Pflanzen vorziehen und richtig pikieren

Bevor die Gartensaison wieder losgeht, kann auch zur Zeit der Winterruhe schon mit dem Gärtnern begonnen werden. Mit der rechtzeitigen Anzucht von Blumen, Kräutern und Gemüsepflanzen steht einem erfolgreichen Gartenjahr nichts mehr im Wege.

Die eigenen Pflanzen selbstständig anzubauen bringt viele Vorteile: Man kann die eigene Versorgung mit Gemüse sicherstellen, viele tolle Küchenkräuter selbst produzieren oder einfach den Garten für Bienen, und Co. attraktiv gestalten. Die Kontrolle darüber, was drinnen – beziehungsweise NICHT drinnen ist - liegt dabei bei einem selbst: Beim Einkauf von vorgezüchteten Jungpflanzen sind nämlich gerne Fungizide oder Pflanzenschutzmittel im Einsatz. Zudem hält sich die Sortenauswahl in Grenzen. Keine Grenzen gibt es bei der eigenen Aussaat mit gekauftem Saatgut oder selbst geernteten Samen, die preislich günstiger sind und deren Angebot größer ist.

Da die Aussaat im Freien nicht vor den Eisheiligen (11.-15. Mai) stattfinden sollte, einige Pflanzen aber schon Ende März loslegen wollen, bietet sich das Vorziehen im Innenbereich an. Vor allem bei Gemüsesorten, denen die Vegetationsperiode im Freien sonst zu kurz wird, um genug Früchte zu tragen, ist das Vorziehen für die spätere Ernte wichtig. Die kleinen Keimlinge am Fensterbrett aufzuziehen ist keine besonders komplizierte Sache, und auch für Hobby-Gärtner:innen interessant. Wie das funktioniert und was man dabei beachten sollte, erklären wir Ihnen hier:

Equipment zum Pflanzen Vorziehen

Zum Vorziehen von Gartenpflanzen ist das Material entscheidend. Es braucht dabei aber nicht besonders viel. Das Werkzeug sollte in vielen gartenaffinen Haushalten bereits vorhanden sein. Zur Not können auch Alternativen wie Joghurtbecher statt Töpfen und ein Bleistift statt einem Pikierstab verwendet werden.

  • Saatgut - selbst gewonnen oder gekauft in Bioqualität
  • Erde - normale Gartenerde und nährstoffarme Anzuchterde, immer darauf achten, dass sie torffrei ist
  • Gefäße - dafür eignen sich:
    • alte Zeitungen
    • Kartonröhren von Toilettenpapier oder Küchenrollen
    • Getränkekartons
    • Dosen
    • Joghurtbecher
    • Eierkartons
  • Pikierstab - ein alter Bleistift funktioniert aber auch
  • Sprühflasche mit Wasser
  • Marmeladegläser, Glasscheibe oder alte Plastiksackerl (wenn man gar nichts anderes hat geht auch Frischhaltefolie) zum Abdecken

Gefäße selbst basteln

Durchforsten Sie Ihr Zuhause nach einigen der oben genannten Gegenstände und verleihen Sie ihnen eine neue Nutzung als Anzuchtgefäß. Für Zeitungen und die Kartonröhren finden Sie nachfolgend eine genaue Anleitung, wie sie ganz einfach in Gefäße verwandelt werden können. Ausgewaschene Getränkekartons werden circa in der Hälfte auseinandergeschnitten. Dosen, Joghurtbecher und Eierkartons kann man direkt verwenden.

Die Samen

Das A und O für die Anzucht ist natürlich die Pflanze, beziehungsweise das Ausgangsprodukt: Das Saatgut.

Blumen-, Gemüse- und Kräutersamen bekommst du in jedem Gartencenter und meist auch im Supermarkt. Achten Sie darauf, Samen in Bio-Qualität zu kaufen, wenn es sie gibt. Sie können die Samen auch selbst sammeln. Besonders beliebt bei Bienen und Co. sind heimische Wildblumen und auch viele Küchenkräuter. Für Hobby-Gärtner:innen ist es ratsam, sich in einem Fachhandel oder im Baumarkt beraten zu lassen, da manche Pflanzen etwas aufwändiger sein können als andere. Außerdem darf die Haltbarkeit von Samen beim Kauf nicht vernachlässigt werden. Meist wird ein Säckchen nicht auf einmal aufgebraucht, weswegen es nicht schaden kann, wenn die Samen noch mehrere Saisonen haltbar bleiben.

Je nachdem ob die von dir ausgesuchten Samen Lichtkeimer oder Dunkelkeimer sind, musst du unterschiedlich vorgehen:
Lichtkeimer: werden kaum bis gar nicht von Erde bedeckt
Dunkelkeimer: werden meist ein paar cm tief in der Erde versenkt

Genauere Infos und Angaben was für die jeweiligen Pflanzensamen am besten ist, finden Sie auf der Saatgutpackung.

Die Aussaat

Das Anziehen von Pflanzen passiert in zwei Schritten. Zuerst werden die Samen ausgesät, um viele kleine Keimlinge zum Leben zu erwecken. Anschließend werden diese pikiert, also von einander getrennt und einzeln in ihre eigenen Töpfe gesetzt, um groß und stark genug fürs Freie zu werden.

  • Ein Gefäß mit der verwendeten Sorte beschriften und anschließend mit nährstoffarmer Anzuchterde füllen. Durch die wenigen Nährstoffe werden die Wurzeln animiert, noch kräftiger zu wachsen.
  • Die Samen (je nach Sorte) einzeln hineinlegen oder aufstreuen, und leicht andrücken. Bei grobem Saatgut können etwa zwei bis vier Samen in einen Topf gepflanzt werden, denn nicht unbedingt alle Samen sind keimfähig. Bei feinem Streugut wird am besten eine Schale verwendet, aus der anschließend die kräftigsten Pflänzchen zum Pikieren ausgewählt werden.
  • Mit der Sprühflasche wird die Erde mit den Samen befeuchtet und die Töpfe werden anschließend an einen sonnigen Platz gestellt und regelmäßig vorsichtig gegossen. (mehr Tipps zu Standort und Gießen gibt es weiter unten)
  • Für eine höhere Luftfeuchtigkeit kann man außerdem das Gefäß mit einer Glasscheibe, einem alten Plastiksackerl oder – bei einzelnen Töpfen – mit Marmeladegläsern abdecken, allerdings sollte dann und täglich gelüftet werden, damit sich kein Schimmel bildet.

Das Pikieren

Wenn die Samen zu keimen begonnen haben und die Keimlinge bereits Kraft versprühen, können sie in ihre eigenen Töpfe umgesetzt werden, damit sie genug Raum haben, um groß genug für das Freie zu werden.

Das Pikieren (Vereinzeln) kann bei den meisten Kräutern und Gemüsepflanzen stattfinden, wenn die Jungpflanzen ihre Keimblätter ausgebildet haben oder ein paar Laubblätter zu sehen sind. Einzelne, kleine Töpfe mit normaler Gartenerde befüllen. Jetzt dürfen die Jungpflanzen auch Nährstoffe bekommen. Die Keimlinge vorsichtig mit dem Pikierstab voneinander trennen. Dabei aufpassen, dass die Wurzeln nicht verletzt werden! Mit dem Pikierstab (oder einem alten Bleistift) ein etwa ein Zentimeter tiefes Loch in die Erde drücken. Die einzelnen Keimlinge in das Loch setzen. Die Erde rundherum leicht andrücken. Mit etwas Wasser angießen (nur anfeuchten, nicht übernässen)

Wichtige Tipps für eine gelungene Anzucht

Standort:

Viele Pflanzen sind sogenannte Lichtkeimer und müssen dementsprechend an einem hellen und warmen Standort untergebracht werden. Auf Dunkelkeimer (wie etwa Petersilie) trifft das nicht zu, da sollten die Samen tiefer in der Erde liegen, um vor Licht geschützt zu werden und das Gefäß muss gegebenenfalls abgedeckt werden. Ansonsten freuen sich die meisten Pflanzen über angenehm warmes, tropisches Klima, wie in einem Glashaus. Direkte, pralle Sonne sollte aber vermieden werden. Das Fensterbrett ist dafür der geeignetste Standort.

Temperatur:

Die Temperatur kann je nach Sorte und Pflanzenart unterschiedlich sein. Bei gekauften Samen sollte die Idealtemperatur auf der Verpackung angegeben sein, bei selbst gewonnenem Saatgut ist eventuell eine kurze Recherche notwendig. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Temperatur möglichst gleich bleibt. Hinweis: Viele Pflanzen mögen es wohlig warm, es gibt allerdings (vor allem bei Stauden) auch Frostkeimer, die dem Namen entsprechend besonders kalte Temperaturen brauchen, um auskeimen zu können.

Keimzeit:

Auch die Zeit bis die Samen zu keimen beginnen, hängt von der Art der Pflanze ab. Sie kann von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen reichen. Manchmal muss man also auch etwas geduld haben, um Pflanzen vorzuziehen.

Gießen:

Zu viel Wasser vermeiden! Wasser ist für die jungen Pflanzen sehr wichtig. Keimlinge sollten aber nur feucht gehalten werden. Mit der Sprühflasche kann die Erde während dem Anzüchten immer wieder befeuchtet werden, wenn sie droht auszutrocknen.

Außerdem sollte nie auf die Blätter, sondern immer direkt auf die Erde gegossen werden. Das Wasser sollte Raumtemperatur haben.

Zeitpunkt:

Auch wenn es in unseren Zimmern schön warm ist und für uns Menschen auf Fensterbrettern hell genug scheint, so ist es für kleine Keimlinge im Jänner oder Februar einfach noch zu dunkel. Die Sonne steht tief, die Tage sind zu kurz und über das Fenster kommt nur von einer Seite Licht zum Pflänzchen. In Glashäusern kann es dementsprechend schon etwas früher losgehen, denn da kommt die Sonne nicht nur von allen Himmelsrichtungen, sondern auch von oben an die Pflanze heran. Im Innenraum sollte also nicht vor März mit der Aussaat zum Vorziehen begonnen werden. Sonst riskiert man in die Länge gezogene Stängel und schwache, blasse Blätter – Gärtner:innen nennen so einen Lichtmangel „vergeilen“.

Das Auspflanzen

Wann genau die Jungpflanzen dann ins Freie dürfen, hängt ganz von der Witterung ab. Die Eisheiligen (11.-15. Mai) sollten auf jeden Fall abgewartet werden, da der Frost große Schäden an den Pflanzen anrichten kann. Winterharte Pflanzen können dagegen ruhig schon früher im Frühjahr umgesiedelt werden. Wichtig ist nur, den Schock durch Temperatur- und Lichtunterschiede zwischen drinnen und draußen möglichst gering zu halten. Dafür dürfen manche Pflanzen eventuell zu Beginn nur tagsüber nach draußen oder müssen für ein paar Tage abgedeckt oder im Schatten gehalten werden, damit sie keine Blattverbrennungen erleiden.

Tipp: Pflänzchen in Gefäßen aus Papier oder Karton können direkt umgesetzt werden. Das feuchte Papier verrottet mit der Zeit.

Wir wünschen viel Erfolg beim Pflanzen Vorziehen!

Eindrücke von der Anzucht

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