28.09.2022

Report: Pesticide Paradise - Einsatz von gefährlichen Pestiziden gestiegen

Im neuen Report "Pesticide Paradise" decken wir gemeinsam mit PAN Europe auf: Pestizidhersteller schrieben Leitlinien für Substitution gefährlicher Pestizide selbst.

Gemeinsam mit dem Europäische Pestizidnetzwerk PANexternal link, opens in a new tab präsentieren wir den neuen Report „Pesticide Paradise“. 

1962 erschien der Sachbuchklassiker "Silent Spring" in den Buchhandlungen. Die Autorin und Biologin Rachel Carlson warnt darin vor einer toxischen Beziehung, die sich in den USA zwischen den Behörden und der landwirtschaftlichen Industrie entwickelte. Am 60. Jahrestag der Buchveröffentlichung entlarvt PAN Europe gemeinsam mit GLOBAL 2000 eine ebenso gefährliche Verbindung in der Europäischen Union. 2009 wurden gesetzliche Vorgaben zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit vor gefährlichen Pestiziden beschlossen. Mit Unterstützung der nationalen Regierung und unter Duldung der EU-Kommission ist es der Pestizidindustrie gelungen, den Gesetztext der Substitution der gefährlichsten Wirkstoffe derart umzuinterpretieren, dass das Gesetz völlig wirkungslos wurde. 

Eine Analyse der Situation in Österreich finden Sie im Hintergrundpapier:

Belastung von Äpfeln mit gefährlichen Pestiziden gestiegen

Foto von Helmut Burtscher-Schaden

„Bei Äpfeln fanden wir einen klaren Anstieg der Belastung mit Substitutionskandidaten. EU-weit ist sie von 17 Prozent im Jahr 2011 auf 34 Prozent 2020 gestiegen. In Österreich ist sie noch etwas höher: Hier lag sie 2020 bereits bei 39 Prozent. Diese Daten liefern keinen Hinweis, dass das Substitutionsprinzip funktioniert und gefährliche Pestizide ersetzt werden. Sie weisen vielmehr auf das Gegenteil hin.“

Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker von GLOBAL 2000

Eine Leitlinie wie aus dem Pestizid-Paradies

Das entscheidende K.O. für das Substitutionsprinzip gelang der Industrie mit Hilfe einer Leitlinie. Diese gibt vor, den Zulassungsbehörden in den Mitgliedstaaten bei der Auslegung der gesetzlichen Substitutionsvorgaben Hilfestellung zu bieten. Wenn ein Substitutionskandidat zum Einsatz kommen soll, muss die Behörde eine vergleichende Bewertung durchführen, so die EU-Pestizidverordnung. Die Leitlinie führt bei dieser Bewertung durch einen verzweigten Entscheidungsprozess. Die Fragen zielen dabei ab, immer zu dem Ergebnis zu führen, dass eine Substitution des betreffenden besonders gefährlichen Pestizids nicht möglich ist. Dadurch soll eine „ausreichende chemische Vielfalt“ gesichert sein und somit nicht ein „nachhaltiges Resistenzmanagement“.

PAN Europe und GLOBAL 2000 fordern

  • Aktivierung des Substitutionsprinzip durch sofortige Überarbeitung des Leitfadens zur vergleichenden Bewertung
  • Gewährleistung einer proaktiven Umsetzung des Substitutionsprinzips durch die Mitgliedstaaten
  • Transparenz der Bewertungsverfahren zur Gewährleistung der öffentlichen Kontrolle

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