Indoor Garten: Gärtnern ohne Garten

Fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung leben in Städten oder urbanen Räumen. Und die große Mehrheit dieser Menschen besitzt keinen Garten, sehr viele auch keine Terrasse oder Balkon. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie deshalb auf selbst gezogene Ampel-, Kletter- oder Blütenpflanzen und Gemüse oder Kräuter aus Eigenbau verzichten müssen.

Wie Umfragen und Angebot zeigen, wird Indoor-Gärtnern immer beliebter. Dabei muss man sich aber keineswegs aufs Fensterbrett beschränken. Auch mehr oder weniger sonnenbeschienene Bereiche zwischen Fenstern, kleine Nischen, Gänge, große und kleine Zimmer können bepflanzt werden. Für jeden Indoor-Platz gibt es geeignete Pflanzen.

Was jede Pflanze braucht, sind Licht, Wärme, Wasser und Nährstoffe. Sind all diese Kriterien erfüllt, steht Ihrem Wohnungsgemüse- und kräutergarten nichts mehr im Weg. Gehören Sie eher zu den ständig blätterzupfenden, den Feuchtigkeitsgehalt der Erde prüfenden, sorgfältig düngenden, liebevoll Wasser sprühenden Pflanzenliebhaber:innen, oder beschränken Sie sich lieber aufs Ernten und Genießen? Je „technischer“ die Ausstattung, desto weniger haben Sie beim Gießen, Belüften oder Beleuchten selbst Hand anzulegen.

Was braucht man für einen Indoor Garten?

Als Pflanzgefäße eignen sich zunächst einfache Papieranzuchttöpfchen und danach alte Marmeladen- oder Einmachgläser, Keramik- oder Emailtöpfchen aus Großmutters Zeiten, Tontöpfe-, tröge und -wannen in allen Größen und Formen und für alle Hightechfans so genannte Growboxen oder -schränke inklusive Pflanzenlampen und automatischer Belüftung in unterschiedlichsten Größen. Allerdings gilt auch hier: je mehr Technik, desto höher der Stromverbrauch.

Pflanzen- oder Wachstumslampen auf LED-Basis können jedenfalls hilfreich sein, auch ohne Growboxen, etwa wenn Ihre Pflanzen in den ersten Monaten des Jahres aufgrund der kurzen Tage zu wenig Licht bekommen und in der Folge nicht wunschgemäß gedeihen.

Weiters gehört zu Ihrer Indoorgartelausrüstung natürlich eine Gießkanne, eventuell eine Ballbrause ‒ die man sich aus einem alten Klistier und einer ausgedienten Gießtülle auch ganz einfach selber basteln kann, eine Sprühflasche, Gartenschere-schäufelchen und -kramperltorffreie Bioanzuchterde und Bioerde und ein wenig dicke Baumwollkordel. Steckt man letztere durch die Lücke im Boden des Pflanzgefäßes, saugt das Gewebe das Gießwasser aus dem Untertopf an und leitet es in die Erde weiter, wo es die Wurzeln der Pflanze aufsaugen. Fertig ist die Selfmade-Gießanlage, für alle die einmal keine Zeit oder Lust zum Gießen haben.

Die Vorteile des Indoor-Garten

Mehrmals im Jahr ernten

Eines ist sicher: Das Mikroklima in der Wohnung ist milder und gleichmäßiger als jenes draußen. Will heißen, die Temperaturschwankungen sind geringer und es ist wärmer. Bei vielen Gemüsesorten kann daher sogar mehrmals pro Jahr geerntet werden.

Bessere Luftqualität

Ein Zimmergarten hebt nicht nur die Stimmung und verschönert Ihr Heim, sondern reinigt außerdem die Luft ‒ manche Pflanzen mehr, manche weniger ‒und erhöht die Luftfeuchtigkeit. Er bindet Staub in der Atemluft und vermindert elektrostatische Entladungen. Zusätzlich dämpfen Pflanzen den Schall, absorbieren also Umgebungsgeräusche und verbessern die Akustik.

Hebt die Stimmung

Analog zum Wald hilft auch ein grünes Heim Stress abzubauen: Indoorgarten-Baden statt Waldbaden. Der Blick auf Grünes tut der Seele gut und fördert Konzentration und Kreativität. Er entspannt den Geist und hilft uns, zur Ruhe zu finden. Und was der Psyche gut tut und den Kopf frei macht, fördert auch die körperliche Gesundheit.

Frischer geht‘s nicht

Je mehr Zeit zwischen Ernte und Verzehr liegt, desto mehr Vitamine gehen verloren. Gemüse, Kräuter, Pilze und Beeren aus dem Zimmergarten landen nach dem Pflücken unmittelbar auf dem Teller und bewahren somit die volle Ladung Vitamine. Sie sind Jungbrunnen und Booster für die Gesundheit zur gleichen Zeit.

Schont das Geldtascherl

Die Versorgung aus eigenem Anbau hilft auch zu sparen. Angesichts der steigenden Lebensmittelpreise ein weiteres stichhaltiges Argument für‘s Indoor-Garteln.

Was gedeiht im Indoor Garten?

Vielfalt in der Wohnung

Abgesehen von den klassischen Zimmerpflanzen, die in fast jeder Wohnung zu finden sind und mit ihrem Grün das Auge erfreuen, wollen wir Ihnen Mut machen, sich über einen Indoor-Gemüsegarten zu trauen.

Kresse

Am einfachsten gelingt der Kresseanbau und er zeitigt auch die raschesten Erfolge. Egal ob ganz klassisch auf feuchter Watte oder auf ebensolcher KüchenrolleTaschentüchern oder Erde verteilt, wachsen aus den Kressesamen bereits nach zwei bis drei Tagen die ersten Keimlinge. Geerntet wird nach 4 Tagen bis einer Woche. Wichtig ist, dass der Untergrund stets feucht, aber nicht nass gehalten wird. Kresse ist äußerst gesund, enthält viel Vitamin C, Eisen, Calcium und Folsäure und schmeckt am besten auf Butter- oder Frischkäsebrot oder als Salatbeigabe. Wer 14-tägig neu aussät, ist immer bestens damit versorgt.

Kräuter

Auch Kräuter sind leicht zu ziehen. Klassiker wie Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Rosmarin, Thymian und Minze lieben es hell und freuen sich über regelmäßiges Gießen. Auch hier gilt es, Staunässe zu vermeiden. Übrigens: Wenn Sie im Supermarkt fertige Kräuter im Topf kaufen, empfiehlt es sich, diese auf mehrere Töpfchen aufzuteilen, damit sie Platz zum Wachsen haben. Wer sie aus Samen zieht, braucht natürlich etwas mehr Geduld bis zur Ernte.

Radieschen

Auch Radieschen sind wenig anspruchsvoll: Am Fensterbrett gezogen und dreimal die Woche gegossen, kann man bereits nach 4 Wochen die ersten kleinen Rettiche ernten und das gleich mehrmals hintereinander. Radieschen mögen es übrigens nicht zu warm. Sie schmecken lecker in verschiedensten Salaten, als Brotbelag oder einfach als Rohkost zum Knabbern. Sie enthalten viel Vitamin C und Kalium und haben ganz wenige Kalorien.

Zucchini

Zucchini brauchen viel Licht und Platz zum Wachsen. Im Anzuchttöpfchen vorkeimen lassen und danach in ein größeres Behältnis mit Pflanzstab zum Hochbinden einsetzen und täglich mit Maß gießen. Das vom Geschmack her eher neutrale Kürbisgewächs lässt sich vielseitigst einsetzen und ist obendrein ein Gesundheitswunderwuzzi. Es ist besonders reich an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien, stärkt Immunsystem und Herz, regt das Verdauungssystem und den Zellstoffwechsel an, beruhigt die Nerven, fördert die Konzentration, usw. Wer kann da noch widerstehen?

Paradeiser

Auch sie lieben trockenes Wetter, ein weiterer Vorteil, den das Indoor-Garteln gewährleistet. Warm ist es drinnen obendrein, nur für ein sonniges Platzerl ist unbedingt zu sorgen. Wie bei den Zucchini brauchen auch Paradeiser ein größeres Pflanzgefäß und wenn Sie sich für eine Sorte mit größeren Früchten entscheiden, ist auch hier ein Pflanzstab zum Hinaufbinden der Ranken unabdingbar. Beim täglichen Gießen unbedingt darauf achten, nur die Erde zu befeuchten.

Rucola

Ein wunderbar würziger Salat mit leichter Schärfe, früher unter dem deutschen Namen Rauke bekannt. Er enthält Folsäure und Betacarotin und braucht viel Sonne und täglich Wasser, dann können Sie bereits nach einem Monat die ersten Blätter als Salat oder Pizzaauflage genießen.

Spinat und Mangold

Auch diese beiden sind nicht allzu anspruchsvoll. Allerdings ist darauf zu achten, sie nicht direkt am Fenster zu platzieren, denn sie bevorzugen indirektes Licht und lieben es nicht allzu warm. Regelmäßig gegossen, gedeihen sie wunderbar und sind auch noch hübsch anzusehen. Besonders Mangold, dessen unterschiedliche Sorten mit verschiedenfarbigen Stängeln punkten.

Spinat enthält Eisen ‒ zwar nicht so viel, wie man früher dachte ‒ dafür umso mehr Folsäure, das wiederum die Bildung von roten Blutkörperchen anregt. Außerdem enthält Spinat Provitamin A und wirkt damit herzstärkend. Mangold wiederum enthält viel Vitamin K, das die Blutgerinnung und den Knochenstoffwechsel begünstigt.

Erbsen und Bohnen

Diese beiden sind Kletterpflanzen. Man zieht sie in Blumenkistln mit Untersetzern und steckt in regelmäßigen Abständen lange Holzstäbe in die Erde, an denen die Ranken hochgebunden werden können. Alternativ dazu können auch vertikale Schnüre im Fensterrahmen gespannt werden. Buschbohnen brauchen keine Rankstäbe, dafür größere Töpfe. Erbsen und Bohnen sind besonders wertvoll für Vegetarier:innen, da sie viel Eiweiß und Eisen enthalten. Außerdem sind sie besonders vielseitig zuzubereiten.

In der Wohnung können Sie aber auch Chili, Karotten, Pilze, Erdbeeren, Himbeeren und vieles mehr anpflanzen. Bevor Sie loslegen, empfiehlt es sich, sich ein wenig einzulesen. Dann können Sie umso rascher die vielen Vorteile des Wohnungsgartelns genießen. Viel Spaß!