Schmetterlinge symbolisieren in hohem Maße Bilder von bunten, lebendigen und artenreichen Blumenwiesen, – wie sie viele von uns noch aus der Kindheit kennen. Schmetterlinge zählen jedoch mittlerweile zu den gefährdetsten Tierarten weltweit. In Europa haben sich ihre Bestände seit 1990 in etwa halbiert.
Im Gegensatz zu den Honigbienen haben Schmetterlinge leider noch keine Lobby, die ihre Anliegen unterstützt. Mit unserer Report-Reihe wollen wir daher einen Weckruf tätigen – mit dem Ziel, die österreichische Schmetterlingsvielfalt zu bewahren und das Schmetterlingssterben zu stoppen.
Schmetterlingssterben: die Hälfte aller Falterarten ist gefährdet
Ausgeflattert I - der stille Tod der österreichischen Schmetterlinge (2016)
Österreich ist im europäischen Vergleich ein besonders vielfältiges Land mit etwa 4.070 nachgewiesenen Schmetterlingsarten, davon 208 Tagfalterarten. Die Diversität übertrifft selbst jene großer Länder wie Deutschland. Sie schwankt jedoch regional sehr stark.
Die Artenvielfalt basiert auf einer großen Biotopvielfalt, die von den pannonischen Steppenrasen bis zu alpinen Schutt- und Felslebensräumen reicht. Der Schutz dieser Lebensräume ist somit Grundvoraussetzung für die Bewahrung der Faltervielfalt.
Mehr als die Hälfte aller Tagfalter Österreichs gelten als gefährdet, 2 % sind bereits ausgestorben. Von den Nachtfalterarten sind rund 40 % gefährdet und bereits 4 % ausgestorben. Diese Zahlen stellen lediglich Durchschnittswerte dar, die auch die Bestände in Naturschutzgebieten beinhalten. In der freien Natur ist die Gesamtsituation erheblich dramatischer - wer in Zukunft Schmetterlinge sehen will, muss in geschützte Gebiete oder schon sehr bald ins Museum gehen.
Unsere Report-Reihe zeigt auf, dass die aktuelle Diskussion und das mediale Brennpunktthema „Insektensterben“ konkret auch die heimischen Schmetterlinge betrifft. Dabei gehören Schmetterlinge gemeinsam mit Bienen und Hummeln zu den wichtigsten Bestäubern. Zahlreiche Pflanzen sind auf die flatternden Wesen angewiesen. Ohne Bestäuber stirbt nicht nur die österreichische Wiesenlandschaft, auch heimische Obst- und Gemüsesorten wie Kürbis, Apfel und Marille würde es kaum noch geben.
Gründe für die Gefährdung
Die Ursachen für das Schmettelringssterben sind vielfältig und weitgehend durch den Menschen verursacht. Sie reichen von Verbauung und Technisierung über Intensivierungen oder die Aufgabe traditioneller Nutzung bis hin zur Klimaerwärmung. Tagfalter sind vor allem durch eine zunehmend intensive Grünlandbewirtschaftung bedroht, die auch bei ehemals häufigen Arten zu deutlichen Populationseinbußen führt. Der meist starke Nutzungsdruck umfasst eine zunehmend intensive, industrielle Landwirtschaft mit massiver Düngung sowie Insektizid- und Pestizideinsatz. Durch Abdrift sind auch Bereiche abseits der intensiv genutzten Agrikulturflächen und selbst Schutzgebiete bedroht.
Monokulturen in der Forstwirtschaft und die Verbauung sowie teils vollständige Versiegelung wertvoller Flächen nehmen den Faltern ihren Lebensraum.
Diese Beanspruchungen gehen oft mit dem Ausbau der Infrastruktur einher, der sich beispielsweise durch eine zunehmende Lichtverschmutzung oder Verkehrsbelastung manifestiert. Der stetig steigende Flächenbedarf einer stark wachsenden Bevölkerung sowie ein regional ausgeprägter, intensiver Tourismus sind gerade in Hinblick auf den stark eingeschränkten Dauersiedlungsraum eine fatale Kombination. Als weiteres Gefährdungsszenario zeichnet sich die Klimaerwärmung ab, die gerade in den höchsten Gebirgslagen ein nicht zu unterschätzendes Risikopotential umfasst. Aktiver Lebensraumschutz beschränkt sich weitgehend auf Schutzgebiete. Selbst hier fehlt es jedoch oft an einschlägigen Pflegeplänen und Artenschutzmaßnahmen werden fast immer für die wenigen EU-Schutzgüter ausgearbeitet. Internationale und regionale rechtliche Rahmenbedingungen haben zur Unterschutzstellung einiger Gebiete beigetragen. Ein Aufweichen des Schutzstatus bereits bestehender Rückzugsgebiete sowohl international (Europaschutzgebiete) als auch auf nationaler (Nationalparks) und Bundesländerebene ist daher abzulehnen.