Der Rückgang der Artenvielfalt wird viel diskutiert. Sowohl wissenschaftliche Studien, als auch Beobachtungen im Alltag bestätigen, dass die Biodiversität auf unserem Planeten abnimmt. In Österreich sind vor allem Vogel-, Pflanzen- und Insektenarten betroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber eine der Ursachen ist sicher: es fehlt der Natur an Lebensraum. Jede Fläche, die von Menschen möglichst naturnah gestaltet wird, kann hier Abhilfe schaffen.
Neben Gärten und Balkonen, haben auch Friedhöfe ein großes Potential, Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu bieten. Friedhöfe sind in den letzten Jahrzehnten vielerorts zu Stein- und Kieswüsten verkommen. Wieso? Weil es vermeintlich pflegeleicht ist. Ein Marmordeckel versiegelt jedoch diese wertvollen Flächen. Hier wollen wir einige Tipps und Hinweise geben, wie auch die letzte Ruhestätte Ihrer Liebsten mit wenig Aufwand zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann.
Der Friedhof
Grabstätten werden in der Gesellschaft oft ambivalent aufgenommen. Während manche Menschen Friedhöfe als gruselig und abschreckend empfinden, sind sie für andere wiederum ein Ort der Ruhe und Besinnlichkeit. Sie sind besonders emotionale Plätze und müssen demnach mit viel Respekt behandelt werden. Die Pflege und Betreuung der einzelnen Ruhestätten hat dadurch eine ganz besondere Priorität. Neben individuellen Geschmäckern ist vor allem ein gepflegtes Grab nicht nur für die Angehörigen, sondern auch für etwaige Grabnachbarn wichtig. Die pflegeleichte Grabgestaltung muss jedoch nicht mit einem Marmordeckel oder Abdeckkies in Kombination mit giftigen Herbiziden abgetan werden. Eine artenreiche Bepflanzung schafft Lebensraum und verleiht dem Friedhof seine einzigartige Stimmung.
Während früher noch besonders Pflanzen mit Symbolcharakter gesetzt wurden, sind jetzt vermehrt Beetpflanzen auf Gräbern zu sehen. Das reduziert die Vielfalt am Friedhof, verdrängt die heimische Friedhofskultur und trägt nicht gerade zur Förderung der Biodiversität bei. Auch Steinplatten und Kiesflächen gefährden die ökologische Bedeutung von Friedhöfen. Dadurch wird nicht nur der Lebensraum für Tiere und Pflanzen minimiert, diese Entwicklung verwandelt Gräber auch in kalte und triste Orte.
Fauna und Flora am Friedhof
Für manche mag es überraschend klingen, doch Friedhöfe können eine besonders hohe Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten aufweisen. Vor allem Vögel nutzen gerne die grünen Flächen als Heimat. Am Wiener Zentralfriedhof leben so etwa 20 Rehe, zahlreiche Turmfalken, Eichhörnchen, Feldhamster, Dachse und Marder. Die Stadt Wien hat den zweitgrößten Friedhof Europas bereits als potentiellen Lebensraum für Tiere und Pflanzen erkannt, und bemüht sich, abseits der Wege die Biodiversität gezielt zu fördern.
Vor allem in dicht besiedelten Gebieten stellen Friedhöfe ganz spezielle Naturinseln dar. Sie können wundervolle Mosaiksteine der Artenvielfalt sein. Hecken, Steine und Mauern sind wichtig für den Rückzug und die Einnistung von Tieren und Pflanzen. Schmetterlinge, Bienen und Co. finden so Unterschlupf und Vögel können ihre Nester bauen.
Eine naturnahe Gestaltung ist auf diesen Flächen besonders wichtig, da Pestizide und Kunstdünger diesem einzigartigen Lebensraum großen Schaden zufügen können. Im Hinblick auf den hohen spirituellen und emotionalen Wert von Friedhöfen, sollte man gerade hier achtsam mit der Natur umgehen.