Pestizid-Test: Blumensträuße

Allein ein Drittel der Österreicher:innen verschenken zum Muttertag am liebsten Blumen. Was viele nicht wissen: Mit Liebe oder Dank hat so ein Blumenstrauß eigentlich nicht viel zu tun. Denn die Blumen haben oft eine lange Reise hinter sich und sind stark mit Pestiziden belastet.

Cover des Pestizid-Tests

GLOBAL 2000

Anlässlich des Muttertags haben wir im Blumenhandel Schnittblumen eingekauft. Ein unabhängiges Labor hat die Blumensträuße auf 600 verschiedene Pestizide getestet. 

Die meisten untersuchten Blumensträuße können - wie bereits in den Vorjahren - als “Pestizid-Potpourri” bezeichnet werden. Keine einzige Probe war frei von Pestiziden. Lediglich bei Anzahl und Bedenklichkeit ging die Bandbreite, teils gravierend, auseinander.

Was ist das Problem mit Blumensträußen?

Verbotene Pestizide durch die Hintertüre

Viele der Pestizide, die auf den Blumensträußen gefunden wurden, sind in der Europäischen Union verboten, weil sie sehr gefährlich sind. Trotzdem kommen sie weiterhin mit den Blumen nach Europa – sozusagen durch die Hintertür.

Es gibt immer noch keine klaren Regeln, die das verhindern. Manche der gefährlichen Stoffe sind in Europa schon seit über zehn Jahren verboten. Weder die Händler noch die Produzenten scheinen sich darum zu kümmern.

Herkunft ist oft ungewiss

Die in Mitteleuropa angebotenen Schnittblumen haben oft eine lange Reise hinter sich, viele von ihnen kommen aus dem Globalen Süden. Die Blumen werden dann in Europa über den großen Umschlaghafen Rotterdam oder die Blumenversteigerung in Aalsmeer in den Niederlanden abgewickelt. Daher wird oft nur „NL“ (Niederlande) als Herkunft angegeben.

Betroffen sind vor allem Frauen

Schnittblumen kommen meist von weit her und die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern sind häufig problematisch. Vor allem zum Muttertag sollten wir an die Mütter in den Produktionsländern denken. Viele der Pestizide, die auf Blumenfarmen zum Einsatz kommen, sind fortpflanzungsschädigend oder hormonell wirksam und treffen daher am stärksten Frauen. Gerade auf Blumenfarmen ist der Anteil an Frauen unter den Arbeiter:innen hoch.

Die gesundheitliche Auswirkung von Pestiziden

Die meisten der gefundenen Pestizide weisen schwerwiegende gesundheitsschädliche Auswirkungen auf.

PESTIZIDE SIND POTENZIELL:

  • hormonell wirksam
  • krebserregend
  • fortpflanzungsschädigend
  • mutagen

Pestizidcocktails aus mehreren verschiedenen Pestiziden sind besonders problematisch, da sie die Giftigkeit einzelner Substanzen noch deutlich erhöhen. Diese Wechselwirkungen zwischen Pestiziden sind bisher nicht ausreichend untersucht und auch nicht Teil des Zulassungsverfahrens.

Ergebnisse des Pestizid-Tests

Für den Test wurden 10 Blumensträuße bei 7 unterschiedlichen Händlern in Österreich eingekauft.

Getestete Händler:

  • BILLA
  • Blumen 2000
  • Blumen B&B
  • HOFER
  • LIDL
  • SPAR
  • Dolls Blumen

Ergebnisse kurz und knapp zusammen gefasst:

  • In allen 10 untersuchten Proben fanden sich Pestizide.
  • Der Höchstwert waren 30 verschiedene Pestizide auf einem gemischten Blumenstrauß von Blumen 2000.
  • Ein Strauß österreichischer Tulpen von BILLA zeigte die geringste Belastung, da nur drei Pestizidwirkstoffe nachgewiesen wurde.
  • Auf fast allen Sträußen wurden Pestizide mit besonders negativen Eigenschaften für die menschliche Gesundheit gefunden. Das negative Highlight war ein Biedermeierstrauß von B&B mit insgesamt 19 solcher gesundheitlich problematischer Substanzen.
Waltraud Novak

„Bis zu 30 verschiedene Pestizide konnten auf nur einem einzigen Blumenstrauß nachgewiesen werden - zu einem großen Teil mit ernsthaften Gesundheitsrisiken für Menschen. Fortpflanzungsschädigungen, Krebserkrankungen oder Störungen im Hormonhaushalt sind nur einige der möglichen Auswirkungen. Es gibt jedoch auch dieses Jahr eine positive Ausnahme, auf einem Tulpenstrauß aus Österreich wurden nur drei Pestizide gefunden.”

 

Waltraud Novak, GLOBAL 2000-Pestizidexpertin

Es gibt Alternativen zum herkömmlichen Blumenstrauß:

  • Ein selbst gepflückter Wiesenstrauß aus dem eigenen Garten oder vom Wegesrand. (Geschützte Arten, Parks, Wiesen und fremde Gärten gilt es natürlich intakt zu lassen)
  • Auf Blumen aus biologischen Anbau dürfen keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden.
  • Pflanzen aus heimischem Anbau sind eher weniger belastet als Blumen mit längerem Transportweg.
  • Sogenannte Slowflower Betriebe vertreiben regionale und saisonale Blumensträuße garantiert ohne Pestizide.

In Österreich fehlt die gesetzliche Regelung

In Österreich gibt es derzeit kein Gesetz, das Pestizidrückstände auf Schnittblumen regelt. Deshalb finden auch keine staatlichen Kontrollen diesbezüglich statt. Dies gilt sowohl für heimische Ware als auch für importierte Schnittblumen.

Anders ist die Situation in Deutschland. Das Pflanzenschutzgesetz regelt, dass Pflanzen nur dann importiert werden dürfen, wenn sie frei von nicht zugelassenen Pestiziden sind. Grenzwerte für Rückstände gibt es allerdings auch dort nicht. Wir fordern, dass Österreich sich auf EU-Ebene für solche Grenzwerte einsetzt und möglichst bald ein ähnliches Gesetz wie in Deutschland umsetzt.

Nicht zuletzt sind aber auch die großen Händler in der Verantwortung, Blumen anzubieten, deren Produktion und Handel nicht die Umwelt vergiften und die menschliche Gesundheit gefährden.

WIR FORDERN:

  • Einführung von gesetzlichen Höchstwerten für Pestizidrückstände bei Schnittblumen und Zierpflanzen.
  • Durchgängiges Importverbot für Pflanzen, die Pestizide enthalten oder denen Pestizide anhaften, die in der EU nicht zugelassen sind.
  • Systematische staatliche Kontrollen von Pestizidrückständen auf Schnittblumen und Zierpflanzen (inklusive Jungpflanzen), insbesondere von importierter Ware.
  • Förderung der biologischen Schnittblumen- und Zierpflanzenproduktion und der heimischen Jungpflanzenzucht.
  • Reform des europäischen Zulassungsverfahrens für Pestizide: Langzeiteffekte, Kombinationswirkungen und die Auswirkung auf sensible Arten müssen zukünftig bei der Zulassung von Wirkstoffen berücksichtigt werden.
  • Einführung von strengeren Kriterien für den „europäischen Pflanzenpass“: Transparente Herkunft und Handelswege, beginnend bei der Produktion von Samen und Jungpflanzen.

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