Biodiversität und die Landwirtschaft

Unsere Landwirtschaft hat einen starken Einfluss auf die Biodiversität in unserer Natur.

Landwirtschaft hilft Biodiversität

Unsere gängige Landwirtschaft und die Biodiversität sind stark miteinander verbunden. Durch die Agrarwirtschaft entstanden viele neue Landschaften und Lebensräume die zur Vielfalt der Ökosysteme beitragen. Auf Äckern hat sich über Jahrhunderte eine spezifische Acker-Begleit-Flora entwickelt (Un- oder Beikräuter genannt). Die Almbewirtschaftung hält Almflächen offen und erlaubt Pflanzengesellschaften und ihren tierischen Bewohnern ein Dasein ohne der natürlichen Sukzession, der Verbuschung und Verwaldung. Die Abfolge von Wiesen, Äckern, Gräben und Hecken zwischen den Feldern ist eine Kulturlandschaft, eine Landschaft, die es so von selbst nicht geben würde.

Landwirtschaft beeinträchtigt Biodiversität

Lebensraum und Vielfalt

Mais

Global 2000

Gleichzeitig wird die Biodiversität von der konventionellen Landwirtschaft aber auch bedroht und minimiert. Die Landschaft wurde durch die Entwicklungen in der Agrarwirtschaft der letzten Jahrzehnte weniger kleinteilig, einzelne Bäume, Baumgruppen oder Hecken verschwanden, die Landschaft wurde „ausgeräumt“. Auch wenn Österreich im Vergleich zu anderen Ländern immer noch kleinstrukturiert ist, hat auch bei uns ein Strukturwandel stattgefunden, der einen enormen Einfluss auf die Umwelt hat. Aus dem ursprünglich vielfältigen Kulturland ist ein eintöniges Land geworden, und die oft sehr bescheidene Fruchtfolge trägt dazu bei. Wenn es in einem Gebiet üblich ist, dass die Betriebe hauptsächlich Mais anbauen, dann reihen sich die Maisfelder aneinander. Wenn zwischen den Felder nur ein Graben ist, aber weder Hecken noch Beikräuter, bietet dieses einseitige Landschaftsbild weniger Arten einen Lebensraum als wenn verschiedenen Ackerfrüchte gepflanzt werden.

Pestizide und Nahrungsketten

Verschärft wird der Einfluss der konventionellen Landwirtschaft noch durch den Einsatz von Pestiziden, von denen nicht alle ausschließlich den Zielorganismus (Schädling, Unkraut) schädigen. Auch andere Organismen werden beeinträchtigt, und da die Natur durch Nahrungsketten miteinander verbunden ist, wird diese Beeinträchtigung auch weitergereicht. Fach- und sachgerechte Anwendung verhindert das nicht. Und während es zum Teil verständlich ist, dass sich landwirtschaftliche Betriebe am gängigen und erlaubten Einsatz orientieren, so ändert das leider nichts an der summierten Wirkung der Pestizide auf die Umwelt. Denn zugelassen werden die einzelnen Pestizide aufgrund ihrer einzelnen Eigenschaften – Summen- oder Cocktaileffekte von mehreren Pestiziden werden von den Zulassungsbehörden kaum berücksichtigt.

Düngung und Gewässer

Der Einsatz von Düngern mit leicht löslichen Nährstoffen kann zu Umweltstörungen führen. Wenn zu viele Nährstoffe (v.a. Stickstoff oder Phosphor) in Seen, Bäche oder Flüsse gelangen, dann eutrophiert das Gewässer – es wird zu nährstoffreich. Das hat unter anderem zur Folge, dass sich mehr Algen bilden und der Sauerstoffgehalt des Gewässers sinkt, tierischen und pflanzlichen Bewohner ersticken.

Bio-Landwirtschaft als Lösung

Die Lösung ist eine ökologischere Landwirtschaft, die den Landwirt:innen finanziell auch möglich gemacht wird. Die Agrarwende kostet, ist aber auch nicht umsonst. Und einige erste Berechnungen zeigen auf, dass wir gesamtgesellschaftlich mit ökologischer Landwirtschaft wirtschaftlich besser fahren können. Diese Berechnungen berücksichtigen zum Beispiel Folgekosten des derzeitigen Status Quo in der Abwasseraufbereitung und im Gesundheitssystem.

Oft kommt das Gegenargument, dass mit ökologischer Landwirtschaft die Welt nicht ernährt werden kann. Viele Studien entkräften dieses Argument schon jetzt. Allerdings hätten wir statt der „Kollateralschäden“ der jetzigen Agrarpraxis andere Rahmenbedingungen: der Anteil vermeidbarer Lebensmittelverluste muss genauso wie unser Fleischkonsum reduziert werden. Essentiell ist ein sorgsamer Umgang mit Grund und Boden, denn obwohl die Bio-Landwirtschaft bei den meisten Faktoren (Wasser, Treibhausgase, Biodiversität etc) besser aussteigt als die konventionelle, ist der Flächenbedarf größer. Wichtig ist es daher weniger Flächen zu verbauen z.B. sollten Parkplätze besser in die Tiefe und Höhe gebaut werden. Die Welt zu ernähren ist also möglich – wir müssen nur wissen, mit welchen Folgen wir leben können und wollen. Ein wichtiger Hebel zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft ist dabei die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union, denn der mit Abstand größte Budgetposten der EU wird für die Agrar-Förderungen aufgewendet. Umweltbelange spielen hier jedoch bisher nur eine untergeordnete Rolle.