Beinwell - Heilpflanze und Bienenfreund

Im ersten Teil der Serie „Vielfalt im Auge des Betrachters“ haben wir uns mit der Vielblütigen Zwergmispel eine Pflanze angesehen, die bei vielen verschiedenen Insektengruppen, wie Bienen, Hummeln, Schmetterlingen oder Fliegen, gleichermaßen beliebt zu sein scheint. Das im zweiten Teil vorgestellte Liebstöckel ist ein Magnet für diverse Vertreterinnen der Wespen. Heute widmen wir uns einer Pflanze, die als ausgesprochene Hummelpflanze bekannt ist. Die Bilder werden allerdings zeigen, dass auch andere Wildbienen auf diese beliebte Gartenpflanze fliegen.

Beinwell

In der Regel ist damit der Echte Beinwell (Symphytum officinale) gemeint, der vielen auch als traditionelle Heilpflanze bekannt ist, denn er wurde und wird zur Heilung von Knochenschäden, Wunden und Geschwüren verwendet. Auf die innere Anwendung wird allerdings heutzutage verzichtet, da er auch Pyrrolizidinalkaloide enthält, die giftig sind.

Mit Beinwell wird botanisch allerdings nicht nur diese eine Art angesprochen, sondern eine ganze Gattung. Weltweit gibt es ca. 40 Beinwell-Arten und für den Garten gibt es noch weitere Zuchtformen. So hat der Beinwell, an dem die meisten Bilder dieser Serie entstanden sind, nicht lila Blüten, wie sie der Echte Beinwell hat, sondern weiße.

 

Echter Beinwell in freier Natur

GLOBAL 2000 / Dominik Linhard

Raublattgewächse für die Hummeln

Beinwell gilt als ausgesprochene Hummelpflanze, da ihre Blüte eine sehr lange Kronröhre aufweist und nur Bienen, oder andere Tiere mit einer sehr langen Zunge an den Nektar kommen. Wenn die Röhre zu lange ist, lassen sich manche Hummeln aber auch davon nicht beeindrucken und sie beißen die Blüte einfach auf, um an den süßen Energiespender zu gelangen. Die Pflanze dient den Hummeln in erster Linie als Nektarquelle, als Pollenspender dürfte er uninteressant sein. Beinwell zählt zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae), zu der noch einige andere wertvolle Hummelpflanzen zählen, wie z.B. Lungenkraut, Borretsch oder Hundszunge.

Wie bereits verraten werden Beinwellpflanzen neben den Hummeln auch von einer ganzen Reihe anderer Wildbienen, wie z.B. Vertreterinnen der Langhornbienen (erstes Bild von links) besucht. Die Bilder sollen einen Eindruck über die Vielfalt der Beinwell-BesucherInnen geben.

Beinwell pflanzen und vermehren

Wenn Sie selbst Beinwell im Garten anpflanzen möchten, oder bereits eine Pflanze haben, die sie vermehren möchten, können Sie dies auch im Herbst noch tun. Beinwellsamen können im Oktober und sogar im November noch gesät werden – oder nach dem Winter im März oder April. Sie können die Samen direkt im Freien säen, oder die Jungpflanzen auf der Fensterbank vorziehen und dann im Mai raus setzen. Wenn Sie bereits eine Pflanze besitzen, dann lässt sich der Beinwell sehr einfach und effektiv mittels Wurzelteilung vermehren. Graben Sie dazu einen Teil der Wurzeln aus und zerteilen Sie diese mit einem Messer in ca. daumengroße Stücke. Diese Wurzelstücke werden ganz einfach an einer geeigneten Stelle wieder eingegraben und es entwickelt sich daraus eine neue Pflanze.

Beinwell wächst gerne im Halbschatten, z.B. unter einem Baum, und auf nährstoffreichem, humosen und nicht zu trockenen Boden. Er verträgt durchaus viel Feuchtigkeit und wächst sogar noch auf sumpfigen Böden. Prinzipiell ist Beinwell einfach anzubauen und zu erhalten. Wenn sich die Pflanze wohlfühlt, wächst sie sehr üppig und kann sich rasch ausbreiten. Erste Blüten können sich bei warmen Temperaturen schon im April bilden und bis in den Hochsommer anhalten. Durch den dichten und üppigen Wuchs sind außerdem die Beinwellblätter ein willkommenes Versteck und Schutz für tierische Gartenbewohner.

 

Beinwell Habitus

GLOBAL 2000 / Dominik Linhard

Es gibt also keinen Grund zu zögern (außer vielleicht Platzmangel im Garten) um gleich mit einem eigenen Beinwell-Projekt zu starten und den Grundstein für ein spannendes und hummelreiches Gartenjahr zu legen.