Bei den restlichen 59 biologischen Pestiziden handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe von "Stoffen". Dies betrifft sowohl ihre Herkunft als auch ihre Wirkungsweise. Davon sind:
- 46 % pflanzlichen Ursprungs (z.B.: ätherische Öle)
- 29 % anorganischen Ursprungs. Dazu gehören: Mineralien, Salze und elementare Stoffe auf Basis von Kupfer, Schwefel, Eisenphosphat, Natrium- und Kaliumhydrogencarbonat (auch als Backpulver bekannt) sowie gewöhnlicher Quarzsand.
25 % setzen sich zusammen aus Stoffen tierischen Ursprungs (z. B. Schafsfett als Repellent), Stoffen pflanzlichen und tierischen Ursprungs (Fettsäuren für verschiedene Verwendungszwecke), Stoffen mikrobiologischen Ursprungs (z. B. Cerevisane aus Hefen zur Stimulierung des pflanzlichen Immunsystems), Paraffinölen (gegen saugende Insekten) und Fermentationsprodukten (z. B. Essig gegen Bakterien- und Pilzerkrankungen).
Gefahreneinstufung nur in drei Fällen
Bei den verbleibenden 34 biologischen Pestiziden hatten die Zulassungsbehörden nur in 3 Fällen eine Gefahreneinstufung als gerechtfertigt erachtet.
Dieser signifikante Unterschied im Gefahrenprofil der biologischen und konventionellen Pestiziden hängt mit einer grundlegend anderen Wirkungsweise zusammen:
Fast alle synthetischen Pestizid-Wirkstoffe entfalten ihre Wirkung durch Beeinflussung biochemischer Prozesse in den jeweiligen Zielorganismen (z.B.: Schädlinge). Sie wirken als sogenannte "Single-Site"-Inhibitoren von Enzymen oder Rezeptoren. Diese sind für den Zellstoffwechsel und für die Kommunikation innerhalb der Zelle und zwischen verschiedenen Zellen wesentlich. Das große Problem daran ist, dass unerwünschte Nebenwirkungen in Nicht-Zielorganismen (z.B.: bei Nützlinge) auftreten können.
Unter den biologischen Pestiziden findet sich solch ein Wirkungsmodus nur bei den Insektiziden „Azadirachtin“, „Pyrethrinen“ und „Spinosad“. Das Insektizid „Azadirachtin“ hemmt die hormonell induzierte Häutung von Insektenlarven. Die Insektizide „Pyrethrine“ als auch „Spinosad“ drosseln die Übertragung von Nervenimpulsen bei Insekten.
Die anderen biologischen Pestizide wirken auf andere Weise, indem sie beispielsweise Schädlinge vertreiben oder die Abwehrkräfte der Pflanze stärken. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass in der biologischen Landwirtschaft nur selten eine Resistenzentwicklung beobachtet wird.
So wirken die biologischen Pestizide
Natürliche Pestizid-Wirkstoffe, wie Essig oder Seife, wirken auf physikalisch-chemische Weise, indem sie die Zellmembran schädigen. Backnatron (Kaliumhydrogencarbonat) oder Löschkalk (Kalziumhydroxid) verändern den pH-Wert und trocknen den Zielorganismus aus. Pflanzenöle bilden eine physische Barriere zwischen der Pflanze und den Schadinsekten.