Gemeinsam mit dem Abfallwirtschaftsinstitut der BOKU Wien führten wir erstmals eine Erhebung über Lebensmittelverluste in Teilen der österreichischen Landwirtschaft durch. Der Hauptgrund, warum Obst und Gemüse der Produzenten nicht beim Verbraucher landen, sind übertrieben hohe Vermarktungsnormen des Lebensmitteleinzelhandels.
Übertriebene Vermarktungsnormen – Schönheit statt Nachhaltigkeit
Insgesamt wurden 287 ProduzentInnen und 71 LieferantInnen zu ihren Verlusten im Jahr 2013 befragt. Aus der Erhebung lässt sich ableiten, dass am Nicht-Ernten bzw. am ausbleibenden Verkauf Vermarktungsnormen Schuld sind. Das heißt, die Lebensmittel entsprechen meistens nicht dem gewünschten Aussehen. Das Nicht-Erfüllen von Vermarktungsnormen des Lebensmitteleinzelhandels ist bei allen Produkten für mehr als die Hälfte der Lebensmittelverluste verantwortlich. Lediglich Äpfel sind weniger dem Schönheitsdruck ausgesetzt, da ein Teil der Ware, der nicht in den Geschäften landet, direkt vermarktet wird oder an die Lebensmittelindustrie verkauft wird. Auch Erdbeeren werden häufig anderweitig verkauft.
Weitere Gründe für Produktionsverluste sind oftmals kulturspezifisch: Ein Teil der Produkte war z.B. aufgrund von feuchten Lagerbedingungen nicht genießbar, relativ hoch war dieser Anteil bei Äpfeln und Zwiebeln. Erdbeeren oder Salat konnten teilweise aufgrund von Schäden durch die Witterung nicht geerntet bzw. verkauft werden. Bei Kartoffeln wurde angegeben, dass eine nennenswerte Menge der nicht vermarkteten Ware u.a. als Tierfutter eingesetzt werde, aus Chinakohl, Tomaten, Erdbeeren und Jungzwiebel wird in Biogasanlagen Energie erzeugt. Marktüberschuss stellt für Häuptelsalat einen wichtigen Grund für Verluste dar, die Erntetechnik spielt bei Kartoffeln und Lauch eine Rolle.
Unter den erhobenen Daten wies in Bezug auf die potenzielle Gesamtmenge Chinakohl mit 27 % die höchsten Verluste auf. Die geringsten Verluste fanden sich mit 1,7 % bei Zwiebel.