Historische Chance für Pestizidreduktion

Ohne Bienen, Schmetterlinge und Regenwürmer gibt es viele unserer Lebensmittel nicht. Doch die industrielle Landwirtschaft gefährdet mit ihrem massenhaften Einsatz von schädlichen Pestiziden alle nützlichen Bodenbewohner und bestäubenden Insekten. Damit bedrohen Pestizide die Grundlagen unserer Lebensmittelproduktion. Zusätzlich gefährden sie unsere Gesundheit.

Doch nun haben wir die historische Chance, die Giftstoffe in der Landwirtschaft zu reduzieren. Denn mit dem Europäischen Green Deal hat die EU-Kommission Strategien und Maßnahmen auf den Weg gebracht, um unsere Landwirtschaft zukunftsfit zu machen und die Artenvielfalt wiederherzustellen. So sieht der Gesetzesvorschlag für die „Sustainable Use Regulation“ (SUR) eine Reduktion des Einsatzes und Risikos von Pestiziden um 50 % bis 2030 vor.

Österreich als Blockierer enttarnt

Die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft begrüßen das Ziel, die Abhängigkeit der Landwirtschaft von der Pestizidindustrie zu beenden. Doch große Pestizidhersteller wie Bayer, BASF oder Syngenta fürchten um ihr Milliardengeschäft. Sie starteten eine Lobby-Kampagne, in der sie mit bezahlten „Studien“ politische Entscheidungsträger:innen in der EU gegen verbindliche Pestizidreduktionsziele einschwören. Mit Erfolg: Denn seither kommen aus dem Europaparlament, vor allem aus konservativen Kreisen, sowie aus einem guten Dutzend EU-Staaten, regelmäßig Querschüsse gegen verpflichtende Reduktionsziele. Unverständlicherweise auch aus Österreich.

Schon unter Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger hatte Österreich alle Angriffe auf die EU-Pestizidreduktionsziele mitgetragen – teilweise sogar initiiert. Wie es scheint, will Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig diese Politik nun fortführen. Umwelt- und Gesundheitsministerium haben dem bisher wenig entgegengesetzt – und das obwohl der Schutz von Umwelt und Gesundheit die wichtigsten Ziele des Gesetzesvorschlags sind.

Das fordern wir von der Bundesregierung

Wir appellieren an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Umweltministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Johannes Rauch sowie an alle österreichischen Abgeordneten im EU-Parlament:

Stellen Sie sicher, dass Österreich seine Blockadehaltung beendet und tragen Sie zu einer raschen Umsetzung der 50-prozentigen EU-Pestizidreduktion bei!

Darüber hinaus fordern wir, dass Bäuerinnen und Bauern beim notwendigen Übergang zu einer guten Landwirtschaft der Zukunft unterstützt werden. Kleinteilige, vielfältige und nachhaltige landwirtschaftliche Strukturen sollen gefördert und die Bio-Landwirtschaft weiter ausgebaut werden.

Ihre Stimme für die Biene

Schließen Sie sich unseren Forderungen an und unterzeichnen die Petition für eine umweltgerechte und bienenfreundliche Landwirtschaft:

5-Minuten-Info

Pestizide sind Giftstoffe, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um Insekten, Pflanzen oder Pilze zu töten. Deshalb sind sie so gefährlich für die Natur und die menschliche Gesundheit.

Rückstände von Pestiziden findet man in Böden, Gewässern, im Essen und im Wohnbereich. Ein EU-weiter Test hat gefährliche Pestizide sogar in Schlafzimmern gefunden. Gerade bei Anrainern landwirtschaftlich genutzter Gebiete besteht ein erhöhtes Risiko für Fortpflanzungsschäden und Krebs.

Die Wissenschaft ist sich zudem einig, dass Pestizide in engem Zusammenhang mit dem dramatischen Rückgang der Artenvielfalt stehen. In Österreich befinden sich mehr als 50 % aller Amphibien und Reptilien sowie knapp die Hälfte aller Fische und ein Drittel aller Vögel und Säugetiere als “stark gefährdet” auf den roten Listen gefährdeter Arten.

Die biologische Landwirtschaft erzeugt seit jeher Lebensmittel ganz ohne Einsatz chemischer-synthetischer Pestizide oder Kunstdünger.

Die bäuerlichen Betriebe setzen auf vorbeugende Maßnahmen sowie den Einsatz robuster Sorten. Schädlinge werden unter anderem mit ihren natürlichen Feinden, sogenannten Nützlingen, in Schach gehalten. Ziel ist es, die Bodengesundheit zu erhalten, Fruchtfolgen zu gewährleisten und die Artenvielfalt zu erhöhen.

Nur wenn all diese Maßnahmen nicht greifen, dürfen Stoffe pflanzlichen, tierischen, mikrobiologischen oder mineralischen Ursprungs als natürliche Pestizide eingesetzt werden.

Jetzt EU-Pestizidreduktion fordern