27.12.2021

Alte Atomkraftwerke nicht zuverlässig

Mit zunehmenden Alter eines AKW steigt die Gefahr eines länderübergreifenden Stromausfalls (Blackouts) und einer nuklearen Katastrophe. Warum also unnötig ein Risiko eingehen und nicht gleich in eine lebenswerte Zukunft investieren?

Die hochkomplexe Risiko-Technologie Atomkraft liefert keinen sicheren Strom. Schon im Regelbetrieb kommt es immer wieder zu plötzlichen Ausfällen – wie derzeit auch Frankreich zu seinem Leidwesen feststellen muss. Laut Aktienindex „Nasdaq“ ist der Strompreis in Frankreich wegen des Ausfalls von einem Drittel der Atomkraftwerke fast doppelt so hoch (!) wie in Deutschlandexternal link, opens in a new tab. Die französische – weltweit zweitgrößte – AKW-Flotte ist durchschnittlich fast ein Drittel des Jahres offline, was das französische Stromnetz nach dem aktuellen World Nuclear Industry Report 2021external link, opens in a new tab immer wieder vor große Herausforderungen stellt.

Im AKW Krško müssen Kühlwasser-Ansaugstutzen 32.500 Liter Wasser pro Minute (!) zur Kühlung der glühheißen atomaren Kettenreaktion einlassen – sonst schmilzt der Kernbrennstoff wie in Fukushima. Sollten die Filter, so wie im Jahr 2012, aufgrund von Schwemmgut bei Stürme verstopfen, muss der Reaktor schlagartig notabgeschaltet werden. Die vermeintlich zuverlässige Stromquelle wäre ohne Vorwarnung offline.

 

Strommasten

Public Domain von pixabay.com

AKW Dungeness B schlagartig kaputt

Das Atomkraftwerk Dungeness B in England hat zwei Reaktoren – jeder etwas kleiner und jünger als Krško – mit jeweils 545 Megawatt in den Jahren 1983 und 1985 in Betrieb genommen. Eigentlich sollte das AKW mit insgesamt 1090 Megawatt laut Plan des französischen Konzerns EDF bis 2028 weiterlaufen. Jedoch kam alles anders als erwartet. Im Jahr 2018 waren bei beiden Blöcken essentielle Rohrleitungen verschlissen und verrostet und die von hochradioaktivem Wasser durchspülten Dampferzeuger drohten zu versagen. Der Konzern versuchte verzweifelt das Atomkraftwerk zu reparieren und investierte 100 Millionen Pfund mit dem Ziel, die Reaktoren im Sommer 2021 wieder in Betrieb zu nehmen. Die Schäden waren allerdings so groß, dass der Konzern beschloss, die alte Anlage einfach zu verschrotten. Plötzlich und ohne Vorwarnung fehlt eine Kapazität im Ausmaß von einem Drittel aller in Österreich laufenden Windräder – das ist so viel Strom, wie 1,3 Millionen durchschnittliche Haushalte im Jahr benötigen. Die Regierung hätte schon vor Jahren in eine zukunftssichere Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien investieren sollen – stattdessen muss England jetzt teuer Strom importieren.

Ähnliche Beispiele hat es auch schon früher gegeben:

  • Das deutsche Atomkraftwerk Würgassenexternal link, opens in a new tab musste 23 Jahre nach Betriebsbeginn, im Jahre 1994, nach der Entdeckung von Haarrissen am Reaktorkern, verschrottet werden.
  • Das 48 Jahre alte Schweizer Atomkraftwerk Mühleberg – fast genau baugleich mit den explodierten Fukushima-Reaktoren – wurde im Jahr 2019, nachdem die Atomaufsicht  Sicherheitsupgrades für den gerissenen Kernmantel verlangte, stillgelegt.

Es ist gefährlich, mit alten, aufgrund hoher Temperaturen und des radioaktiven Neutronenbeschusses verschlissenen Reaktoren, mit der Sicherheit von Menschen und Umwelt zu spielen. Es ist aber auch für die Stromversorgung höchst riskant, alte AKW ohne Sicherheitsupgrades am Stromnetz zu lassen. Eine sichere Stromversorgung kann deutlich besser mit Erneuerbaren Energien gewährleistet werden. Wenn ein Windrad ausfällt, oder die Sonne irgendwo nicht scheint, können im Stromnetz die anderen kleineren Wind- und Solarkraftwerke rasch übernehmen. Erneuerbare Energien kosten außerdem nur noch knapp ein Viertel des Preises von Atomkraftexternal link, opens in a new tab.

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