Lobbying Report EU 2025

Wer beeinflusst unsere Politik? Und wie transparent ist das wirklich? In diesem Report zeigt GLOBAL 2000, wie intensiv in Brüssel um Gesetze gerungen wird und welche Interessen bei österreichischen EU-Abgeordneten den größten Einfluss haben. Mit Fokus auf Umweltschutz, Demokratie und Transparenz deckt die Analyse auf, wo Wirtschafts- und Industriekonzerne besonders starkes Lobbying betreiben – und wo Transparenz fehlt.

Cover Lobbying Report

GLOBAL 2000

Warum Lobbying auf EU-Ebene so wichtig ist

Die europäische Gesetzgebung betrifft alle Bürger:innen – und ist Ziel intensiver Lobbyarbeit. Demokratie braucht Transparenz, damit politische Entscheidungen nachvollziehbar bleiben und nicht einseitig von Konzerninteressen geprägt werden.

Der GLOBAL 2000-Report zeigt:

  • Viele Lobbytreffen sind nicht vollständig dokumentiert.

  • Konzerne mit hohen Umwelt- und Klimarisiken treffen deutlich häufiger Abgeordnete.

  • Zivilgesellschaftliche Interessen sind unterrepräsentiert.

Wie wurde der Report erstellt - zur Methodik

Für die vorliegende Studie wurden 1.338 Lobbytreffen österrei­chischer EU-Abgeordneter im Zeitraum von Juli 2024 bis Juli 2025 analysiert. Im Mittelpunkt standen dokumentierte Treffen zwischen Interessenvertreter:innen und österreichischen EU-Abgeordneten sowie die jeweils vertretenen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Interessen. Diese Angaben wurden systematisch jenen Gesetzgebungsverfahren gegenübergestellt, die für Umwelt- und Klimaschutz besonders relevant sind. Auf dieser Grundlage erfolgte eine Bewertung, wie transparent die einzelnen Mandatar:innen mit Lobbykontakten umgehen und in welchem Ausmaß Informationen dazu offen zugänglich sind.

5 Ergebnisse aus dem Report

Collage: Justitia-Statue mit EU-Flagge

Pixabay, Canva
  1. Unternehmen und Industrie investieren über 340 Mio. € jährlich in EU-Lobbying.

  2. Interessen der Wirtschaft dominieren bei Treffen mit österreichischen EU-Abgeordneten.

  3. Hohe Unterschiede zwischen den politischen Parteien.

  4. Besonders stark vertreten: fossile Energiewirtschaft, Automobilsektor, Forst- und Agrarlobby.

Parteivergleich: Wie steht es um die Transparenz der EU-Abgeordneten?

Wer gibt am meisten Lobbykontakte preis?

Ranking der Transparenz

  1. Grüne geben im Untersuchungszeitraum die meisten Treffen an (148,5 angegebene Treffen/Mandatar:in)
  2. ÖVP und NEOS im Mittelfeld: ÖVP (109,6 angegebene Treffen/Mandatar:in) und NEOS (84,5 angegebene Treffen/Mandatar:in)
  3. SPÖ: Gibt weniger Treffen an (55,4 angegebene Treffen/Mandatar:in)
  4. FPÖ: Gibt sehr wenige Treffen an FPÖ (8 angegebene Treffen/Mandatar:in)

Die Parteien unterscheiden sich stark bei den Ansprechpartner:innen, die sie am häufigsten treffen. Mehr Infos dazu im Report

Thematische Fokusbereiche des Lobbyings

Der Lobbying Report 2025 zeigt, dass sich wirtschaftliche Einflussnahme besonders in vier Bereichen konzentriert: In der fossilen Energiebranche versuchen Konzerne, Klimaschutzauflagen zu verwässern und CO₂-Regulierungen zu verzögern. Beim Waldschutz wurde vor der EU-Waldschutzverordnung intensiv gegen strengere Umweltstandards lobbyiert. Rund um das Lieferketten-Gesetz (CSDDD) wollten große Unternehmen Sorgfaltspflichten abschwächen, während zivilgesellschaftliche Organisationen für verbindliche Regeln kämpften. Auch die Autoindustrie übte massiven Druck gegen strengere Abgasnormen und CO₂-Flottengrenzwerte aus – mit spürbarem Einfluss auf europäische Klimapolitik.

Portrait Johannes Wahlmüller

"Wer die Regeln schreibt, entscheidet über unsere Zukunft. Deshalb darf Politik nicht im Schatten von Konzerninteressen gemacht werden. Klimaschutz braucht klare Grenzen für Einfluss – und Politiker:innen, die sich den Fakten verpflichtet fühlen, nicht den Lobbys."

Johannes Wahlmüller, Klima- und Energieprecher GLOBAL 2000

Unsere Forderungen für faire Einflussnahme

Anna Leitner steht im Vordergrund und hält ein Banner in die Kamera, darauf steht: "Hey EU! Klimapflichten für Konzerne!" Im Hintergrund stehen Menschen mit Fahnen und Banner

GLOBAL 2000/ Christopher Glanzl

Auf EU-Ebene gibt es Transparenzregelungen, die es erlauben, die Treffen mit Interessenvertretungen, mit EU-Abgeordneten nachzuverfolgen. Vergleichbare Regelungen gibt es in Österreich nicht, hier herrscht völlige Intransparenz. 

Aus Sicht von GLOBAL 2000 sollten folgende Schritte auf EU- und österreichischer Ebene umgesetzt werden:

  1. Transparenz der EU-Abgeordneten: Alle österreichischen EU-Abgeordneten müssen ihre Treffen vollständig und transparent offenlegen – die „EU-Hausordnung“ gilt für alle.

  2. Ausgewogene Meinungsbildung: Abgeordnete und Parteien sollen neben Wirtschaftsinteressen auch Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Arbeitnehmer:innenvertretungen einbeziehen, um die Vormachtstellung wirtschaftspolitischer Interessen auszugleichen.

  3. Volle Transparenz in Österreich:

    a. Offenlegung aller Treffen von Nationalratsabgeordneten und Verwaltung mit Unternehmenslobbyisten, inklusive Zweck und Inhalte.

    b. Eintragungen im Lobbyregister zu allen Stellungnahmen und Eingaben.

    c. Offenlegung der gesamten für Lobbying eingesetzten Mittel.

    d. Einrichtung einer unabhängigen Aufsichtsbehörde (z. B. nach französischem Vorbild).

  4. Ausgewogene Stakeholder-Einbindung: Politische Entscheidungsträger:innen sollen verschiedene Interessensgruppen gleichberechtigt einbinden, insbesondere unterrepräsentierte Gruppen aktiv einladen und alle Kontakte transparent offenlegen.

Lobbying soll der Demokratie dienen, nicht Konzerninteressen.

Dafür stehen wir von GLOBAL 2000 mit voller Kraft ein. Unterstützen Sie uns dabei.