Klimaschutz hat in der Bevölkerung Österreichs einen hohen Stellenwert, der mit zunehmenden Wissen um die Gefahr der Klimakrise weiter ansteigen wird. Dementsprechend hat sich die Politik ambitionierte Ziele gesetzt. Viele der Kompetenzen dafür liegen großteils oder teilweise auf der Bundesländer-Ebene. Wie ambitioniert und fortschrittlich Salzburg im Bereich Klimaschutz agiert, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Wir haben uns für den Klimareport sowohl die gesteckten Klimaziele, als auch den Status Quo der einzelnen Bundesländer angesehen. Folgende Analysen bezieht sich auf das Bundesland Salzburg. Den gesamten Klimareport mit allen Bundesländern und einen Vergleich mit Österreich können Sie im GLOBAL 2000 Klimareport nachlesen. 

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Klimaziele von Salzburg

Langfristige Ziele

In seiner Klima- und Energiestrategie hat sich das Land Salzburg das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 sowohl Klimaneutralität, als auch Energieautonomie zu erreichen. Nach Auffassung der Wissenschaft würde das bedeuten, dass die Treibhausgasemissionen um 90 – 95 % gesenkt werden müssen. Außerdem will das Land bis dahin seinen eigenen Energieverbrauch selbst decken.

Mittelfristige Ziele

In der Klima- und Energiestrategie wurden auch ein Zielpfad inklusive Etappenziele für 2020, 2030 und 2040 definiert:

  • Reduktion von Treibhausgasemissionen (ohne EH) um 30 % im Vergleich zu 2005 bis 2020 und die Hälfte des Energieverbrauchs des Landes soll aus erneuerbaren Quellen stammen. Außerdem Versorgung bis 2020 aller Landesgebäude durch Fernwärme und/oder erneuerbare Energieträger. Allerdings konnte bis 2017 lediglich eine Reduktion um 5,5 % erreicht werden. Das Ziel wird nicht erreicht.
  • Reduktion der Treibhausgasemissionen um 50 % bis 2030 im Vergleich zu 2005 und Steigerung erneuerbarer Energien-Anteile auf 65 %. Strom soll bis dahin zu 100 % aus erneuerbaren Quellen stammen und Warmwasser zu 100 % solar aufbereitet werden.
  • Reduktion der Treibhausgasemissionen um 75 % im Vergleich zu 2005 bis 2040 und der Anteil erneuerbarer Energien soll bereits 80 % betragen. Bis dahin soll auch die Raumwärme zu 100 % aus erneuerbaren Quellen oder durch Fernwärme erzeugt werden.
  • Um die Etappenziele für 2020 zu erreichen, wurden im 2015 veröffentlichten Umsetzungsprogramm primäre Aktionsfelder definiert und Sofortmaßnahmen geplant, die zu einer Einsparung von insgesamt 122 Tsd. Jahrestonnen CO2-e führen sollen. Dies entspricht 3,7 % der Treibhausgasemissionen von 2005 (ohne EH).
  • Mehr als die Hälfte dieser Einsparungen (68 Tsd. t) soll durch den Austausch alter Ölkessel und den Ersatz durch erneuerbarer Heizsysteme erreicht werden. Dafür soll es sowohl eine Förderaktion als auch eine gesetzliche Regelung in Form eines Verbots alter Ölkessel geben, das allerdings noch nicht erlassen wurde.
  • Ein großer Teil (21 Tsd. t) soll auch durch den Ausbau der tiefen Geothermie für die Fernwärmeerzeugung eingespart werden.

Bisher kam es weder zu der gesetzlichen Regelung noch zu einem Ausbau der Geothermie und das ist wohl mit ein Grund dafür, dass die Treibhausgasemissionen in Salzburg seit 2005 nur um 5,5 % und damit nicht ausreichend gesenkt werden konnten. Seit 2010 gibt es sogar wieder steigende Treibhausgas-Emissionen.

Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Salzburg

In Salzburg sind die Treibhausgasemissionen seit 2010 um 2,1 % auf 3,16 Mio. t CO2-e im Jahr 2017 angestiegen. Nur Tirol verzeichnet in diesem Zeitraum einen stärkeren Anstieg. Während die Emissionen im Gebäudesektor um 25,0 % auf 0,48 Mio. t und damit nur in Vorarlberg stärker gesenkt werden konnten, sind die Verkehrsemissionen überdurchschnittlich um 8,8 % auf 1,52 Mio. t angestiegen.

Treibhausgasemissionen in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Die Pro-Kopf-Emissionen sind seit 2010 nur relativ schwach um 3,4 % gesunken, liegen mit 5,7 t allerdings deutlich unter dem Österreichschnitt und nur in Wien und Vorarlberg noch niedriger. Davon werden durchschnittlich 2,7 t im Verkehrssektor und 0,9 t im Gebäudesektor emittiert.

Entwicklung des Energieverbrauchs und Anteil erneuerbarer Energien

Der Energieverbrauch konnte gesenkt werden seit 2010 um 6,3 % auf 68,7 PJ im Jahr 2018 (-4,6 PJ) – mehr als in Wien und Vorarlberg, die ihren Verbrauch ebenfalls reduzieren konnten. Während der Verbrauch erneuerbarer Energien um 1,2 PJ gesunken ist (-3,4 %), ist der Verbrauch fossiler Energie gleichzeitig um 3,5 PJ gesunken (-8,8 %).

Energieverbrauch in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Der Anteil erneuerbarer Energien konnte dementsprechend um 1,4 %-Pkt. gesteigert werden und liegt nun bei 47,5 %. Damit haben nur Kärnten und das Burgenland einen höheren Anteil.

Erneuerbare Energie in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Ökostrom-Anteil

Der Ökostrom-Anteil an der Produktion liegt insgesamt bei 94,0 %. Der mit Abstand größte Anteil wird aus Wasserkraft gewonnen (85,0 %). Weitere erneuerbare Quellen sind die Bioenergie (7,5 %), die Photovoltaik und die Geothermie (gemeinsam 1,5 %). Pro EinwohnerIn und Jahr werden 125,1 kWh PV-Strom produziert. Nur in Wien ist der Wert noch niedriger.

Stromproduktion in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Da Salzburg mehr Strom produziert, als es verbraucht, konnten im Jahr 2018 7,7 % (netto) des produzierten Stroms exportiert werden. Der Anteil der inländischen Ökostromproduktion am Stromverbrauch (Bruttoinlandsverbrauch) liegt demnach bei 101,8 %.

Wärmewende

Der Anteil der Fernwärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen liegt bei 57,7 %, der praktisch zur Gänze aus Bioenergie gewonnen wird. Auf die Solar- und Geothermie fallen nur 0,2 %. Der Anteil aus KWK-Anlagen liegt mit 54,7 % unter dem Österreichschnitt. In Salzburg sind 31,3 % der Hauptwohnsitze an das Fernwärmenetz angeschlossen. Damit ist der Wert nur in Wien und der Steiermark noch höher.

Heizungsart in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Die thermisch-energetische Sanierungsrate lag in Salzburg im Jahr 2018 bei 1,1 % und damit deutlich unter dem durchschnittlichen Wert der letzten 10 Jahre (1,5 %). Sie liegt auch unter dem aktuellen Österreichschnitt (1,4 %). Gemeinsam mit Tirol und Wien weist Salzburg damit die niedrigste Sanierungsrate auf – die notwendige Sanierungsrate von 3 % liegt in weiter Ferne. Eine neue politische Initiative ist gefragt.

Sanierungsrate in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Der Anteil der Wohnsitze mit einem Einzel- oder Zentralheizsystem, das mit fossilen Rohstoffen betrieben wird, liegt bei 30,9 % und ist nur in der Steiermark und in Kärnten niedriger, wobei 21,9 % mit Heizöl und 9,0 % mit Erdgas heizen. 21,3 % der Wohnsitze heizen mit Biomasse. Weitere 9,9 % sind mit einer Wärmepumpe ausgestattet oder nutzen ein solares Heizsystem. Die übrigen 6,5 % heizen mit elektrischem Strom.

Mobilität

In Salzburg werden 60 % der Wege mit dem motorisierten Individualverkehr, 11 % mit dem öffentlichen Verkehr, 9 % mit dem Fahrrad und 19 % zu Fuß zurückgelegt. Nur in Wien und in Vorarlberg ist der MIV-Anteil niedriger und nur in Vorarlberg ist der Radanteil noch deutlich höher.

Mobilität in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Der Motorisierungsgrad liegt mit 566,9 PKW/1.000 EW im Bereich des Österreichschnitts und ist seit 2010 um 9,1 % gestiegen. 32,0 % der privaten PKW sind Zweit- bzw. Drittwagen. Der E-Auto-Anteil liegt bei 0,7 % und ist ebenfalls nur in Vorarlberg höher. Anreize zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr werden geschaffen. Seit 2020 ist in Salzburg für den öffentlichen Verkehr eine landesweit gültige Jahreskarte erhältlich die 595 € kostet. In Wien, Vorarlberg und Tirol ist die Jahreskarte allerdings noch günstiger. Gleichzeitig bewegen sich die Salzburger überdurchschnittlich viel mit dem Fahrrad. 0,96 km pro Tag fahren SalzburgerInnen durchschnittlich mit dem Rad. Nur in Vorarlberg wird mehr Fahrrad gefahren.

Im bundesweiten Vergleich hat Salzburg weniger Verkehrsfläche als andere Bundesländer. Die Verkehrsfläche Salzburgs hat seit 2010 sogar um 1,0 % abgenommen und beträgt 101 km2. Das ergibt 182 m2 Verkehrsfläche pro EinwohnerIn. Nur in Wien und in Vorarlberg ist dieser Wert niedriger. Dennoch gilt es darauf zu achten, Raumordnungskonzepte umzusetzen, die auf eine Stärkung des Umweltverbunds setzen und auf die Verringerung des Flächenverbrauchs zu achten.

Anteil der Bio-Landwirtschaft

Der Bio-Anteil bei den landwirtschaftlich genutzten Flächen liegt in Salzburg bei 58,1 % und ist in 3 Jahren (seit 2016) um 4,2 %-Pkt. gestiegen. Österreichweit liegt das Land damit an erster Stelle. Bei den landwirtschaftlichen Betrieben liegt der Anteil bei 49,0 % und hat damit im gleichen Zeitraum um 4,1 %-Pkt. zugenommen. Auch hier hat das Land den mit Abstand höchsten Anteil.

Bio-Landwirtschaft in Salzburg

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Unser Kommentar

Salzburg hat sich ambitionierte Klimaschutz-Ziele gesetzt, Zwischenziele gesteckt und einen Zielpfad entworfen. Bis 2050 soll 100 % erneuerbare Energie erreicht werden. Damit bundesweit Klimaneutralität 2040 erreicht werden kann, gilt es allerdings noch nachzuschärfen. Dazu kommt, dass es in Salzburg seit einigen Jahren wieder zu steigenden Emissionen kommt. So wird das Ziel bis 2020 die Treibhausgasemissionen um 30 % gegenüber 2005 zu senken, wohl deutlich verfehlt werden, denn mit Stand 2017 konnte lediglich eine Reduktion von rund 5,5 % erreicht werden. Hauptgründe dafür sind die stark steigenden Emissionen in den Bereichen Verkehr und Landwirtschaft, sowie die anhaltend niedrige Sanierungsrate. Es besteht also deutlicher Handlungsbereich, damit ambitionierte und sinnvolle Zielsetzungen auch erreicht werden. Im Verkehrsbereich ist darüber hinaus eine Zusammenarbeit auf bundes- und europapolitischer Ebene notwendig, um insbesondere den stark wachsenden Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern.

Salzburg kann aber auch auf einige positive Entwicklungen verweisen. So ist gelungen den Energieverbrauch zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien zu steigern. Nach Kärnten und dem Burgenland, hat Salzburg den höchsten Anteil erneuerbarer Energien in Österreich. Auch im Strombereich ist ein Anteil von 95 % an der Stromproduktion überdurchschnittlich hoch. Allerdings besteht noch Verbesserungsbedarf bei der Nutzung der Sonnenenergie: Nur Wien hat noch weniger Energiegewinnung aus Sonnenenergie pro Kopf wie Salzburg.

In Salzburg wird überdurchschnittlich oft auf das Fahrrad als Transportmittel gesetzt. Bundesweit wird nur in Vorarlberg noch mehr geradelt. Dementsprechend ist auch der Anteil des PKW-Verkehrs mit 60 % nach Wien und Vorarlberg einer der niedrigsten in Österreich. Ein landesweites Öffi-Ticket gibt es, allerdings ist es teurer als die landesweiten Öffi-Tickets in Wien, Tirol und Vorarlberg.

Positiv ist der niedrige Anteil fossiler Heizsysteme, nur die Steiermark und Kärnten haben einen noch niedrigeren Anteil erreicht. Kritisch ist jedoch die niedrige Sanierungsrate, die weit entfernt von einer 3 %igen Sanierungsrate ist. Hier ist eine neue politische Initiative erforderlich. Mit einem Anteil von 58 % der landwirtschaftlichen Fläche ist Salzburg in Österreich mit Abstand das Bioland Nr. 1. Diese positive Führungsposition gilt es weiter kontinuierlich auszubauen, da auch in der Landwirtschaft die Treibhausgasemissionen zuletzt gestiegen sind.

Quellen zu den obigen Infografiken und Zahlen im Text finden Sie im gesamten "GLOBAL 2000 Klimareport - Die Bundesländer in Vergleich".

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Klimsprojekte & -initiativen in Salzburg

Mobilitätskarte Pinzgau

Seit 2019 erhalten SommerurlauberInnen (von Mai bis Oktober) in der Region Pinzgau (Zell am See-Kaprun) eine Mobilitätskarteexternal link, opens in a new tab, mit der sie alle öffentlichen Verkehrsmittel – von der Bahn über den Postbus bis hin zur Pinzgauer Lokalbahn – für den gesamten Zeitraum des Urlaubs (inkl. An- und Abreisetag) kostenlos nutzen können. Die Tourismusorganisationen nehmen für diese Aktion 1,5 Mio. € pro Jahr in die Hand.

Wohnbauprojekt Sonnengarten Limberg

In der Stadtgemeinde Zell am See entsteht aktuell ein Wohnprojektexternal link, opens in a new tab mit Augenmerk auf nachhaltige Wärmeversorgung und Mobilität. Mit einer eigenen Pelletsheizzentrale, einem Nahwärmenetz und Photovoltaikanlagen soll der Energiebedarf zu 100 % aus erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden. Auch ein Mobilitätskonzept, das zum Fahrradfahren und zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs anregen soll, wurde erarbeitet.

KLIMACENT Austria

Der Verein Klimacent Austriaexternal link, opens in a new tab, der heute seinen Sitz in Salzburg hat, entstand unter dem Namen Ökostrombörse bereits 1999 in Vorarlberg mit dem Ziel StromkundInnen von Partnerbetrieben eine freiwillige Mehrzahlung (1 c/KWh) für Ökostrom und eine direkte Zuteilung auf Projekte ihrer Wahl zu ermöglichen. Dieser Förderbetrag kann von StromkundInnen der Partnerbetriebe (z.B. Salzburg Ökoenergie) freiwillig einem Ökostrom- oder Klimaschutzprojekt ihrer Wahl gewidmet werden.

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