Europa hat kulinarisch und landschaftlich viel zu bieten. Die Landschaften sind häufig ein Spiegelbild landwirtschaftlicher Nutzung. In Österreich verdanken wir ihr schöne Almen, Obst- und Weingärten im steirischen Hügelland und weit reichendes Grünland neben Salzburger Seen. Keine Frage: Wir alle wären ärmer ohne die Landwirtinnen und Landwirte, denn kein Sektor ist so stark mit der Kultivierung unserer Lebensräume verbunden wie die Landwirtschaft.
Gemeinsame Agrarpolitik der EU
Aber die Landwirtschaft verändert sich, immer schneller und in ganz Europa. In vielen EU-Ländern geben Landwirte ihre Betriebe auf. Die verbleibenden Höfe und Felder werden größer, jeder Fleck wird möglichst intensiv genutzt. Auch wenn die österreichische Landwirtschaft mit ihrem hohen Bioanteil und der vergleichsweise kleinstrukturierten Bewirtschaftungsweise eine Sonderstellung in Europa hat, bleibt auch sie von europäischen Entwicklungen nicht verschont. Die Veränderungen in der Landwirtschaft betreffen ganz direkt landwirtschaftliche Betriebe, aber auch uns alle – weil sie so eng mit unserer Ernährung, dem Klima, der Natur und den lebendigen ländlichen Räumen verbunden sind. Der Wandel in der Landwirtschaft kann und sollte daher aktiv gestaltet werden. Ein wichtiger Hebel dafür, ist die Gemeinsame Agrarpolitik (kurz GAP) der EU. Sie ist einer der ältesten europäischen Politikbereiche und mit knapp 40 Prozent des EU-Haushalts - rund 60 Mrd. Euro jährlich - finanziell noch immer am besten ausgestattet.
LandwirtInnen geht es im System nicht gut
Was viele nicht wissen ist, dass die EU-Agrarpolitik Einfluss auf Dinge hat, die vielen von uns wichtig sind: gesunde Lebensmittel, der Schutz von Umwelt, Klima, Vögeln und Insekten und der Erhalt von kleinen und mittleren Betrieben. Unser Agrar-Atlas zeigt, wie eng die EU-Landwirtschaft mit unserem Leben verbunden ist. Er zeigt auch, dass kaum etwas von dem Geld der GAP den Zielen zugute kommt, die sich Europäerinnen und Europäer von der Landwirtschaft wünschen. Der Austausch zwischen Bäuerinnen und Bauern und „der Gesellschaft“ ist vielfältig: Erwartungen an regionalen Konsum und Anerkennung, beidseitiger Wunsch nach Fairness, und im besten Fall Respekt. Unsere LandwirtInnen sind eingebettet in ein Agrarsystem, das Jahr für Jahr mit Milliarden Euro falsche Anreize setzt und am Ende weder ökologische noch soziale oder wirtschaftliche Nachhaltigkeit gewährleisten kann. Auch das zeigt der Atlas: dass es vielen Landwirtinnen und Landwirten in diesem System selbst nicht gut geht.
Treten wir für eine starke soziale und ökologische Agrarpolitik ein. Landwirtinnen und Landwirte brauchen das Geld, um ihre Betriebe fit für die Zukunft zu machen. Wir alle brauchen eine zukunftsgerichtete Agrarpolitik für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Die nötige Agrarwende ist nicht umsonst – in vielerlei Hinsicht.