Dass die klassische Gentechnik die Artenvielfalt gefährdet verwundert wenig, da mit ihr in der Landwirtschaft vor allem zwei Eigenschaften erzeugt werden: Die neue Pflanze erzeugt ein Gift, das Insekten tötet oder die Pflanze wird herbizidresistent um alle „Unkräuter“ mit Pestizideinsatz beseitigen zu können. Beide Praktiken schaden dem Ökosystem und der darin lebenden Fauna und Flora.
Gentechnik zur Förderung der Artenvielfalt einzusetzen klingt daher unlogisch. Bisher wäre nicht einmal die Gentechnik-Industrie selbst auf die Idee gekommen, diese beiden Begriffe in einem Atemzug zu nenne. Doch mit der Neuen Gentechnik ist das anders. Theoretisch bieten sich gerade mit CRISPR vielfältige Möglichkeiten, die Eigenschaften von Pflanzen zu verändern und so Neues zu schaffen. Da Biodiversität und Artensterben ein immer brisanteres Thema werden, bieten sich nun ForscherInnen an, mit der Neuen Gentechnik zum "Erhalt der Biodiversität" und zum "Artenschutz" beitragen zu wollen.
Wir schauen uns die verschiedenen Aspekte an, die sich im Zusammenhang mit Neuer Gentechnik für die Biodiversität ergeben.
Ausgestorbene Arten wieder beleben
Das klingt erstmal vielversprechend, doch wie sinnvoll ist das? Vor einigen Jahren war es groß auf dem Cover des National Geographic zu lesen und das Thema taucht seither immer wieder auf: WissenschafterInnen hätten die DNA eines Mammuts aus dem Sibirischen Eis identifiziert und wären mit CRISPR, der wohl gängigsten neuen Gene Editing Methode, in der Lage ein Mammut "wieder zum Leben zu erwecken". In Harvard wird rund um George Church derzeit intensiv daran gearbeitet, das erste Mammut-Baby auf die Welt bringen zu können.
Doch selbst in der Wissenschafts-Community wird diskutiert, wie viel Aufmerksamkeit man dem Mammut schenken soll und wie sehr es Sinn macht, eine längst ausgestorbene Art wieder zum Leben zu erwecken. Und dann stellt sich auch die Frage, wie sich denn so ein Mammut heute tun würde, dessen DNA doch auf ein sehr anderes Klima ausgerichtet war. z.B. https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2017/08/wie-wir-das-wollh...
Weitere Überlegungen stehen bereits im Raum, wie man dem aktuellen Artensterben entgegen wirken könnte. Zum einen wird davon gesprochen, dass man die "Fehler" der Natur korrigieren könnte, zum anderen redet man auch davon, das "wieder gut zu machen", was wir selber verursacht haben.
Mehr Artenvielfalt durch CRISPR
Erst im November 2018, zur Zeit der großen internationalen UN-Biodiversitäts-Konferenz wurde ein Artikel veröffentlicht, der von "Populationen-Management" mit neuen gentechnischen Methoden spricht. Darin wird angedacht, neue Eigenschaften in Populationen hinein zu bringen, die eine größere "Vielfalt" erzeugen.
Ob diese "Vielfalt" von der Umwelt des so neu geschaffenen Organismus angenommen würde, was diese neue(n) Eigenschaft(en) für den Organismus selbst bedeuten und ob sich daraus nicht potentielle - irreversible - Risiken für den Organismus, verwandte Arten und die Umwelt ergeben würden, danach schaut man derzeit nicht.