Landraub rund um den Globus

Das undurchsichtige System des Ressourcenbesitzes und die mangelnde Anerkennung von Gewohnheitsrecht in vielen Ländern führen zu Landraub sowie zur Vertreibung von bäuerlichen Kleinbetrieben, oftmals ohne Entschädigung.

Landraub bezeichnet den Umstand, dass von der lokalen Bevölkerung bestellte Flächen (die oft aufgrund des Gewohnheitsrechts in deren Besitz sind) von außenstehenden Parteien, wie nationalen Eliten, Regierungen oder nationalen und internationalen Unternehmen, angeeignet werden. Landraub nimmt ländlichen Gemeinden das Recht auf ihre Ländereien und die üblicherweise von ihnen genutzten Ressourcen. Dadurch verlieren sie oft den Zugang zu Weideflächen, Wäldern, Schwemmland und Wasser, welche nicht selten ihre Lebensgrundlage bilden. Somit spielt Landraub eine wichtige Rolle bei Ernährungsunsicherheit. Betroffene Gemeinden und Einzelpersonen haben oft keinen gesetzlichen Rückhalt und können ihr Land nicht wieder zurückgewinnen. Sie erhalten auch keine Entschädigung, da ihr Gewohnheitsrecht entweder nicht klar definiert oder nicht vom Gesetz anerkannt ist.

Die weltweite Nahrungsmittelkrise in den Jahren 2007-2008 und die vermehrten Finanzspekulationen mit Agrar- und Forstrohstoffen haben vor allem in Entwicklungsländern zu einer Zunahme des Landraubs beigetragen. 78 Prozent der illegalen Landnahmen geschehen zum Zweck der landwirtschaftlichen Produktion, wobei drei Viertel den Agrotreibstoffen zuzurechnen sind. Industrien, Tourismus, die Entnahme von Mineralien und Landnutzungsänderungen von Wäldern machen die restlichen 22 Prozent aus. Zusätzlich tragen die Märkte für CO2-Emissionszertifikate zu weiterem Landraub bei. Zwischen 2000 und 2010 erreichte die Zahl der weltweiten Landgeschäfte einen Rekordwert von 203 Millionen Hektar (das entspricht achtmal der Fläche Großbritanniens). Der Großteil davon wird in Afrika abgewickelt, wo 134 Millionen Hektar akquiriert wurden, gefolgt von Asien mit 29 Millionen Hektar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass viele weitere Landgeschäfte gar nicht gemeldet werden.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich beispielsweise der Anbau im Vergleich der Waldflächen in Paraguay 1950 und 2005 von Sojabohnen in Paraguay verzehnfacht. Dazu mussten die Anbauflächen verfünffacht werden, von 500.000 Hektar auf 2,5 Millionen Hektar. Das entspricht etwa sechs Prozent der Fläche Paraguays. Soja ist aber nur eine von vielen Nutzpflanzen, die in Paraguay angebaut werden, mit der Folge, dass in den letzten 50 Jahren massiv Urwald abgeholzt wurde.