Wir als IKEA stellen an alle Pflanzen die gleichen Anforderungen, unabhängig davon, wo sie produziert werden. Darüber hinaus müssen sie auch die Gesetze des Produktionslandes erfüllen. Wir testen alle IKEA beliefernde Fabriken regelmäßig, außerdem führen wir unangekündigte Tests bei problematischen Produkten durch, bei denen wir ein höheres Risiko sehen.

Wie stehen Sie zu einem freiwilligen Verzicht auf Pestizide bei Ihren Lieferanten?
IKEA Grünpflanzen werden konventionell angebaut. Das bedeutet, dass manchmal zur Vermeidung von Insekten und Pilzen begrenzte Mengen an Pflanzenschutzmitteln verwendet werden oder die Gärtner biologische Mittel wie Spinnen einsetzen. Die IKEA Gärtner halten sich an die Sicherheitsstandards in unseren Anforderungen und die Pflanzen werden regelmäßig getestet, um sicherzustellen, dass die Anforderungen eingehalten werden. Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir ständig daran, neue und bessere Wege für den Anbau von Pflanzen zu finden, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Die Verbraucher möchten keine Insekten auf den Pflanzen finden, was eine der Tatsachen ist, die es schwierig macht, Pestizide vollständig zu vermeiden.

Wie stehen Sie zu einem freiwilligen Pestizid-Reduktions-Programm?
Wir befürworten eine Reduktion von Pestiziden. Aus diesem Grund sind wir gerade dabei, unsere Anforderungen an die Erzeuger zu überarbeiten.

HOFER

Wir sind uns des angesprochenen Problems bewusst und haben daher gemeinsam mit ALDI SÜD eine Einkaufspolitik zum Thema Blumen und Pflanzen ausgearbeitet. Neben unserem Bekenntnis zur nachhaltigen Entwicklung unserer Blumen- und Pflanzen-Lieferkette bekennen wir uns auch ganz klar zum Bienenschutz. Dies inkludiert einen Verzicht auf bienentoxische Pestizide. Seit 2017 werden daher unsere Blumen und Pflanzen zusätzlich auch auf eine Reihe anderer bedenklicher Pestizide geprüft. Die vorgefundenen Flupyradifurone werden in unserem derzeitigen Prozess noch nicht abgeprüft, wir nehmen Ihr Schreiben allerdings zum Anlass, diese in die Anforderungskataloge mit aufnehmen. Werden Pestizide gefunden, suchen wir umgehend das Gespräch mit unseren Lieferanten, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie der Einsatz solcher Substanzen künftig vermieden werden kann. Vor diesem Hintergrund wäre der freiwillige Verzicht auf Pestizide auf Lieferantenseite aus unserer Sicht jedenfalls wünschenswert. Denn auch wir haben, wie eingangs erwähnt, bereits 2016 ein solches Programm im Rahmen unserer Einkaufspolitik gestartet. Was die übrigen Fragen betrifft, ersuchen wir um Verständnis, dass wir uns dazu nicht äußern möchten. Es zählt zu den Unternehmensrichtlinien von HOFER, keine Einschätzungen oder Kommentare zu politischen Themen abzugeben.

bellaflora

Sind Sie sich des Problems bewusst, dass Teile ihres Zierpflanzen-Sortiments mit Pestiziden belastet sind? Was unternehmen Sie gegen eine solche Kontaminierung?
Ja, uns ist bewusst, dass in der Zierpflanzenproduktion Pestizide eingesetzt werden und Gärtnereien sowohl mit chemisch-synthetischen als auch mit biologischen Pestiziden arbeiten. Wir haben daher gemeinsam mit Global 2000 eine Richtlinie für den Pestizideinsatz entwickelt, die für alle unsere Lieferanten gilt. Diese enthält eine Liste an Wirkstoffen, die von den Gärtnereien nicht eingesetzt werden dürfen und zudem einen Mechanismus, der verhindert, dass viele verschiedene Pestiziden verwendet. Regelmäßige Tests zeigen uns, dass der Pestizideinsatz bei unseren Pflanzen in den letzten Jahren rückläufig war. Unabhängige Test sehen wir als wichtig an - wir legen selber sehr strenge Maßstäbe an und nehmen Testergebenisse sehr ernst. Im konkreten Fall haben wir sofort reagiert, das das betreffende Produkt gleich aus dem Sortiment genommen und klären intern wie es dazu kommen konnte. Wir haben ja genau deswegen unsere strengen Leitlinien entwickelt, weil uns das Thema Pestizidreduktion so am Herzen liegt!

Wären Sie für ein gesetzliches Verbot von hoch bienengiftigen Pestiziden?
Ja, wobei sich hier die Frage stellt, ob von einem Verbot auch Mittel, die im biologischen Landbau erlaubt sind, betroffen wären (z.B. Pyrethrin, Spinosad). Gärtnereien brauchen passende Alternativen wie zum Beispiel Nützlinge. Beim Einsatz von Nützlingen verbleiben teilweise abgestorbene Schädlinge auf den Pflanzen – diese müssen dann auch seitens Konsument*innen als solche erkannt und toleriert werden und nicht die Pflanze reklamiert werden. Generell gilt es eine gewisse Toleranz gegenüber einer geringen Menge an Schädlingen zu entwickeln, denn ohne sie gibt es auch keine Nützlinge und es kann sich kein natürliches Gleichgewicht einstellen. Außerdem gibt es ja noch viele weitere Wirkstoffe, die andere Organismen gefährden – ein reiner Fokus auf Bienen ist nicht ausreichend.

Die Einfuhr von meist „ungetesteten“ Pflanzen in die EU öffnet dem Einsatz von, teils bereits verbotenen, Pestiziden Tür und Tor. Braucht es hier ein entsprechendes Gesetz?
Ja, das wäre wünschenswert. Unsere Lieferanten sehen sich genau mit dem Problem konfrontiert, dass sie nicht wissen, wie das zugekaufte Pflanzenmaterial behandelt wird. Es gibt nur wenige Produzenten die Pflanzenmaterial produzieren und diese sind oft so groß, dass sie sich nicht durch individuelle Anforderungen beeinflussen lassen.

Wie stehen Sie zu einem freiwilligen Verzicht auf Pestizide bei Ihren Lieferanten?
Viele unserer Lieferanten arbeiten bereits sehr naturnah – also ohne chemisch-synthetische Wirkstoffe, teilweise auch ohne biologische Pestizide. Sie setzten auf Pflanzenstärkung z.B. mit effektiven Mikroorgansimen und auf Nützlinge. Wir fördern diese Art der Produktion in dem wir für vorbildlichen Gärtnereien eine Zertifizierung entwickelt haben – den bellaflora Standard. Pflanzen zertifizierter Gärtnereien sind an der Bezeichnung „nachhaltig produziert“ erkennbar.

Wie stehen Sie zu einem freiwilligen Pestizid-Reduktions-Programm?
Wir haben ein freiwilliges Pestizid-Reduktions-Programm, das wir gemeinsam mit Global 2000 entwickelt haben, bereits seit 2017 im Einsatz. Wir lassen unsere Pflanzen regelmäßig auf die Einhaltung dieses Programms untersuchen. Außerdem verkaufen wir selber nur mehr Pflanzenschutzmittel mit natürlichen Wirkstoffen – also nur solche, die auch für den biologischen Landbau zugelassen sind.

*Weitere getestete Unternehmen haben sich bei GLOBAL 2000 telefonisch gemeldet, uns jedoch keine schriftliche Rückmeldung zukommen lassen.