Faktencheck: Erneuerbares Gas
Von der Gaslobby wird es als DIE Lösung für die Energie- und Klimakrise vorgebracht: Erneuerbares Gas, auch “grünes Gas” genannt, soll in Zukunft Erdgas ersetzen und unsere Wohnungen warm halten. Aber gibt es wirklich genug erneuerbares Gas, um unseren Bedarf zu decken? Und wie "grün" ist diese Energiequelle tatsächlich? In unserem neuen Faktencheck decken wir Mythen zum sagenumwobenen Erneuerbaren Gas auf.
Was ist erneuerbares Gas?
- Biomethan auf Basis landwirtschaftlicher Reststoffe
- Biomethan aus Biomasse
- Synthetisches Methan
- Wasserstoff aus erneuerbarem Strom
- „Grün“ ist der Wasserstoff nur, wenn dabei Ökostrom zum Einsatz kommt. Wasserstoff ist bereits ein Gas, aber man kann durch weitere chemische Verfahren Methan aus Wasserstoff herstellen. Methan ist chemisch identisch mit Erdgas.
Können wir fossiles Gas ganz einfach durch erneuerbares Gas ersetzen?
In Österreich haben wir derzeit einen Verbrauch von 89 TWh an Erdgas. Das entspricht einer Menge von 8,8 Milliarden m³ Gas, welches über Pipelines zu uns transportiert wird. Anfang 2022 kamen die Importe noch zu 80% aus Russland. Der momentane Anteil von erneuerbarem Gas liegt derzeit bei 0,14 TWh, also 0,15%. Wir starten also von einem sehr niedrigen Niveau aus.
Wir können davon ausgehen, dass in Zukunft 40 TWh erneuerbares Gas produziert werden kann. Das entspricht nicht einmal 50% unseres gesamten Bedarfs.
Ist es günstig auf erneuerbares Gas zu setzen?
Eine Studie im Auftrag von GLOBAL 2000 und Mutter Erde kommt zu dem Ergebnis, dass Heizen mit grünem Wasserstoff die teuerste Variante ist. Berechnet wurden die Ergebnisse auf einen Zeitraum von 15 Jahren. Dabei wurden auch die Kosten für den Tausch von Heizungen und die gegebenenfalls anfallende Stromversorgung mit einberechnet. Erneuerbares Gas würde laut diesen Berechnungen in einem typischen Einfamilienhaus 40-50% mehr kosten als mit klimafreundlichen Optionen. Das wären beispielsweise Wärmepumpen, Fernwärme und Biomasse.
Ist Gas ein umweltfreundlicher Energieträger?
Damit Gas im richtigen Licht erscheint, werden hier ordentlich die Werbetrommeln aktiviert. Damit bleibt der Druck auf die Politik gering und die Haushalte und Betriebe müssen sich keine Gedanken um andere Lösungen machen.
Tatsächlich hat Erdgas eine äußerst schlechte Umwelt- und Klimabilanz. Betrachtet man die Treibhausgasemissionen ist Erdgas nur etwas weniger schlecht als andere fossile Energieträger. Tauscht man eine Ölheizung gegen eine Gasheizung, dann bleiben 75-80% der Treibhausgasemissionen bestehen. Es handelt sich bei Erdgas also bei weitem um keinen umweltfreundlichen Energieträger.
Ist Gas eine Brückentechnologie?
Öl und Kohle sollen erst durch das vermeintlich weniger klimaschädliche Erdgas ersetzt werden. Zumindest so lange, bis klimafreundliche Lösungen soweit sind. Auf diese Weise wird das fossile Energiesystem aber unnötig verlängert. Der Einsatz von klimafreundlichen Technologien verzögert sich und hohe Emissionen sind die Folge. Für teure Umwege ist einfach keine Zeit mehr. Einen fossilen Energieträger durch einen anderen zu ersetzen, ist eine Sackgasse, in die wir keinesfalls laufen dürfen. Von einer Brückentechnologie Gas zu sprechen, macht also keinen Sinn. Denn alle fossilen Energieträger haben ein Ablaufdatum.
Wir brauchen eine echte Energiewende
Weitere Verzögerungen kosten uns viel Geld und sprengen unser CO2-Budget. Der Mythos vom Gas als Brückentechnologie sollte daher nicht länger akzeptiert werden. Gas ist ein teurer Umweg und eine Ablenkung von der echten Energiewende, die es jetzt umzusetzen gilt.
Jetzt auf echte Klimaschutz-Alternativen setzen:
- Bahn, Bus und Radverkehr ausbauen
- E-Mobilität, am besten als Carsharing, für den Individualverkehr
- Wärmepumpen, erneuerbare Fernwärme, Pellets, Wärmedämmung und Ökostrom aus Wind- und Photovoltaik für Wärme und Stromerzeugung