Gentechnik: Golden Rice

Seit mehreren Jahren wird an einer gentechnisch veränderten Reissorte geforscht, die die Vorstufe von Vitamin A, Beta-Carotin, produzieren soll - der „Golden Rice“. Golden Rice ist die erste Gentechnik-Pflanze, die die Vitamin-A-Versorgung der Konsumentinnen und Konsumenten verbessern soll.

Die Intention mag gut gewesen sein. 1992 nahmen sich zwei Forscher, Ingo Potrykus (ETH Zürich) und Peter Beyer (Uni Freiburg) dem Golden Rice an und versuchten, durch das Einfügen fremder Gene in die Reis-DNA, die Produktion von Beta-Carotin anzuregen. Der Reis sollte vor allem in ärmeren Ländern angebaut werden, die besonders stark von Vitamin A-Mangel betroffen sind. Denn jährlich erblinden laut WHO an die 500.000 Kinder aufgrund von Vitamin A-Mangel. Seinen Namen bekam der Reis wegen der leuchtend gelben Farbe des Korns, die durch das Beta-Carotin hervorgerufen wird.

Gründe für den Vitamin A-Mangel

Es wurde viel Geld und Zeit investiert, um die Entwicklung des GV-Reis voranzutreiben. Geld, das man wohl besser in die tatsächliche und unmittelbare Beseitigung der Ursachen von Vitamin A-Mangel gesteckt hätte. Denn ein grundlegendes Problem ist, dass in vielen Ländern etwa in Südostasien Menschen nicht genügend Einkommen haben, um auf den lokalen Märkten frisches Obst und Gemüse einzukaufen, das ausreichend Vitamin A liefern würde. Oder sie wurden ihres Landbesitzes beraubt und können nun kein eigenes Obst und Gemüse mehr anbauen. Doch die Forschung am „Golden Rice“ geht weiter. Mittlerweile hat sich das International Rice Research Institute (IRRI) auf den Philippinen des Reiskorns angenommen. Der „Golden Rice“ soll schon bald in den Anbau gelangen. Zuletzt ergaben Untersuchungen, dass mehr Carotine in Gentechnik-Pflanzen vorteilhaft für Fraßinsekten seien.external link, opens in a new tab

„Golden Rice“ verschlimmert die Probleme in ärmeren Regionen

Der GV-Reis sollte, im Gegensatz zu anderen Gentechnik-Pflanzen, der Bevölkerung ärmerer Regionen gratis und ohne Lizenzverträgen zur Verfügung gestellt werden. Förderer des Projektes sind jedoch namhafte Gentechnik-Konzerne wie Syngenta oder Bayer CropScience.

Sobald der GV-Reis einmal auf die Felder ausgebracht wurde, kann er sich leicht durch Kreuzen oder Mischen der Körner für die nächste Saar mit den traditionellen Sorten hybridisieren. Wie bei allen GV-Pflanzen besteht dann das Problem, dass ...

  • regional angepasste Sorten und ihre Eigenschaften abhanden gehen,
  • die Biodiversität verschwindet
  • die Folgen nicht klar sind bzw. man nicht genau abschätzen kann, wie sich die Inhaltsstoffe der Pflanzen verändern
  • eine Abhängigkeit von dem GV-Saatgut aufgebaut wird und die ländliche Bevölkerung nicht mehr ihr eigenes Saatgut anbauen kann, sondern von Großkonzernen abhängig ist

Zudem stellt sich die Frage, wie lange das Saatgut gratis zur Verfügung steht. In den 60er und 70er Jahren wurde die so genannte „Grüne Revolution“, also die Umgestaltung der regionalen zur industriellen Landwirtschaft in vielen Ländern Asiens mit genau diesen Maßnahmen eingeleitet: Gratis Saatgut, Spritz- und Düngemittel. Später mussten die Bäuerinnen und Bauern die Betriebsmittel teuer von den Konzernen erwerben und verschuldeten sich so massiv.