Hitzewellen und ihre Gefahren
Während es Anfang des 20. Jahrhunderts in Österreich durchschnittlich zwei Tage mit über 30 Grad im Jahr gab, sind es im Jahr 2019 bereits 15. Dieser Wert wird sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln und bis Ende des Jahrhunderts auf 50 Tage pro Jahr ansteigen. Die Häufigkeit von Hitzewellen wiederum wird von derzeit (2019) fünf auf 15 gegen Ende des Jahrhunderts ansteigen. Bis Mitte des Jahrhunderts ist zu erwarten, dass sich die Länge von Hitzeepisoden mit über 30°C verdoppelt, bis Ende des Jahrhunderts könnte im Extremfall sogar eine Verzehnfachnung der Hitzetage auftreten.
Hitze belastet den menschlichen Organismus und kann bei schlechter gesundheitlicher Verfassung bis zum Tod führen. Zahlreiche empirische Studien belegen den Zusammenhang zwischen Hitzeperioden und erhöhten Sterberaten. Besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen sind ältere oder chronisch kranke Menschen. Auch finanziell schlechter gestellte Personen sind verstärkt betroffen, weil sie häufiger in Gebäuden mit alter Bausubstanz leben müssen, die schlecht isoliert sind.
* "Heute" bezieht sich auf das Jahr 2019
Jährlich 3.000 Todesfälle mehr
Als Folge von vermehrten Hitzewellen werden bis Mitte des Jahrhunderts vor allem unter der älteren Bevölkerung hitzebedingte Todesfälle zunehmen. Pro Jahr werden zusätzlich bis zu 3.000 Todesfälle erwartet, in extremen Jahren könnte dieser Wert aber auch auf 6.000 bis 9.000 Todesfälle steigen. Bereits der Sommer 2018 führten die hohen Temperaturen zu 766 Hitzetoten, im Vergleich dazu gab es in diesem Jahr „nur“ 409 Verkehrstote.
Hitze in Städten
Alle Städte, aber vor allem der Wiener Stadtkern, sind durch zunehmende Hitze besonders betroffen. Denn bebaute Gebiete heizen sich weit stärker auf als unbebaute. Vermehrte Schlafstörungen und Gesundheitsprobleme belasten besonders Kinder und ältere Menschen. Die Tage mit Kühlungsbedarf werden sich bis 2050 verdoppeln. Im Sommer sind zunehmend Stromausfälle zu befürchten: Niedrige Flusswasserstände beschränken die Stromerzeugung aus Wasserkraft. Die Kühlung von kalorischen Kraftwerken ist ebenso auf kühles Flusswasser angewiesen. Der Kollaps des Energiesystems ist so eine reale Gefährdung.
Waldbrände
Durch trockene Sommer ist eine Zunahme an Häufigkeit und Schwere von Waldbränden in Österreich zu erwarten. Im Jahr 2015 gab es bereits mit Ende August 201 Waldbrände, im gesamten Jahr 2014 waren es nur 144. Ähnlich hohe Werte an Waldbränden gab es im Jahrhundertsommer 2003, wo es ebenfalls 203 Waldbrände gab. Durch den sich verstärkenden Klimawandel in Österreich ist zu erwarten, dass die Waldbrandgefahr weiter zunehmen wird.
Zunehmende Dürregefahr
Durch den Klimawandel in Österreich steigt auch die Dürregefahr. Bei höheren Temperaturen steigt die Verdunstung und Trockenperioden dauern länger. In Folge wird in Österreich die Gefahr, dass Dürren auftreten, um das Dreifache steigen, wenn nicht noch entschieden gegengesteuert wird. Dürren werden dann auch länger dauern als bisher.
Ein Blick auf den Sommer 2015 zeigt, dass es vor allem in Oberösterreich und Niederösterreich bis über Wien und das Nordburgenland überdurchschnittlich trocken war. Es regnete bis zu 43 % weniger als im Normalfall. Allein in Ostösterreich betrugen die Schäden laut der Hagelversicherung im Jahr 2015 etwa 100 Mio. Euro. Diese Situation wird sich voraussichtlich weiter verschärfen: Vor allem in den Sommermonaten Juni, Juli und August wird erwartet, dass extreme Trockenheit deutlich zunehmen wird. Ein Sommer mit vielen extrem heißen Tagen wie 2015 wird im Laufe des Jahrhunderts somit zum Normalfall werden.
Mitte des Jahrhunderts werden Dürren in Österreich mit Produktionsausfällen im Wert von 1,3 Mrd. EUR bereits alle drei Jahre erwartet. Auch in der Forstwirtschaft steigen dann die Schäden, weil Borkenkäfer immer bessere Bedingungen vorfinden und viele Baumarten unter Hitzestress stehen werden. Dürren und höhere Windspitzen erhöhen insgesamt zusätzlich die Schadwirkung und gefährden auch die Schutzwaldfunktion in sensiblen Gebieten.