01.09.2009

Report: Wie viel Ressourcen (ver)brauchen wir?

Natürliche Ressourcen, wie Rohstoffe, Wasser, Energie und fruchtbares Land sind die Grundlage für unser Leben auf der Erde. Der stark wachsende Verbrauch dieser Ressourcen durch den Menschen verursacht jedoch ernsthafte Schäden.

Cover:Ohne Maß und ohne Ziel?, Copyright: reduse
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32 Organisationen aus der österreichischen Klima- und Asylrechtsbewegung veröffentlichen heute ein gemeinsames Statement mit vier Forderungen zum Ukraine-Krieg: Den Stopp klimazerstörerischer Aufrüstung, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, offene Grenzen für Flüchtende und eine globale Agrar- und Ernährungswende.

Natürliche Ressourcen, wie Rohstoffe, Wasser, Energie und fruchtbares Land sind die Grundlage für unser Leben auf der Erde. Der stark wachsende Verbrauch dieser Ressourcen durch den Menschen verursacht jedoch ernsthafte Schäden. Unser Klima verändert sich; Trinkwasserreserven, Fischbestände und Wälder schrumpfen; fruchtbares Land wird zerstört und Tier- und Pflanzenarten sterben aus. Um weiterhin gut auf unserem Planeten leben zu können, muss unser Lebensstil nachhaltiger werden. Wir müssen die Ressourcen unseres Lebens und die fragilen Ökosysteme unserer Erde schützen. Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Menschen beginnen, sich mit der Ressourcennutzung in Europa und deren weltweiten ökologischen und sozialen Folgen auseinanderzusetzen. Hier soll der vorliegende Bericht über aktuelle Trends der europäischen und globalen Ressourcennutzung als Grundlage dienen. Er stellt biotische und abiotische Rohstoffe in den Mittelpunkt und soll der erste Bericht einer Reihe sein, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Ressourcennutzung beschäftigt.

60 Mrd. Tonnen Rohstoffe im Jahr

Heute verbraucht die Menschheit jährlich etwa 60 Milliarden Tonnen an Rohstoffen – das ist um etwa 50 Prozent mehr als noch vor 30 Jahren. Dieses enorme Volumen an Rohstoffen entspricht dem Gewicht von 41.000 Empire State Buildings. Zunehmende Ressourcenentnahme führt nicht nur zu Umweltproblemen. Sie ist oft auch mit sozialen Problemen, wie etwa Verletzungen der Menschenrechte und schlechten Arbeitsbedingungen verbunden. Diese negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen sind am stärksten in afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Ländern spürbar, welche niedrige Umwelt- und Sozialstandards besitzen. Wenn sich derzeitige Wachstumstrends fortsetzen, könnte die Ressourcenentnahme bis zum Jahr 2030 auf 100 Milliarden Tonnen anwachsen.

EinwohnerInnen reicher Länder konsumieren bis zu zehnmal mehr natürliche Ressourcen als jene der ärmsten Länder. Im Durchschnitt konsumieren die EinwohnerInnen Nordamerikas etwa 90 Kilogramm Ressourcen pro Tag und Kopf. In Europa liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei etwa 45 Kilogramm pro Tag – in Afrika nur bei etwa zehn Kilogramm pro Tag.

3 Tonnen pro Kopf und Jahr

Mit fast drei Tonnen pro Kopf und Jahr ist Europa der Kontinent mit den größten Netto-Importen an Ressourcen. Europa profitiert von einem bedeutenden Transfer von Ressourcen aus armen Ländern mit geringem Konsum in reiche Länder mit hohem Konsum. Das derzeitige Welthandelssystem unterstützt große Ungleichheiten in der globalen Verteilung der Ressourcennutzung. Dies wirft wichtige Fragen hinsichtlich der globalen Gerechtigkeit auf.

Um einen Euro Bruttoinlandsprodukt zu erwirtschaften, benötigt die Weltwirtschaft heute etwa 30 Prozent weniger Ressourcen als noch vor 30 Jahren. Trotzdem wächst der Ressourcenverbrauch weiter. Die Ressourceneffizienz steigt in Europa und weltweit kontinuierlich an. Da wir jedoch immer mehr Güter und Dienstleistungen konsumieren, werden die Effizienzgewinne durch das Wachstum der Wirtschaft mehr als kompensiert.

Maßnahmen zur Reduktion notwendig

Wollen wir eine nachhaltigere und gerechtere Welt erschaffen, müssen Regionen mit einem hohen ProKopf-Verbrauch, wie etwa Europa, ihren Ressourcenverbrauch in absoluten Größen reduzieren. Dadurch könnten ärmere Regionen ihre Ressourcennutzung erhöhen, die Armut verringern und die Lebensqualität verbessern. Dieses Prinzip ist in der globalen Diskussion um die Klimaziele bereits aufgenommen worden und sollte nun auch auf den Bereich der Ressourcennutzung ausgedehnt werden.

Kurzfristige Maßnahmen können die Entwicklung Europas und anderer reicher Länder in die richtige Richtung lenken. Diese betreffen etwa die Einführung von Politikmaßnahmen, welche die Preise für natürliche Ressourcen erhöhen und dadurch ressourceneffizientes Verhalten belohnen. Oder die Steigerung der Ressourceneffizienz in Unternehmen, verstärktes Recycling sowie die Information von KonsumentInnen, wie sie den Ressourcenverbrauch verringern könnten.

Mittelfristig müssen grundlegendere Fragen zu wirtschaftlicher Entwicklung und Ressourcenverbrauch gelöst werden: insbesondere jene, wie neue Entwicklungsmodelle in Europa und anderen Industrieländern geschaffen werden könnten, die das Wohlbefinden und nicht wachsenden Konsum in den Mittelpunkt stellen. Dazu muss die Rolle von Wirtschaftswachstum und der Zusammenhang zwischen Ressourcennutzung, Lebensqualität und individuellem Glück neu überdacht werden.

Dieser Report zeigt klar auf, wie sich die Erde durch den absurd hohen Verbrauch von Ressourcen durch den Menschen verändert. Sei es Klimaerwärmung, Tier- und Pflanzensterben oder die Zerstörung von Ökosystemen - alles lässt sich bis zu einem gewissen Grad auf diese Verwendung zurückführen, und das, obwohl natürliche Ressourcen wie Rohstoffe, Wasser, Energie und fruchtbares Land uns als Lebensgrundlage dienen.