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Der Gemeine Heizpilz
... steht (leider) nicht auf der Liste der bedrohten Arten. Ganz im Gegenteil. Nach dem neuerlichen Shutdown droht er noch hemmungsloser aus den Böden zu sprießen als bisher, vor allem aus den asphaltierten, städtischen. Ob er jedoch trotz weltweiter Klimakrise ein vertretbares Instrument zur Rettung der sehr wohl bedrohten Art der GastronomInnen ist, darüber hat GLOBAL NEWS mit GLOBAL 2000-Geschäftsführerin Agnes Zauner gesprochen.
GLOBAL NEWS: Liebe Agnes, eh klar, dass eine Umweltschutzorganisation eine begründete Abneigung gegen Heizpilze hat. Aber sind diese nicht in diesen besonderen Zeiten und wenn die Lokale wieder aufsperren zumindest „ausnahmsweise“ zu befürworten?
Agnes Zauner: Allein in einer Saison verbraucht ein Schanigarten mit fünf Heizstrahlern etwa so viel Strom wie zwei Haushalte übers ganze Jahr. Eine der größten und wichtigsten Dinge, die wir für eine klima- und menschenfreundliche Zukunft angehen müssen, ist aber gerade die Energieeffizienz. Und das passt halt mit den Heizschwammerln so gar nicht zusammen, zumal ja eine Ausnahmeregelung zur Anschaffung neuer Geräte führen würde, die dann in den nächsten Jahren wieder zum Einsatz kommen würden.
Aber ist es nicht ein Gebot der Stunde Arbeitsplätze zu retten und den GastronomInnen gangbare Lösungen anzubieten, damit sich ihre Einbußen in Grenzen halten?
Natürlich, nur sind Heizpilze nicht die Lösung dafür. Im Moment sind GastronomInnen mit ihren Existenzsorgen völlig auf sich alleine gestellt. Gleichzeitig werden aber immer noch jedes Jahr mehr als vier Milliarden Euro für klimaschädliche Subventionen verpulvert, anstatt WirtInnen und ihre Angestellten ordentlich abzusichern. Es ist eine politische Entscheidung, wofür Steuergeld eingesetzt wird. Die zig Millionen könnten wir jedenfalls im Umweltbereich, in Kunst und Kultur und natürlich auch in der Gastronomie sehr gut gebrauchen. Gerade diese Bereiche sind entscheidend für ein lebenswertes Miteinander.
Aber GastronomInnen leben nun mal davon, dass sich ihre Gäste bei ihnen wohlfühlen. Und dazu gehört eben auch Wärme. Was ist also die Alternative zum Heizpilz?
Strom kostet auch Geld. Stattdessen könnten WirtInnen in dicke Decken investieren. Auch ein Windschutz und eine Isolierung von unten machen viel aus. Da lässt sich schon mit einfachen Mitteln viel erreichen.
Und was können wir tun, um auch im Winter ein Lokal-Feeling zu kriegen?
Wir sind ja eine Christkindlmarkt-erprobte Nation. Da gibt‘s normalerweise auch keine Heizstrahler. Dafür guten Glühwein und andere Heißgetränke. Außerdem heißt es ja: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Ich habe ein halbes Jahr (im Winter!) in Sibirien gelebt und kann dem nur beipflichten. Die Menschen dort ziehen sich wirklich warm an. Bei minus 30 °C würd‘ ein Heizschwammerl nämlich eh auch nichts helfen.
Welche Maßnahmen sollten von der Regierung kommen, um Gasthaus- und RestaurantbetreiberInnen Unterstützung zu signalisieren?
Signalisieren allein reicht nicht. Was wir von der Regierung brauchen, ist ein ganzheitlicher Plan, der die Absicherung der Menschen und kleinen Unternehmen bei gleichzeitigem Schutz der Umwelt und des Klimas vorsieht. Und wir brauchen ihn jetzt. Denn wir haben nur noch knapp zehn Jahre Zeit, die Erderhitzung auf 1,5° Grad einzudämmen. Der geplante Green Deal der EU muss den Menschen und der Umwelt zugute kommen und nicht den Großkonzernen, die am meisten CO2 verursachen.
Was hältst du vom Klimafahrplan unserer Regierung?
Erneuerbarenausbau-, Energieeffizienz- und Klimaschutzgesetz sind die Basis für echten Klimaschutz. Das ist großartig, aber sie allein sind nicht genug. Aus der großen Umfrage, die der Verein Mutter Erde, in dessen Vorstand ich bin, mit dem Marktforschungsinstitut Integral gemacht hat, wissen wir, dass die ÖsterreicherInnen wirksame und schnelle Maßnahmen für den Klimaschutz befürworten. Dazu gehört auch eine Umwandlung der Wirtschaft in ein System, das das Wohl von Mensch und Planet ins Zentrum stellt, und nicht den Profit einiger weniger.
Was wäre deiner Meinung nach – abgesehen vom Zauberstab – das geeignetste Klimaschutzinstrument, um möglichst schnell Erfolg zu haben?
Auf Öffis oder Rad umsteigen und KlimaaktivistInnen unterstützen, bzw. selbst zu einem/einer werden. UnternehmerInnen können wiederum ihren Fachverbänden und der Wirtschaftskammer signalisieren, dass es ohne intakte Umwelt auch kein Business gibt. Und die PolitkerInnen müssen Maßnahmen setzen, die es möglich machen, die Pariser Kimaziele einzuhalten. Dafür haben wir sie schließlich gewählt.
Wenn du beim Universum etwas bestellen könntest (inklusive Erfüllungsgarantie), was würde das sein?
Abgesehen von einem raschen Ende der Pandemie ein neues Wirtschaftssystem, das Mensch und Natur nicht mehr ausbeutet. Es ist möglich, wir müssen uns nur dafür entscheiden.