23.04.2021

Das AKW Krsko und seine Erdbeben-Gefährdung

Neue Forschungsergebnisse bestätigen: Der Standort Krško ist wegen seiner hohen Erdbeben-Gefährdung nicht für ein Atomkraftwerk geeignet.

Der Geologe Dr. Roman Lahodynsky beschäftigt sich in seiner aktuellen Studie, die er mit der Unterstützung von Dr. Livio Sirovich erstellt hat, mit der Erdbeben-Gefährdung des Standortes Krško. Nach neuesten Forschungsergebnissen zu urteilen, ist der Standort in ganz Europa am stärksten durch Erderschütterungen betroffen und für ein Atomkraftwerk nicht geeignet. Die Risiko-Annahmen, unter denen das AKW in den 70er-Jahren errichtet wurde, sind mit den tatsächlich zu erwartenden Starkbeben und den daraus abgeleiteten Gefahren für Millionen von EuropäerInnen nicht vereinbar. Um einen schwerwiegenden Unfall abzuwehren, sollte der Reaktor umgehend abgeschaltet, und die Laufzeit nicht um weitere 20 Jahre verlängert werden.

Dr. Roman Lahodynsky ist Geologe und ehemaliger Assistent am Institut für Risikoforschung der Universität Wien sowie am Institut für Sicherheits- & Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur.
Dr. Livio Sirovich ist Geologe und Seismologe am geophysikalisches Institut in Triest.

Das am stärksten erdbebengefährdete AKW Europas

Das slowenische Atomkraftwerk Krško ist das am stärksten erdbebengefährdete Atomkraftwerk Europas. Es liegt am Nordrand des Krško-Beckens, unweit der kroatischen Grenze in einer tektonisch hochaktiven Zone zwischen drei plattentektonischen Einheiten: dem Adriatischen Sporn, der Pannonischen/Tisza Mikroplatte und der Eurasischen Platte. Sowohl das Krško-Becken als auch die ungefähr 40 km südöstlich von Krško gelegene kroatische Hauptstadt Zagreb waren in historischer Vergangenheit von schweren Erdbeben betroffen. Eine umfassende paläoseismologische Untersuchung fand bis heute nicht statt.

Erdbeben-Risiko in Krsko höher als gedacht

Bei der Planung des Atomkraftwerks wurden manche aktive Störungen nicht berücksichtigt. Durch tektonische und seismotektonische Untersuchungen in den letzten 20 Jahren hat sich herausgestellt, dass diese Region wegen ihrer plattentektonischen Lage zu den am stärksten erdbebengefährdeten Gebieten Europas zählt und Starkbeben mit Magnituden um 6 mehrmals in wenigen Jahrzehnten hintereinander auftreten.

 


Marko Vrabec und László Fodor

Abbildung: Eine vereinfachte tektonische Karte der Kollisionszone Adria-Alpen, in der Krško markiert ist. (Sirovich et al., 2014)

Diese Erkenntnisse sind in den bisherigen Gefährdungsabschätzungen des AKW Krško unberücksichtigt geblieben. Die Empfehlungen zur Erhöhung der Erdbebensicherheit wurden nie umgesetzt. 

„Multiorganversagen“ eines AKWs

Zusätzlich sind jedoch noch die Wirkung mehrfacher Gefährdungen durch gekoppelte Schadensereignisse zu berücksichtigen. Einerseits werden Starkbeben mit Bodenbeschleunigungen von 0,85 g und darüber erwartet, andererseits bedeutet die Laufzeitverlängerung für das bereits 40 Jahre alte Atomkraftwerk eine Erhöhung des Risikos. Denn je älter ein Atomkraftwerk ist, desto störanfälliger ist es (Sprödbruchanfälligkeit).