Regrowing: Lass wachsen

Statt Obst- und Gemüsereste im Biomüll oder auf dem Komposthaufen zu entsorgen, können Sie diese nachwachsen lassen. Das Tolle daran: Mit „Regrowing“ sparen Sie nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld ‒ in Zeiten wie diesen ein überzeugendes Argument. Und Spaß macht‘s obendrein, dem „Abfall“ bei der Verwandlung zuzusehen.

Eigentlich ist das Ganze keine Hexerei: Überbleibsel aus der Küche werden einfach wieder eingepflanzt und bringen nach kurzer Zeit neue Früchte hervor. Im Fachjargon heißt diese Methode „Stecklingsvermehrung“. Regrowing ist für alle geeignet ‒ ob Stadt oder Land, ob mit oder ohne Balkon oder Garten, ob drinnen oder draußen, ob Sommer oder Winter ‒ befolgt man ein paar einfache Prinzipien, steht der nachhaltigen Selbstversorgung nichts mehr im Weg.

Warum Regrowing?

  • Es ist geldsparend. So können Sie sich etwa mit einem Bund Frühlingszwiebel mehrere Wochen oder gar Monate selbst versorgen.
  • Das Prinzip funktioniert unabhängig vom Standort und steht wirklich allen offen.
  • Regrowing ist nachhaltig und ressourcenschonend.
  • Es kommt völlig ohne Verpackung aus, ist also Zero Waste in Reinkultur und spart damit Berge des üblicherweise beim Einkauf im Supermarkt anfallenden Plastikmülls.
  • Es fallen die beim Transport von Obst und Gemüse über oft weite Strecken oder gar aus dem Ausland entstehenden CO2-Emmissionen völlig weg.
  • Regrowing bringt uns mit dem Zyklus des Lebens in Einklang, lässt uns hautnah miterleben, wie Natur funktioniert und uns darüber freuen, dem Grün beim Sprießen zuzusehen ‒ nicht zu vergessen die Zufriedenheit, die sich beim Ernten und dem Genuss selbst gezogener Nahrungsmittel empfinden lässt und die steigende Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln, die wir dabei entwickeln.

Welche Grundausstattung ist für Regrowing nötig?

Es ist keinerlei wie so oft kostspieliges „Starterset“ nötig. Wählen Sie einen hellen Platz aus, suchen Sie ein paar alte Gläser, Töpfchen oder Dosen zusammen, ein wenig Erde und Wasser ‒ und das war‘s auch schon. Gemüse-, Kräuter- oder Obstreste nicht zu vergessen, die vorzugsweise noch relativ frisch sein sollten. Prinzipiell ist Regrowing einfach, aber natürlich gibt es von Sorte zu Sorte Unterschiede: Manche sind sehr einfach nachzuziehen, andere etwas aufwendiger.

Wie funktioniert Regrowing?

Für blutige Regrow-Anfänger:innen empfiehlt es sich, mit den Selbstläufern zu beginnen. Dazu gehören allen voran Frühlingszwiebel, Lauch, Salat und Karottengrün. Aber auch viele andere Gemüse- und Obstsorten eignen sich zum Nachwachsenlassen: Erdäpfel, Zwiebel und Knoblauch, Ingwer, Paradeiser, Paprika, Stangenzeller, Pilze, Zitronen, Marillen, Äpfel, Kirschen, usw. Wer einmal Lunte gerochen hat, kann nicht mehr damit aufhören und traut sich schließlich immer mehr zu.

Welche Pflanzen eignen sich für Regrowing?

Frühlingszwieberln, Lauch und Stangenzeller

Etwas längere Strunke ins Wasser stellen, sodass die Wurzeln nach unten schauen und regelmäßig Wasser wechseln. 14 Tage später können die grünen Triebe bereits geerntet und verzehrt werden.

Karotten

Kaufen Sie am besten junge Karotten mit Grün. Nehmen Sie die Karottenstrünke und legen Sie diese so in einen Suppenteller mit Wasser, dass die grünen Büschel herausragen. Regelmäßig Wasser wechseln und dem Karottengrün beim Wachsen zusehen. Das so genannte Karottenkraut ist sehr gesund, weil es neben Ballast- und Bitterstoffen, die beide zu einer gesunden Verdauung beitragen, auch noch Kalzium enthält. Genießen kann man es entweder im Salat oder in einem der beliebten Green-Smoothies.

Erdäpfel

In diesem Fall eignen sich am besten solche, die schon ein bisschen austreiben. Schneiden Sie sie in die Hälfte und lassen Sie sie liegen. Wenn der Saft an der Schnittstelle getrocknet ist, können Sie die Knollen mit dem Anschnitt nach unten einpflanzen und locker mit Erde bedecken. Ans regelmäßige Gießen denken!

Salat

Beim Salat funktioniert es ein wenig anders. Nehmen Sie die äußeren Blätter, die ansonsten im Biomüll landen, legen Sie sie in Wasser und stellen sie diese ans Fenster, denn Salat mag es gerne warm und sonnig. Hin und wieder die Blätter mit Wasser besprühen und warten, bis sich kleine Wurzeln bilden, dann in einen Topf umpflanzen.

Ananas

Schneiden sie die Blattrosette ab und stellen Sie diese ins Wasser, bis sich Wurzeln gebildet haben. Dann eintopfen und einmal pro Woche gießen. Ananas haben es übrigens gerne warm.

Avocado

Den gewaschenen Avocadokern mit 3 Zahnstochern „spicken“ und das Ganze so auf ein Glas Wasser legen, dass der untere Teil im Wasser liegt. Wasser jeden zweiten Tag wechseln und ein paar Wochen warten, bis sich Wurzeln gebildet haben, danach eintopfen.

Knoblauch

Pflanzen Sie eine Knoblauchzehe so ein, dass die Spitze nach oben zeigt und ein wenig aus der Erde herausschaut. Danach heißt es regelmäßig gießen und warten.

Zwiebeln

Bei der Zwiebel das beim Kochen über gebliebene Wurzelstückerl einfach in die Erde drücken und diese stets feucht halten. Zwiebeln haben es auch gerne warm.

Pilze

Auch Pilze nachzuziehen macht Spaß und Sie brauchen dazu nur die Stiele. Diese stecken Sie in die Erde und lassen nur die Spitze ein wenig herausschauen. Dann stellen Sie an einen warmen Platz, am besten mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Gemüse und Früchte mit Kernen

Zu ersteren gehören Paradeiser und Paprika, zu letzteren Marillen, Zwetschken, Äpfel oder Zitrusfrüchte wie Zitronen und Orangen. Es gilt jeweils die Kerne der Früchte nachdem man sie trocknen hat lassen, in Erde einzupflanzen.

TIPP!

Für Gemüse und Früchte, die es gerne warm und feucht haben, können Sie ganz einfach ein kleines Gewächshaus improvisieren, indem Sie über den Topf Frischhaltefolie legen und kleine Löcher einstechen.