Überbordender Verkehr als Problem
Mobilität ist für unser Leben wichtig, übermäßiger Verkehr wird aber zunehmend zum Problem für unsere Klimabilanz und unsere Gesundheit. Seit 1990 sind die Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich um rund 74 % gestiegen. Die Gründe dafür sind ein starker Anstieg der PKW-Nutzung und des Güterverkehrs.
Der überbordende Verkehr ist nicht nur ein Klimaproblem, sondern auch ein großes Gesundheitsproblem. Laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) sterben in Österreich 7.300 Menschen pro Jahr vorzeitig an den gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung. Feinstaub, bodennahes Ozon und Stickoxide werden zu einem großen Teil vom Verkehr verursacht.
Mobilitätswende als Lösung
Wir alle profitieren von einer Mobilitätswende hin zu besseren öffentlichen Verkehrsangeboten wie Bahn und Bus. Übermäßiger PKW- und LKW-Verkehr wird dann überflüssig. Autos können vor allem im dicht besiedelten Gebieten verstärkt über Carsharing angeboten und so ebenfalls ein Teil der „Öffis“ werden. Fahrgemeinschaften helfen, Verkehr zu vermeiden. Der Güterverkehr kann großteils auf die Bahn verlagert oder auf alternative Antriebstechnologien und alternative Kraftstoffe umgestellt werden. Über allem steht aber das Vermeiden von unnötigem Verkehrsaufkommen zur Entlastung unserer Umwelt und unserer Gesundheit.
Die freiwerdenden Flächen bieten Platz für Bäume, Radwege, breitere Flaniermeilen und andere Freizeitnutzungen. Dadurch steigt die Lebensqualität, die Verkehrsbelastung sinkt, und wir alle können aufatmen. In einer Umfrage von GFK (2018) sagen 85 % der ÖsterreicherInnen, dass ihnen die Reduktion von Emissionen im Verkehrsbereich wichtig ist. Gleichzeitig können sich 59 % vorstellen, häufiger mit dem Rad zu fahren und mehr als die Hälfte möchte öffentlichen Verkehrsmittel häufiger nutzen. Die Bereitschaft in der Bevölkerung für Veränderungen ist mehrheitlich gegeben. Der Wunsch nach einer Mobilitätswende ist groß.
Damit wir diese positive Vision realisieren können, gibt es aber viel zu tun: Kompakte Siedlungsstrukturen erlauben eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr, weshalb die Zersiedelung unserer Landschaft beendet werden sollte. Die Orientierung an Leitbildern wie der „Stadt der kurzen Wege“ ermöglicht es die meisten Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Komfort und Umweltfreundlichkeit gehen so Hand in Hand.
Durch den konsequenten Ausbau des Umweltverbunds (Bahn, Bus, Fahrrad) könnten mindestens die Hälfte der Wege mit diesen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden. Auch der Güterverkehr soll mindestens zur Hälfte auf der Schiene abgewickelt werden.
E-Mobilität als Teil der Lösung
Beim verbleibenden PKW-Verkehr soll auf möglichst umweltschonende Antriebsformen gesetzt werden. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamt (2021) kommt zum Ergebnis, dass E-Fahrzeuge etwa 79 % weniger Treibhausgase ausstoßen als herkömmliche Benzin- und Dieselfahrzeuge. Dabei wurde der Lebenszyklus verschiedener Antriebstechnologien betrachtet.
Es zeigt sich, dass die geringsten Treibhausgasemissionen von PKW-Antriebstechnologien bei E-Mobilität mit erneuerbarem Strom und beim Wasserstoffantrieb erreicht werden können, wenn der Wasserstoff über Elektrolyse aus erneuerbarem Strom gewonnen wird. Alle anderen Antriebsformen liegen teils weit abgeschlagen dahinter. Der Vergleich macht aber auch deutlich: Jedes Fahrzeug verursacht schon in der Herstellung Emissionen. Die Vermeidung von unnötigem Verkehr und die Verlagerung auf den Umweltverbund (Bahn, Bus, Fahrrad) bleiben auch mit neuen Technologie-Optionen wichtige Ziele.
Die Zukunft der Mobilität beinhaltet einen Mix an verschiedenen Antriebstechnologien und Kraftstoffen. Mit dem richtigen Einsatz kommen wir allerdings schnell ans Ziel. Auch im Güterverkehr zeichnen sich umweltfreundliche Lösungen ab. Der herkömmliche Diesel-LKW wird zunehmend zum Auslaufmodell.
E-Trucks bei kurzen Lieferwegen
LKWs mit Elektroantrieb werden bereits von verschiedenen Herstellern angeboten. Bereits 2018 wurden die ersten elektrisch betriebenen Lastkraftwägen in Österreich eingesetzt. Dabei wurden Diesel-LKWs auf Elektroantrieb umgerüstet. Mithilfe dieses Konzepts können zukünftig weitere alte Lastwägen umgerüstet werden. Aufgrund der Reichweite ist die Anwendung von E-Trucks vor allem bei kurzen Lieferwegen (< 200 km), z.B. im innerstädtischen Verteilerverkehr, sinnvoll.
Bei längeren Lieferstrecken können E-LKWs in Zukunft auf Oberleitungen auf Autobahnen zurückgreifen. Ein flächendeckender Ausbau von Autobahnen mit Oberleitungen ist laut einer Studie des Umweltbundesamtes machbar. Die Elektrifizierung der wichtigsten Autobahnstrecken (etwa 2.000 km) kann mit rund 2,6 Mrd. Euro finanziert werden.