15.03.2017

Klima- und Energiezukunft Österreichs

In unserer neuen Studie zur Klima- und Energiezukunft Österreichs haben wir untersucht, mit welchen Maßnahmen wir die in Paris beschlossenen Ziele umsetzen können, um den Klimawandel zu begrenzen.

In den Beschlüssen der Weltklimakonferenz in Paris haben sich alle Staaten verpflichtet, ihren Beitrag zu leisten, um die globalen Klimaschutzziele zu erreichen. So gibt es nun erstmals völkerrechtlich verbindliche Grenzen für die globale Erwärmung. Das Ziel, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, sie auf 1,5 °C einzudämmen, macht entschlossenes Handeln notwendig und erfordert die Anpassung bisher entworfener Klimaschutzpläne. Diese Klimaschutzziele bedeuten, dass nur noch ein beschränktes CO2-Budget zur Verfügung steht. Für eine Einhaltung der 1,5 °C-Grenze müsste Österreich bereits im Jahr 2030 Treibhausgasneutralität erreichen, das heißt Emissionsquellen (wie Industrie) und -senken (wie Waldwachstum) müssen sich die Waage halten. Um nur die 2 °C-Grenze zu unterschreiten, ist die Erreichung der Treibhausgasneutralität bis Ende der 2040er Jahre notwendig. Ein völliger Ausstieg aus fossiler Energie bis 2030 ist derzeit nicht in Sicht, eine Umstellung in Österreich bis 2050 können wir aber schaffen.

Treibhausgasemission um 90 % reduzieren

In unserer Studie haben wir Szenarien für die Jahre 2030 und 2050 entwickelt, in denen die Treibhausgas-Reduktionsbeiträge der einzelnen Sektoren abgeschätzt werden, mit Fokus auf den Energiesektor. Mit den Potentialen naturverträglicher erneuerbarer Energien und mit Umstellungen vor allem in der Industrie und Landwirtschaft ergibt sich ein machbarer Weg, wie die Treibhausgasemissionen Österreichs bis 2050 gegenüber dem Jahr 1990 um mindestens 90 % gesenkt werden können und der Energiesektor frei von fossiler Energie werden kann. Durch andere Entwicklungen, neue Technologien oder wirksame politische Instrumente können aber auch andere Wege zum gleichen Ziel führen.

Energiebedarf reduzieren

Unsere Studie zeigt, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit dieses Ziel erreicht werden kann: Die im Jahresdurchschnitt in Österreich verfügbaren erneuerbaren Energieressourcen reichen für eine Vollversorgung nur dann aus, wenn der Energieverbrauch entsprechend reduziert wird.

Der Endenergiebedarf kann trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums gegenüber 2013 gesenkt werden, wobei die möglichen Reduktionen bei 29 % (2030) bzw. 46 % (2050) liegen. Beispielsweise kann er in den privaten Haushalten etwa halbiert werden und sinkt im Verkehrsbereich auf ein Viertel.

Gebäudesanierung und Passivhausstandard

Erreicht werden kann das durch eine konsequente Umsetzung einer effizienzorientierten Politik. Im Gebäudebereich ist es notwendig, dass die Sanierungsrate auf drei Prozent angehoben wird und sich der Passivhausstandard im Neubau durchsetzt. Bis auf denkmalgeschützte Gebäude muss der gesamte Bestand bis 2050 zumindest einmal saniert werden. Mittelfristig sollen sich Plus-Energiehäuser weit verbreiten, die übers Jahr gesehen mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.

Öffentlicher Verkehr und Rad- & Fußwege

Im Mobilitätssektor ist es notwendig, stärker auf die Bahn und den Öffentlichen Verkehr zu setzen und Rad- und Fußwege auszubauen. Schon bis 2030 soll der Anteil der Öffi-NutzerInnen, RadlerInnen und FußgängerInnen um fünf Prozent steigen, bis 2050 soll ein Anteil von 50 Prozent erreicht werden. Im Individualverkehr gilt es die E-Mobilität auszubauen. Bis 2030 könnte schon ein Viertel der PKWs in Österreich elektrisch unterwegs sein, bis 2050 sollte der motorisierte Individualverkehr zu 85 Prozent elektrifiziert und der Rest mit alternativen Antriebsformen betrieben werden.

Damit wird eine praktisch vollständige Deckung mit erneuerbaren Energieträgern möglich. Die Treibhausgas-Emissionen des Energieverbrauchs können dadurch bis 2050 großteils vermieden werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien basiert stark auf Photovoltaik, Windenergie, Umgebungswärme, Solarthermie und Geothermie. Mit Rücksicht auf den Naturschutz wird die Energieerzeugnung aus Wasserkraft und Biomasse nur noch minimal gesteigert.

Industrielle Prozesse verbessern

Die Treibhausgas-Emissionen der Industrie können bis 2050 um 78 % gegenüber 1990 abgesenkt werden. Den wesentlichsten Beitrag liefert dabei die Umstellung des Hochofenprozesses in der Stahlindustrie auf die Direktreduktion von Eisenerz durch Wasserstoff mit anschließender Elektrostahlerzeugung.

Ernährungsumstellung

Durch die Umstellung auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann der Fleischkonsum um 60 % gesenkt werden. Gekoppelt mit einer Ausweitung der biologischen Landwirtschaft auf die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche und der Reduktion von Lebensmittelabfällen können die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft bis 2050 um 56 % gegenüber 1990 vermindert werden.

Insgesamt sinken die Treibhausgas-Emissionen unter diesen Annahmen gegenüber 1990 bis 2030 um mehr als die Hälfte und bis 2050 um 90 %. Wir können in Österreich also viel bewegen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In Hinblick auf die internationalen Verpflichtungen der Klima- und Energiezukunft stellt das allerdings auch ein Mindestmaß dar, da die Einhaltung der 1,5 °C Grenze damit noch nicht erreicht werden kann. Mit weiteren Maßnahmen, wie zum Beispiel der Etablierung von CO2-Senken (in der Land- bzw. Forstwirtschaft) wäre eine weitere Reduktion von Treibhausgasemissionen möglich. Wichtig ist vor allem, dass wir jetzt anpacken, denn je später wir anfangen, desto schwieriger wird es die Herausforderungen zu meistern.

Schon 2015 haben wir die erste Energiezukunft für Österreich präsentiert, die Studie finden Sie gemeinsam mit der aktuellen unten im Downloadbereich.