09.03.2023

AKW Mochovce: Inbetriebnahme riskant und unzuverlässig

Der Atomreaktor 3 in Mochovce soll im April auf volle Leistung gebracht werden. Eine unverantwortliche Entscheidung, die Gefahr für die Menschen und die Umwelt in Mitteleuropa bringt. Kurz vor dem Jahrestag vom Atomunglück in Fukushima macht GLOBAL 2000 mit einer Aktion auf die Problematik aufmerksam. 

Es ist spätabends: Reinhard Uhrig, unser Atom-Experte, macht sich mit einem kleinen Team von GLOBAL 2000 Mitarbeiter:innen auf den Weg von Wien ins 200 km entfernte Mochovce. Diesmal sind sie nicht vor Ort, um die Endlos-Baustelle auf Mängel zu untersuchen, denn die stehen schon lange fest. 

Baufehler sind seit Jahren bekannt

Seit 1985 wird am Atomreaktor Mochovce 3 gebaut. Whistleblower haben uns über Jahre hinweg mit Informationen zu den schweren Baufehlern im AKW versorgt. Zudem berichten Ingenieure aus dem Bauprojekt, dass aktuell weitere beschädigte Signalkabel des Reaktors repariert werden. Dies ist besorgniserregend, da der Reaktor bereits mit niedriger Leistung betrieben wird. Fehlfunktionen der Steuerleitungen können zu schweren Zwischenfällen führen. Außerdem wurden an weiteren Kühlwasserrohren der höchsten Sicherheitsklasse rostanfällige Verbindungen entdeckt. Aus krimineller Absicht wurde hier geldsparend mit minderwertigem Material geschweißt. 

Der Reaktor wird dennoch bis Ende April auf volle Leistung gebracht. 

Nach hastigen Teil-Reparaturen gibt es nun grünes Licht von der slowakischen Atomaufsicht. Der kaputte Reaktor soll im Frühling ans Netz gehen – mit unberechenbaren Auswirkungen auf das ungetestete Equipment. 

Die Aktion kann beginnen

Nach einer langen Autofahrt ist das sechsköpfige Team vor dem alten AKW angekommen. Es ist stockfinster, kalt und es regnet. Der Aktion bringt das keinen Abbruch. Fleißig wird an der Installation gearbeitet, die den Reaktor kurze Zeit später zum Leuchten bringen soll. Die Beamer-Aktion macht auf den riskanten Zustand des Reaktors aufmerksam. 

Schauen Sie sich hier das Video zur Aktion in Mochovce an:

 

Making-of "RISKANT & UNZUVERLÄSSIG"

Das Reaktorkonzept aus den 1970er-Jahren ist völlig veraltet 

Wie die statische Analyse eines Ingenieurbüros auf Basis von geleakten Bauplänen bestätigt, würde das AKW dem Absturz eines Flugzeugs nicht standhalten. Die Reaktoren sind außerdem völlig von Atombrennstoff aus Russland abhängig und es kommt zu ungeplanten Abschaltungen. Im letzten Jahr ist das übrigens  in über der Hälfte der AKW in Frankreich bereits passiert. Dort mussten wegen unvorhergesehener Rostfälle Risse in Notkühl-Leitungen repariert werden.

Reform der Atomaufsicht nötig

Die kriminellen Machenschaften und der Pfusch am Bau in Mochovce wurden durch die slowakische Atomaufsicht nur stichprobenhaft überprüft. Das ist aus einer Ingenieurs-Perspektive unverantwortlich, insbesondere für die Hochrisikotechnologie Atomkraft. Es gibt aber kein Durchgriffsrecht für lückenlose internationale Kontrolle der Verdachtsfälle. Die nationale Aufsicht entscheidet allein über die Inbetriebnahme oder Abschaltung des Reaktors.

GLOBAL 2000 fordert: Lückenlose Kontrolle und Reform der Atomaufsicht

Am Samstag jährt sich zum zwölften Mal die Fukushima-Katastrophe – ausgelöst durch das Kontrollversagen der japanischen Atomaufsicht. Mit der Beamer-Aktion auf den AKW Kühlturm fordert GLOBAL 2000 eine lückenlose Kontrolle der kriminellen Machenschaften und eine Reform der Atomaufsicht

Reinhard Uhrig

Spätestens seit Tschernobyl und Fukushima wissen wir: Atomkatastrophen haben internationale Konsequenzen – es braucht einheitliche und strikte Überprüfungen durch unabhängige internationale Kontrollorgane. Wir fordern Bundeskanzler Nehammer und Energieministerin Gewessler auf, das Problem-AKW Mochovce zur Chefsache zu machen, wie im aktuellen Regierungsprogramm angekündigt.“

Reinhard Uhrig, GLOBAL 2000 Atom-Experte

GLOBAL 2000 reicht Klage ein

Bereits nach der umfassenden Zensur von technischen Dokumentationen im Dezember 2017 hatte GLOBAL 2000 beim slowakischen Gericht Klage gegen die slowakische Atomaufsicht eingelegt.  Die slowakischen Rechtsanwalts-NGO Via Juris und Windkraft Simonsfeld haben dabei tatkräftig unterstützt. Dieses Verfahren ist immer noch nicht abgeschlossen.

Wir werden weiterhin die immer wieder auftretenden Vorfälle in Mochovce ans Tageslicht bringen und bei der slowakischen Kripo anzeigen. Sicherheits-Upgrades und Kontrollen des AKWs müssen stattfinden, dafür kämpfen wir. Helfen Sie uns durchzuhalten, mit Ihrer Spende. Damit geben Sie uns die Möglichkeit, langfristig an schwierigen Problemen dran zu bleiben. Dieser Reaktor und auch Reaktor 4 dürfen nicht in Betrieb genommen werden. Jeder Beitrag hilft, das zu verhindern.

Minimum € 5

Für das Abschalten von Schrott-Reaktoren