26.03.2019

Warum die "grüne" Ölheizung nicht grün ist

Aktuell wirbt die Ölindustrie mit großen Zeitungsanzeigen für eine sogenannte "grüne Ölheizung". Doch was verbirgt sich hinter diesem Werbeslogan? Die Wahrheit ist: Die "grüne" Ölheizung ist Irrweg und Bedrohung für Umwelt und unsere Zukunft.

Zum Hintergrund: Ölheizungen sind die dreckigste und umweltzerstörendste im Markt vertrendende Art des Heizens, weil ihre CO2-Bilanz verheerend schlecht ist. Dennnoch sind in Österreich immer noch über 600.000 (!) Ölheizungen in Betrieb. Doch der Zuspruch zu dieser steinzeitlichen Art des Heizens ist in der österreichischen Bevölkerung zuletzt zurecht zurück gegangen. Die Ölwirtschaft muss sich also etwas Neues einfallen, um ihre Ölheizungen wieder für die österrichischen Haushalte atttraktiv zu machen. Die Idee: "grüne" Ölheizungen. Doch natürlich können dreckige Ölheizungen nicht über Nacht eine ökologische Alternative werden. Bei diesen Anzeigen handelt es sich um billiges Marketing und KonsumentInnen-Täuschung.

Dreist, täuschend und zynisch: Mit diesen Anzeigen wirbt die österreischische Ölwirtschaft derzeit:

Dies ist die Original-Zeitungsanzeige der Mineralölwirtschaft für angeblich "grüne" Ölheizungen

GLOBAL 2000

Nachrecherchiert: Ölheizungen zerstören unsere Zukunft

Obwohl auf den ersten Blick klar ist, dass die Zeitungsanzeigen verzweifeltes Marketing eines aussterbenden Wirtschaftszweiges sind, fragten wir uns: Wie kommen die auf diese Idee und was für Gedanken stehen dahinter?

Wir haben nachrecherchiert: Einen ersten Anhaltspunkt dazu gibt eine Mitte Jänner im Auftrag des Fachverbands Energiehandel präsentierte Studie, die untersuchte, inwiefern Öl aus Pflanzen (im Fachjargon "hydrated vegatable oil" (HVO)) in Ölheizungen eingesetzt werden kann. Der Öffentlichkeit zugänglich sind allerdings nur zwei (!) Seiten der Studieexternal link, opens in a new tab in Form einer Kurzfassung. Die gesamte Studie wurde uns auch auf Nachfrage nicht übermittelt. Generell wirft es natürlich kein gutes Licht auf eine Studie, wenn diese zwar medienwirksam präsentiert, die vollständige Studie aber geheim gehalten wird, wenn man sich diese genauer anschauen möchte.

Können fossile Öle durch pflanzliche Öle vollständig ersetzt werden (und so die Ölheizung "grün" machen)?

Die Antwort auf diese Frage ist ein klares Nein. Die Überlegegungen der österreichischen Ölwirtschaft zu dieser Frage verdienen allerdings eine kurze Betrachtung, denn sie sind einfach zu absurd. Nach dem die Studie des Fachverbands Energiehandel dazu nicht öffentlich zugänglich ist, haben wir öffentlich verfügbare Informationen über die angedachten Optionen zusammengetragen. Es gibt drei Möglichkeiten, Pflanzenöl für Ölheizungen zu bekommen, die auch die Kurzstudie anspricht:

1. Durch Import von HVO über den Weltmarkt („Hydrotreated Vegetable Oil“). Problem: HVO besteht hauptsächlich aus Palmöl aus Indonesien. Für die die stetig wachsende Nachfrage nach Palmöl werden täglich 670 Fußballfelder Regenwald gerohdet. Durch Heizen mit Palmöl würde das Verschwinden des Regenwaldes nur noch weiter beschleunigt werden. Wird HVO importiert, bedeutet das letztendlich „Heizen mit Palmöl“. Was soll daran "grün" sein?

2. Österreich produziert das Pflanzenöl (HVO) im eigenen Land. Auf den verfügbaren zwei Seiten der Studie wird diese Möglichkeit angeprochen. Problem: Um die benötigten 935.000 Tonnen HVO durch österreichische Produktion herzustellen, müssten 50 bis 80 Prozent der österreichischen Ackerfläche aufgewendet werden. Selbst unter optimistischen Annahmen müsste dann die gesamte Ackerfläche Niederösterreichs oder jedes Getreidefeld in Österreich in ein Rapsfeld umgewandelt und für die Heizölproduktion reserviert werden. Sprich: Theoretisch machbar (wenn wir keine Nahrungsmittel mehr anbauen wollen), praktisch eine absurde Idee.

3. Auch sogenanntes „synthetisches Öl“ wird als Alternative zu Heizöl im Papier kurz genannt. Die Herstellung dieser Art von „künstlichem Öl“ ist aber noch im Entwicklungsstadium, energieintensiv und technisch aufwendig. Sicher ist daher, dass dieses aufwändig gewonnene „synthetische Öl“ sehr teuer sein wird, wie das Beispiel „E-fuels“ zeigt. Studien gehen davon aus, dass die Kosten 4-5 mal so hoch sein werden wie Heizöl heute. Bezogen auf einen Verbrauch von 2.000 Liter Heizöl würde das Mehrkosten von 3.000 bis 5.000 Euro pro Jahr für einen Haushalt bedeuten.

Heizen mit Pflanzenöl (HVO) ist keine Lösung und schon gar nicht "grün"

Die drei oben genannten Möglichkeiten sind Gedankenspielereien, aber definitiv keine Lösung für den beschlossenen Ausstieg aus Heizöl. Und vor allem sind sie nicht ökologisch. Ökologisch und grün ist nur eines: Ein schneller Ausstieg aus dem Heizen mit Öl.

Wir wollen der Werbekampagne der Ölwirtschaft etwas entegegen setzen

Um die ÖsterreicherInnen besser über Ölheizungen und ihre Umweltauswirkungen zu informieren - und um der auf KonsumentInnen-Täuschung setzen Kampagne der Ölindustrie etwas entgegen zu setzen, haben wir eine eigene Werbeanzeige entworfen. Sie basiert auf der irreführenden Zeitungsanzeige (oben), die allerdings die Tatsachen und Realität besser darstellt: 

 

Eine ehrliche Zeitungsanzeige für die "grüne Ölheizung müsste eigentlich so aussehen

GLOBAL 2000

Wir wollen diese Anzeige gerne in österreichischen Zeitungen schalten, um der Desinformationskampagne der Ölwirtschaft etwas entgegen zu setzen. Eine Zeitungsanzeige kostet viele tausende Euro. Helfen Sie uns dabei mit einer Spende, damit wir diese Anzeige abdrucken lassen können? 

Ein Ausstieg aus der Ölheizung ist mit heute verfügbaren klimafreundlichen Technologien technisch und wirtschaftlich in Österreich machbar. Dieser Weg wurde bereits eingeschlagen, er sollte konsequent weiterverfolgt und durch entsprechende Gesetze abgesichert werden.

Lesen Sie unsere Detaillierte Einschätzung im Hintergrundpapier Die Grüne Ölheizung - Irrweg und Bedrohung für Umwelt und Natur