Die beste Wahl am Getränkeregal

Vielleicht kennen Sie die Situation: Man steht im Supermarkt vor endlos langen Reihen mit Getränken in verschiedensten Verpackungen. Da finden sich hauptsächlich Plastikflaschen, Aludosen, Tetrapacks und Glasflaschen und man möchte die eigenen Konsumentscheidungen gerne nachhaltig gestalten. Aber was ist nun die wirklich nachhaltigste Verpackung? Nach welchen Gesichtspunkten sollte man sich als KonsumentIn entscheiden?

Es kursieren unterschiedlichste Informationen zur vermeintlich ökologisch vorteilhaftesten Getränkeverpackung. Mit diesem Artikel möchten wir Ihnen eine Hilfestellung geben, wie Sie durch die beste Wahl am Getränkeregal aktiven Umweltschutz betreiben können.

Für eine ökologische Bewertung einzelner Produkte oder Verpackungen werden die negativen Umweltauswirkungen in Ökobilanzen (auf English: Life Cycle Assessment - LCA) gegeneinander abgewogen und schlussendlich miteinander verglichen. Anhand der Ergebnisse werden die untersuchten Produkte dann in eine Rangliste gereiht.

Auswirkungen von Getränkeverpackungen auf das Klima

Treibhausgasemissionen unterschiedlicher Getränkeverpackungen

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Wenn man sich die Klimaauswirkungen ansieht, wird eines sofort klar: Einweg-Glasflaschen und Dosen sind eindeutige Klimasünder unter den Getränkeverpackungen.

Bierdosen sind beispielsweise 3x klimaschädlicher als Mehrwegflaschenexternal link, opens in a new tab. Noch schlimmer im Treibhausgasranking ist Bier in Einwegglasflaschen. Diese verursachen sogar 5x mehr Emissionen als Mehrwegflaschen. In diesem Ranking ist das Recycling von Einwegflaschen sowie die Reinigung von Mehrwegflaschen bereits berücksichtigt.

Mehrweg ist der Weg

Mehrweg-Glasflaschen können ca. 40x wieder befülltexternal link, opens in a new tab werden, bevor sie aufgrund der Abnutzung ausgetauscht werden müssen. In Deutschland geht man sogar von bis zu 50 Umläufen aus. Mehrweg-Kunststoffflaschen können nicht ganz so oft, aber auch etwa 20x befülltexternal link, opens in a new tab werden. Einwegflaschen hingegen werden, obwohl sie nach Gebrauch noch intakt wären, mit Energieeinsatz mutwillig zerstört, um anschließend bestenfalls recycelt zu werden. Mit der gesetzlich verankerten Abfallhierarchie hätten wir in Österreich und der EU eigentlich ganz klare Vorgaben: Vermeiden vor Wiederverwenden vor Recyceln.

Kriterium Transportdistanzen

Um die CO2-Emissionen von Mehrwegflaschen gering zu halten, ist die Logistik ausschlaggebend. Das heißt, je kürzer die Transportwege, desto besser. Bei einfachen Transportdistanzen (= eine Strecke) unter 300 km sind Mehrwegflaschen jedenfalls immer die vorteilhafteste Verpackungexternal link, opens in a new tab. Aber auch bei Transportdistanzen von über 300 km bis 600 kmexternal link, opens in a new tab schneiden Mehrwegsysteme besser ab. Vor allem mit standardisierten Pool-Flaschen (=einheitliches Flaschendesign; lediglich das Etikett wird für die jeweiligen abgefüllten Marken angepasst) sind Mehrwegsysteme sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht effizient. Und je mehr Mehrwegflaschen nachgefragt werden, desto mehr regionale Abfüll- und Waschanlagen wird es in Zukunft auch geben.

Wo nun genau die Grenze der Transportentfernung liegt, ab wann PET-Einwegflaschen gegenüber Mehrwegflaschen aus PET oder Glas in Bezug auf Treibhausgasemissionen besser sind, ist schwer zu definieren. In Deutschland geht man davon aus, dass bei über 600 km Transportdistanz Pfandsysteme für Einweggetränkeverpackungenexternal link, opens in a new tab das präferierte System für die Sammlung und Verwertung darstellen. Die schlechteste Variante sind Einweg-Getränkeverpackungen ohne Pfand, wie Sie auch im folgenden Absatz lesen werden.

Umweltauswirkungen von Einweg-Getränkeverpackungen

Die Müllberge sind in den letzten Jahrzehnten enorm angestiegen. Dies ist auf einen noch nie dagewesenen Verpackungswahn zurückzuführen. Einweg-Getränkeverpackungen sind mitverantwortlich an den steigenden Abfallmengen - doch es entstehen noch deutlich mehr negative Umweltauswirkungen:

  • Energie-, Wasser- und Rohstoffverbrauch während der Herstellung
  • CO2-Emissionen bei den Transportwegen zwischen Rohstoff-Abbauregion, Verarbeitungswerke, Befüllungsanlagen, Handel, Verbraucher, Abfallentsorgung
  • Energieverbrauch im Zuge der Abfallsammlung, -verwertung und -entsorgung
  • Zusätzliche Schadstoffemissionen bei der Produktion (zum Beispiel Rotschlamm bei Bauxitabbau für Aluminium, Erdöl- oder Erdgasförderung für Kunststoff oder hoher Energieverbrauch für Glasschmelze), Transport und Verwertung
  • Verschmutzung des öffentlichen Raums und der Landschaft durch achtlos weggeworfene Flaschen und Dosen

Es entstehen also Klima- und Umweltbelastungen über den gesamten Produktlebenszyklus.

Verwertung und Recycling

Glasflaschen:

Der Hauptanteil von Glas ist Quarzsand, außerdem wird Soda, Dolomit, Kalk und Feldspat beigemischt. In Österreich werden etwas mehr als 80% der Glasflaschenexternal link, opens in a new tab getrennt gesammelt. Um das Material zu schmelzen, wird es auf 1580 Grad Celsiusexternal link, opens in a new tab erhitzt. Aufgrund der hohen Sammelquote und dem technisch effizienten Recycling werden zwar Rohstoffe eingespart, aber durch die einmalige Nutzung geht auch viel Energie verloren. Obwohl Einweg-Glasflaschen einem funktionierenden Recycling zugeführt werden, sind sie aus ökologischer Sicht am ungünstigsten.

Plastikflaschen:

Insgesamt kommen in Österreich 49.000 Tonnen Kunststoff-Getränkeflaschen jährlich auf den Markt. Das entspricht 1,6 Mrd. Stück. 70 % davon werden derzeit über den gelben Sack oder die gelbe Tonne getrennt gesammelt und 40 % recycelt. Das Recyclingmaterial wird für die Herstellung von Kunststofffasern (z. B. für Dämm- und Füllmaterial, Fleece Pullover, Folien) oder zur Produktion von neuen PET-Flaschen eingesetzt. Entsprechend der Nachhaltigkeitsagenda 2018external link, opens in a new tab wurden 11.733 Tonnen für die Produktion neuer PET-Flaschen eingesetzt. Demnach wird derzeit lediglich ein Viertel der PET-Flaschen wieder für die Produktion von neuen Flaschen eingesetzt.

Metall:

Zur Herstellung von Weißblech- und Aluminiumdosen wird enorm viel Energie benötigt. Außerdem geht der Bauxit-Abbau für Aluminium mit erheblichen Umweltauswirkungen einher. Durch ein Recycling kann der Energieverbrauch deutlich gesenkt und die Rohstoffe können wiederverwertet werden. Dennoch ist bei der getrennten Sammlung von Dosen in Österreich noch viel Luft nach oben – derzeit liegt die Quote bei nur etwa 37 %. Recyclingmaterial wird hierzulande in der Dosenproduktion keines eingesetzt. Die Rezyklate werden hingegen häufig für Getriebe oder Motoren verwendet.

Verbundkarton:

Getränkeverbundkartons bestehen aus mindestens zwei verschiedenen Werkstoffen, die miteinander verbunden sind und deshalb nicht oder nur sehr schwer recycelt werden können. Die verarbeiteten Stoffe sind Karton sowie der Kunststoff Polyethylen und bei Produkten, die länger haltbar sein sollten, wie Säfte oder Milch, wird eine Schicht Aluminium hinzugefügt. Seit der Einstellung der Öko-Box-Sammlung Ende März 2018 werden Getränkeverbundkartons größtenteils in der „Gelben Tonne“ und im „Gelben Sack“ gesammelt. Insgesamt werden etwa 51 % getrennt gesammelt. Die über die Leichtverpackungssammlung getrennt erfassten Getränkekartons werden allerdings kaum recycelt, lediglich die Kartonfasern können zum Teil verwertet werden. Die Reste werden als Ersatzbrennstoff in industriellen Anlagen eingesetzt. Ansonsten werden die Verbundkartons über den Restmüll verbrannt. Somit besteht aktuell in Österreich kein funktionierender Materialkreislauf für Getränkekartons.

Wie sieht nun das Öko-Ranking für Getränkeverpackungen aus?

Aus dem Blickwinkel der Ressourcenschonung sind Mehrwegflaschen Einwegsystemen deutlich überlegen. Ein Mehrwegsystem auf Basis von PET-Mehrwegpfandflaschen erzeugt beispielsweise nur fünf Prozent der Abfallmengeexternal link, opens in a new tab verglichen mit einem Einwegsystem.

Unsere Empfehlungen:

  • Die beste aller Getränkeverpackungen ist keine :) - gerade in Österreich sind wir mit einem erstklassigen Leitungswasser gesegnet. Das Wasser mit verschiedensten Kräutern, wie beispielsweise Minze von der Fensterbank, etwas aufgepeppt, ist die ökologischste Limo.
  • Bei der Wahl am Getränkeregal Mehrwegflaschen den Vorrang geben. Diese unterstützen lokale, kleinräumige Strukturen. Mehrwegflaschen sind nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern auch volkswirtschaftlich.
  • Einweg-Getränkeverpackungen sollten dringend bepfandet werden, damit sie nach der Nutzung zumindest hochwertig recycelt werden können.
  • Einweg-PET und Getränkekarton sind eine Option für weite Transportwege, aber regional klar im Nachteil.
  • Getränkedosen und Einweg-Glasflaschen sind die ökologischen Schlusslichter.