26.06.2023

Besuch bei der Voestalpine: Warum braucht es ein EU-Lieferkettengesetz?

Die Voestalpine ist der größte Stahlproduzent Europas und gleichzeitig Österreichs größter Treibhausgasemittent. Um herauszufinden, was der Konzern für den Klimaschutz macht, haben wir dem Stahlwerk gemeinsam mit der AG Rohstoffe einen Besuch abgestattet.

Rund 10 % unserer gesamten Emissionen kommen aus den 5 Hochöfen und den dazugehörigen Stahlwerken der Voestalpine in Linz und Donawitz. Als Stahlproduzent ist die Voestalpine außerdem auf den Import großer Mengen Eisenerz angewiesen. Eisenerz wird unter anderem aus Brasilien und Australien bezogen. Und der Eisenerz-Abbau ist wiederum bekannt für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen. Das zeigt auch die „Fallstudie Eisenerz“ unseres Bündnispartners Dreikönigsaktion.

Mit der AG Rohstoffe bei der Voestalpine

Ressourcencampaignerin Anna Leitner und Pressereferentin Josefine Hüttisch beschlossen gemeinsam mit unseren Partner:innen der AG Rohstoffeexternal link, opens in a new tab dem Unternehmen einen Besuch abzustatten. Den beiden Umweltschützerinnen ist die zerstörerische Lieferkette und die immensen Emissionen ein Dorn im Auge. Daher erhofften sie, vor Ort mehr über die Unternehmenspolitik zur Emissionsreduktion zu erfahren.

Die AG Rohstoffe besteht aus folgenden Mitgliedern:

  • Dreikönigsaktion
  • Jane Goodall Institute-Austria
  • Südwind
  • RepaNet (bald ReUse Austria)
  • Netzwerk Soziale Verantwortung
  • GLOBAL 2000

Druck durch Kunden trägt Früchte

Zufällig hatte der Vorstand der Voestalpine in der Woche des Besuchs neue Pläne für die Dekarbonisierung des Konzerns vorgestellt: Für 1,5 Milliarden Euro soll bis 2030 an den Standorten Linz und Donawitz je ein Hochofen durch einen Elektrolichtbogenofen ersetzt werden. Diese Umstellung bedeutet für die Voestalpine eine Reduktion der direkten CO2-Emissionen um 30 % bis 2030, eine gewaltige Verbesserung. Grund für diese Umstellung ist nicht zuletzt der Druck, den das Unternehmen durch seine Kunden erfährt. Das sind Bahnunternehmen und Automobilhersteller, die ihrerseits ihre Emissionen reduzieren müssen. Allen voran sind die ÖBB einer der wichtigsten Abnehmer der Schienen, die in Donawitz produziert werden. Dafür ist auch eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bei der Stahlproduktion notwendig.

Es braucht gesetzliche Vorgaben

Das Beispiel der Voestalpine und ihrer Kunden zeigt uns, wie wichtig es ist, dass Unternehmen aktiv Taten setzen, um eigene und indirekte Emissionen zu verringern. Dennoch können wir nicht darauf warten, dass jedes Unternehmen „von selbst“ die Dekarbonisierung in Gang bringt. Zumal sich freiwillige Bekenntnisse von Konzernen, sich diesen Klimazielen anzunehmen, noch viel zu oft als leere Versprechen entpuppen. Es braucht also gesetzliche Vorgaben, damit alle Konzerne ihre Emissionen auf den 1,5 Grad-Pfad bringen.

Genau hier setzt das EU-Lieferkettengesetz an

Es kann Konzerne dazu verantworten, ihre Treibhausgasemissionen entlang ihrer gesamten globalen Lieferkette zu reduzieren. Da im aktuellen Gesetzesentwurf Klimaschutz zu kurz kommt, haben wir unsere Petition "Zukunft leben, statt zerstören! Konzerne in die FAIRantwortung." gestartet. Darin fordern wir die Österreichische Regierung auf, sich auf EU-Ebene für ein starkes EU-Lieferkettengesetz mit Klimaverpflichtungen einzusetzen.

Ihre Stimme für FAIRantwortung: Stellen Sie sich hinter unsere Forderung und unterschreiben Sie unsere Petition!

Mehrheit will verpflichtende Emissionsreduktionsziele

Im April erschien eine neue Umfrage, die zeigt, dass eine starke Mehrheit dafür ist, eine solche Sorgfaltspflicht für Klima im EU-Gesetz zu verankern. Die Umfrage wurde durch die EU-Kampage „Justice is everybody’s business“external link, opens in a new tab in Auftrag gegeben. Dabei wurden in 10 EU-Länder Befragungen durchgeführt. Neben Österreich waren auch Frankreich und Polen vertreten.

Fast drei Viertel der befragten Österreicher:innen sprechen sich für verpflichtende Emissionsreduktionsziele aus, die die Erderwärmung auf 1.5°C begrenzen könnten. Fast ebenso viele wollen Banken und Finanzinstitute für Schäden, die durch Kredite oder Investitionen entstehen, zur Verantwortung gezogen sehen. Mehr als die Hälfte wünscht sich ein Gesetz, dass es Personen, die von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, erleichtert, Unternehmen mit hohen Treibhausgasemissionen vor Gericht zu bringen. In den anderen Ländern fielen die Ergebnisse ähnlich aus. Das zeugt von einem EU-weiten Zuspruch für die Klimasorgfaltspflicht.

Unser Video vom Besuch bei der Voestalpine:

ON TOUR MIT GLOBAL 2000: Bergbau, Stahl und an der Uni

Jetzt erst recht

Derzeit verhandeln EU-Parlament, -Rat und -Kommission über das EU-Lieferkettengesetz. Wir werden die Trilog-Verhandlungen mitverfolgen und an die österreichische Bundesregierung – allen voran Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) appellieren, sich für Klimaschutz im EU-Lieferkettengesetz einzusetzen.

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