Regenwaldzerstörung in Indonesien

Indonesien ist ein Land der Superlative: Es verfügt über die größten – und wahrscheinlich artenreichsten – Regenwaldflächen weltweit und über einzigartige Torfmoorwälder. Indonesien ist aber auch Weltmeister bei den Entwaldungsraten.

Die indonesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Land wirtschaftlich voran zu bringen: mit Holz und Holzprodukten, Palmöl, Zellstoff und Papier, Kohle, Kupfer, Bauxit, Gold, Zinn und anderen Bodenschätzen – das meiste wird exportiert, vieles auch nach Europa. Was Indonesien tatsächlich davon hat, ist eine Frage, die erst noch geklärt werden muss. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass wirtschaftliche Großprojekte hauptsächlich den ausländischen Firmen Gewinne bringen – die daraus entstandenen Probleme bleiben im Land.

Viele Edelhölzer wurden in den vergangenen Jahren illegal geschlägert und von der Holzmafia außer Landes gebracht. Arten wie Merbau oder Eisenholz sind bereits vom Aussterben bedroht. Obwohl die indonesische Regierung in den letzten Jahren einiges gegen den illegalen Holzeinschlag unternimmt, ist er in vielen Regionen nach wie vor ein großes Problem. Der Weg des illegalen Holzes führt häufig über Malaysia und China. Von dort wird es dann weiterverkauft. In Kalimantan, der indonesischen Bezeichnung für die Insel Borneo, agiert das Militär häufig als Helfer, wenn illegal geschlagenes Holz nach Malaysia verschoben werden soll. Militärs arbeiten Hand in Hand mit den Palmölfirmen und korrupten LokalpolitikerInnen und schüchtern die örtliche Bevölkerung ein, wenn sie sich gegen die Zerstörung ihres Waldes zur Wehr setzt.

Palmöl-Plantagen in Indonesien

Gekko Studio; Notice: Gekko Studio

Ölpalmplantage in Indonesien

Es gibt aber nicht nur jene Praxis, einzelne wertvolle Hölzer zu schlägern, sondern auch jene der so genannten „Forest Conversion“. Dabei wird gleich der ganze Wald geschlägert und gebrandrodet und in Plantagen mit Ölpalmen und schnell wachsenden Baumarten wie Akazien oder Eukalyptus umgewandelt. Daraus entsteht dann Palmöl, Papier- und Zellstoff, das meiste für den Export. Inzwischen ist auch die legale Umwandlung von Wald zum Problem geworden. In Indonesien wurde die Zerstörung weitgehend legalisiert. Und der Wahnsinn hat Methode: Durch die Anerkennung von Plantagen als Wälder in sogenannten REDD-Mechanismen und den damit verbundenen Erhalt von CO2-Zertifikaten für deren Errichtung. REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) ist eigentlich ein Instrument zum Schutz unseres Klimas und zur Verhinderung von Abholzung und Degradierung von Wäldern.

Bodenschätze im Regenwald

Aber auch unter der Erde gibt es in Regenwaldgebieten viel zu holen. So auch in Indonesien. Das Land ist reich an Bodenschätzen: Kohle, Gas, Gold, Kupfer, Zinn, Nickel und Bauxit sind nur einige Beispiele. So ist etwa Indonesien der größte Zinnexporteur und der zweitgrößte Zinnproduzent weltweit.

Zinn wird z.B. zur Veredelung von Weißblech für Konservendosen verwendet und ist auch Bestandteil unserer Euromünzen. Die indonesischen Friends of the Earth WALHI wollen erreichen, dass Unternehmen wie Philip Electronic kein Zinn mehr aus der Region kaufen, bevor nicht die bereits entstandenen Umweltschäden beseitigt wurden. Seit 2009 ist Bergbau durch eine Änderung des Bergbaugesetzes in Indonesien auch in geschützten Gebieten und auf kleinen Inseln möglich. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sind besorgt über die momentane Entwicklung: Der Widerstand gegen bewilligte Bergbauprojekte kann hohe Geld- und sogar Gefängnisstrafen nach sich ziehen. Außerdem können die Projekte ohne Zustimmung der betroffenen Menschen umgesetzt werden.

"Die indonesische Zivilgesellschaft"

Engagierte indonesische BürgerInnen reisen nach Brüssel. Sie wollen, dass die EU strengere Gesetze gegen den Import von illegal geschlägertem Holz erlässt. Ein Stammesführer aus West-Neuguinea begleitet die Delegation und hält eine Rede im Namen seines Stammes, der unter den direkten Folgen des illegalen Holzeinschlags leidet. Dieser Auftritt in Brüssel und die kontinuierliche Arbeit der indonesischen Zivilgesellschaft haben dazu geführt, dass sie bei den Verhandlungen zur illegalen Abholzung zwischen der EU und der indonesischen Regierung eine wesentliche Rolle spielen.

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