Baumwolle ist durstig
Baumwolle stammt aus den Tropen, wo es viel regnet. Die Pflanze braucht viel Sonne und viel Wasser. Wenn man die Baumwolle ernten will, ist Regen jedoch schlecht, denn die weiße Watte saugt sich voll Wasser und verfault. Deswegen wird Baumwolle in Trockengebieten angebaut und künstlich bewässert. Dort ist Wasser allerdings knapp. Keine andere Nutzpflanze ist so durstig wie Baumwolle. Man schätzt, dass für den Baumwollanbau derzeit etwa so viel Wasser verbraucht wird wie in allen privaten Haushalten der Erde zusammen.
Wie sich das auswirkt? Ein besonders schlimmes Beispiel ist der Aralsee.
Halb verschwunden: Der Aralsee
Das Wasser aus dem Aralsee zwischen Usbekistan und Kasachstan wurde 50 Jahre lang zum Bewässern riesiger Baumwollfelder verwendet. Weil es dort kaum regnet, sank der Wasserspiegel des Aralsees um über 20 Meter. Das ist so hoch wie ein Haus mit sieben Stockwerken. Über die Hälfte des Sees ist einfach verschwunden. Schiffe liegen auf dem Trockenen und Fischer wurden arbeitslos. Eigentlich ist der Aralsee riesig: 125 mal so groß wie der Bodensee. Nun aber fehlt den Menschen sogar Trinkwasser, denn das restliche Wasser des Aralsees ist inzwischen viel salziger als Meerwasser. Die trocken gefallenen Flächen sind eine Salzwüste.
Mehr als 80% des Wasser-Fußabdrucks der in Europa konsumierten Baumwolle entstehen außerhalb der Europäischen Union, 27 mit den größten Auswirkungen in den Erzeugerländern. Wasservorkommen werden ausgebeutet und/oder verschmutzt. In Westafrika geschieht die Bewässerung der Baumwollfelder mit Regenwasser. Das Hauptproblem ist hier die Verschmutzung des Wassers durch die Verwendung von chemischen Düngemitteln und Pestiziden.
Baumwollhandel in Kamerun und Togo
Baumwolle ist ein wichtiges Exportgut für viele westafrikanische Staaten. Die Region erzeugt in etwa 5 % der weltweiten Baumwollproduktion und 15 % des weltweiten Handels mit Baumwollfasern. Für Kamerun und Togo ist Baumwolle ein wichtiges Exportgut. Beide exportieren dieses Material vorwiegend in andere Länder des Südens wie China, Pakistan, Malaysia und Marokko. Dennoch zählen die Baumwollbauern aus Westafrika zu den ärmsten der Welt. Die Existenz vieler von ihnen ist absolut abhängig von der Baumwolle. In Kamerun und Togo wird Baumwolle in zahlreichen kleinen (Familien-) Betrieben kultiviert, wo Kinderarbeit weit verbreitet ist. Es wäre nicht möglich aus dem Baumwollanbau Profit zu schöpfen, ohne dass sich (unbezahlte) Familienmitglieder am Anbau beteiligen. Die für die Kultivierung eingesetzten Düngemittel sind extrem teuer und die für Baumwolle am Markt zu erzielenden Preise werden durch große Mengen subventionierter Baumwolle aus industrialisierten Ländern niedrig gehalten. Das macht es für afrikanische Bauern sehr schwierig, am Weltmarkt zu bestehen.
In Kamerun und Togo profitiert die ländliche Wirtschaft aber auch von der Entwicklung der Baumwollproduktion. Die Entwicklung der ländlichen Infrastruktur wurde dadurch gestärkt (durch den Bau von Straßen, Schulen, Spitäler und Brunnen) und ermöglichte den Bauern Zugang zu sozialen Dienstleistungen (wie Bildung und Gesundheitswesen).
In vielen Teilen Westafrikas wurden die Baumwollanbauflächen ausgeweitet und dafür Bäume und Steppen gerodet. Dies hat zu einem Verlust von Artenvielfalt und von fruchtbaren Böden einhergehend mit Bodenerosion und Desertifikation geführt.
In Kamerun und Togo haben die Erträge aus der Baumwollernte in den letzten 5-10 Jahren abgenommen. Dafür verantwortlich ist der fortwährende Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden. Die Verwendung von Bio-Düngern anstelle von chemischen könnte eine Entlastung für die überbeanspruchten Böden darstellen, ist aber noch nicht weit verbreitet.